Das Rauchverbot in Kneipen und Restaurants ist gesellschaftlich akzeptiert worden
Zum Zeitpunkt seiner Verabschiedung im Jahr 2011 war das spanische Nichtraucherschutzgesetz, eines der schärfsten in Europa, äußerst umstritten. Fünf Jahre danach ist das Gesetz in der Bevölkerung weitgehend akzeptiert.
Nach Angaben der Verbraucherschutzorganisation Facua gingen nach Inkrafttreten des Gesetzes zunächst Beschwerden über dessen Nichteinhaltung zu Hunderten ein. Heute gibt es nur noch vereinzelte Meldungen solcher Vorfälle. Dass Übertretungen kaum auffliegen, liege aber auch daran, dass die zuständigen Inspekteure die Gaststätten nur zu ihren Arbeitszeiten, tagsüber, kontrollieren würden, die meisten Verstöße sich jedoch in den Abendstunden ereignen würden.
Schon vor 2011 war das Rauchen in der Öffentlichkeit stark eingeschränkt worden, jedoch in besonderen Raucherzonen noch erlaubt. Mitten in der Krise war es für die Gastronomie besonders schwer, die neuen Auflagen zu erfüllen und durch bauliche Maßnahmen Raucherbereiche abzuteilen und Ventilationssysteme zu installieren. Dennoch nahmen es viele Bar- und Restaurantbesitzer auf sich, zu investieren und ihre Räumlichkeiten entsprechend anzupassen. Als dann vor nunmehr fünf Jahren das Rauchen in öffentlichen Räumen gänzlich untersagt wurde, fühlte sich die Branche verschaukelt.
Der Arzt Franzisco Rodríguez Lozano, Sprecher des Nationalen Komitees für Tabakprävention und Präsident eines gleichnamigen europäischen Netzwerks, zieht eine positive Bilanz. Er konstatiert, das Gesetz habe einen weitreichenden sozialen Konsens erzeugt. Er beobachtet auch erste Erfolge in Form eines 2%igen Rückgangs des Anteils der Raucher in der Bevölkerung. Darüber hinaus zeigten sich schon jetzt ein leichter Rückgang der Sterblichkeit durch Herzinfarkt und weniger Krankenhausaufnahmen wegen Asthma bei Kindern.
Rodríguez Lozano sieht Spanien diesbezüglich als eines der fortschrittlichsten Länder Europas, doch ist es seiner Meinung nach an der Zeit, nun einen nächsten entscheidenden Schritt zu gehen, nämlich die Zigarettenverpackungen zu vereinheitlichen und nur noch den Markennamen und – außer der Risikoaufklärung – keine weiteren Logos oder Bilder auf den Schachteln zu erlauben. Diese Maßnahme wird auch schon in einigen anderen europäischen Ländern diskutiert.
Die Auswirkungen des strengen Anti-Tabakgesetzes schlagen sich deutlich in den Umsätzen der Tabakindustrie nieder, die sich praktisch auf die Hälfte verringert haben. Juan Páramo, Direktor des Tabakunternehmerverbandes Adelta, vertritt allerdings die Ansicht, dass der Rückgang vor allem auf den zunehmenden Zigarettenschmuggel zurückzuführen sei.
Verdreifacht haben sich dagegen, nach Informationen des Spanischen Hotel- und Gaststättenverbandes, die Terrassenflächen in Spanien. Man versuche so eine Alternative zu schaffen, um das Rauchen in Bars doch zu ermöglichen.
Früher seien die Terrassen nur für das Sommergeschäft da gewesen, heute hätten sie das ganze Jahr hindurch Konjunktur.
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