960.000 Euro Schmerzensgeld


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Oberster Gerichtshof der Kanaren sieht die Verantwortung für die Wasserstollen-Tragödie vor 9 Jahren bei der Regionalregierung und den Eigentümern

Fast genau neun Jahre nach dem Unglück in dem stillgelegten Wasserstollen Piedra de los Cochinos in den Bergen von Los Silos ist das Urteil des Obersten Kanarischen Gerichtshofs ergangen. Dieser sieht die Verantwortung für die Tragödie, bei der sechs Menschen ums Leben kamen, bei der Kanarischen Regierung und bei den Eigentümern des stillgelegten Grubenbaus. Die Regionalregierung wird zur Zahlung von 815.600 Euro an Schmerzensgeld verurteilt, die Eigentümergemeinschaft des Stollens muss 144.152 Euro zahlen.

Nachdem ein Verfahren zur strafrechtlichen Verantwortlichkeit nach zwei Jahren ohne Ergebnis eingestellt wurde, hatten sich die Eltern von fünf der Todesopfer und zehn Überlebende des Unglücks mit einer Verwaltungsklage an den Ober-sten Gerichtshof gewandt. Ihre Klage richtete sich gegen die Kanarische Regierung, das Cabildo von Teneriffa, den Inselwasserrat und die Eigentümergemeinschaft des Wasserstollens sowie den Veranstalter der Wanderung, den Verband Asociación Tinerfeña de Amigos de la Naturaleza (ATAN). Das Gericht machte jedoch lediglich die Kanarische Regierung und die Eigentümer haftbar und begründet das Urteil unter anderem damit, dass der Eingang des Stollens nicht verschlossen war und auch keinerlei Warnschild auf die Gefahr bzw. die Tatsache hinwies, dass es sich um einen Wasserstollen handelte.

In dem Urteil heißt es außerdem, dass die Tragödie durch eine vorschriftsmäßige Beschilderung des Eingangs des Wasserstollens hätte verhindert werden können.

Ablauf der Tragödie

Am 10. Februar 2007 starben sechs Wanderer während eines Ausflugs, den sie mit einer Gruppe von insgesamt 29 Personen in den Bergen von Los Silos unternahmen. Sie waren in die „Galería Piedra de los Cochinos“, einen stillgelegten Stollen zur Wassergewinnung, geraten, den sie mit einem in der Nähe liegenden Tunnel verwechselt hatten, der ihnen den Durchgang ins angrenzende Tal Cuevas Negras ermöglicht hät­te. Bevor sie ihren Irrtum bemerkten, waren sie schon eineinhalb Kilometer in den Stollen eingedrungen, wo aufgrund von Gasentwicklung nicht genug Sauerstoff vorhanden war. Nur einem Dutzend der Teilnehmer gelang es, umzudrehen und, desorientiert und entkräftet, wieder ins Freie zu kommen. Wegen der Abgelegenheit erreichten die Rettungskräfte den Unglücksort erst spät. Da es keine geeigneten Beatmungsgeräte gab, zog sich die Rettungsaktion über zwölf Stunden hin, und sechs der Exkursionsteilnehmer konnten nur noch tot geborgen werden.

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