Wege zu Gott und den Mitmenschen


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„Lichtblicke“ der deutschen Seelsorger auf Teneriffa – diesmal von Pfarrer Hansjörg Rasch, Katholische Gemeinde Teneriffa Nord

„Du sollst neben mir keine anderen Götter haben.“ 

Dieses erste und grundlegende der 10 Gebote hat Martin Luther vor etwa 500 Jahren zu der Frage veranlasst, was es denn heiße, einen Gott zu haben. Und seine Antwort lautete: Einen Gott haben heißt, etwas zu besitzen, auf das du dein ganzes Vertrauen setzen kannst. 

Setzen wir unser Vertrauen auf ihn, der uns in Jesus sein menschliches Antlitz gezeigt hat! Dann dürfen wir hoffen, dass er uns in allen Wechselfällen, Ängsten und Nöten unseres Lebens begleitet und beschützt!

Die derzeitige österliche Bußzeit regt uns wieder einmal dazu an, unsere Tage bis Ostern ganz bewusst aus dem Gebet, dem Zwiegespräch mit Gott, zu gestalten, unser Gewissen zu verfeinern, und für Liebe, Güte und Menschlichkeit im Umgang miteinander einzutreten. 

Viele von uns haben die 10 Gebote als Verbotskatalog kennengelernt, der unsere Lebensmöglichkeiten einschränkt: „Du sollst nicht, du darfst nicht …“ 

In Wahrheit aber sind sie eine Ermutigung zu verantwortungsbewusstem Handeln: 

„Du wirst, du kannst …“, weil wir in Gott verwurzelt sind.

Gerade hier lohnt es sich, ganz besonders aufmerksam zuzuhören, denn diese Worte sind keine Droh-, sondern eine Frohbotschaft

Auf die Frage eines Religionslehrers, was das Christentum sei, antwortet ein 12-Jähriger spontan: »Christentum ist das, was man nicht darf« 

Oder jener bekannte Satz mit durchaus kritischem Wahrheitsgehalt: »Alles, was Spaß macht, ist entweder verboten, ist eine Sünde oder macht dick und kostet viel Geld.« 

Das Ergebnis nicht so sehr christlicher als vielmehr bürgerlicher Moral.

Zwei Aussagen, die die Einstellung vieler Mitmenschen zu den Geboten Gottes und zu denen der Kirche ausdrücken. Religiöse Gebote, für viele verbinden sich damit gemischte Gefühle: Du sollst nicht, du darfst nicht! 

Gedanken von Gängelband, Angst oder Drohung werden wach. 

Andererseits wird heute von vielen Seiten der Ruf nach den „10 Geboten“ wieder laut. Man sollte sie wieder mehr den Kindern und Jugendlichen beibringen. 

Würden sie besser eingehalten werden, stünde es auch besser ums Christentum und um unsere Gesellschaft. 

Das ist sicher richtig, vorausgesetzt, die Beweggründe stimmen … 

Werden Gesetze und Ordnung eingefordert, ist dieser Ruf ein moralischer Fingerzeig zum „Brav sein“, dann werden ihm kritische, mündige Christen eher misstrauen. Kommt er aber aus dem Hören auf Gottes Absicht und Willen, dann sollten wir ihm folgen. 

Was aber sind hier Absicht und Wille Gottes? Sie stehen in dem oft vernachlässigten oder verschwiegenen, aber entscheidenden Satz, der den Geboten voran steht: 

»Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus der Sklaverei befreit hat« ich bin der Gott, der dich liebt, der deine Freiheit will, der will, dass dein Leben gelingt. 

Weil Gott so wohlwollend zu uns steht, deshalb, so heißt es im biblischen Sinn übersetzt weiter, „deshalb wirst du dich im Vertrauen auf Gott um ein menschenwürdiges Leben und Zusammenleben kümmern“.

So sind die „10 Gebote“ Worte zum Leben, Wegweiser im Alltag, die älteste Charta der Menschenrechte. 

Sie nehmen mir nicht die Freiheit, sondern erinnern an meine von Gott geschenkte Freiheit. Sie sind keine Kommandos, keine Befehle, keine Verbote. 

Sie sind ermutigende Appelle für den rechten zwischenmenschlichen Umgang: 

Ich werde eines jeden Menschen Würde achten. 

Ich werde eines jeden Menschen Recht auf Leben schützen helfen. 

Ich werde respektieren, was dem anderen gehört. 

Ich werde mich aber auch bemühen, den Armen und Zukurzgekommenen zu ihrem Recht zu verhelfen.

Ich werde versuchen, Menschen, die im Leben hart geprüft werden, wieder aufzurichten, sie zu trösten, ihnen beizustehen. 

Gottes Gebote wollen mir Mut machen: Ich darf etwas wagen, Fantasie entwickeln, kritisch prüfen, damit das Leben und Zusammenleben aufmerksamer und vor allem menschenfreundlicher wird. 

Und:  Ich werde mir die Sehnsucht nach einem zusammen mit Gott gelingenden Dasein nicht ausreden lassen.

Hansjörg Rasch

Pfarrer der deutschsprachigen Katholischen Gemeinde,

Puerto de la Cruz

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