Massengrab aus dem Bürgerkrieg soll geöffnet werden


© EFE

Vermutlich befinden sich die Gebeine des großen spanischen Dichters Gracía Lorca darin

In der Nacht des 19. August 1936, zwei Tage nach Ausbruch des spanischen Bürgerkriegs, wurden unter einem Olivenbaum an einer Landstraße in der Nähe von Granada ein Poet, zwei Stierkämpfer, ein Lehrer und ein Steuerinspektor von den Faschisten erschossen.

Granada – Der Poet, der dem selbsternannten Exekutionskommando zum Opfer fiel, war eine der berühmtesten literarischen Größen Spaniens, Federico García Lorca. Die beiden Stierkämpfer (Banderilleros) waren Francisco Galadí und Joaquín Arcollas, der Lehrer Dióscoro Galindo und der Steuerinspektor Fermín Roldán.

Diese fünf Opfer des Bürgerkriegs wurden vermutlich in dem Massengrab von Alfacar, einem Städtchen nördlich von Granada, verscharrt, das noch vor Ende dieses Monats geöffnet werden soll, um die Toten würdig zu bestatten. So der Wunsch der Nachkommen des Stierkämpfers Galadí und des Steuerinspektors Fermín Roldán.

Gleichen Respekt für alle Opfer der Faschisten

Die Familie von García Lorca hat mit allen Mitteln versucht, das Exhumierungsverfahren zu verhindern. Sie ist dagegen, dass die Gebeine des Poeten in ihrer Ruhe gestört werden, wünscht, dass das gemeinsame Grab unangetastet bleibt und hat wiederholt erklärt, dass dieser Platz offiziell zu einem Friedhof erklärt werden soll: „Das würde nicht nur eine moralische und geschichtliche Anerkennung bedeuten, sondern auch den Schutz dieser Grabstätte. Alle Opfer, die dort begraben sind, sollten gleich behandelt und respektiert werden.“

Die Nichte des Poeten, Laura García Lorca: „Mit diesem Exhumierungsverfahren wird man nicht allen Toten gerecht. Da sind die, die durch ihre Familien identifiziert und beigesetzt werden können. Die, die nicht identifiziert werden können und auf den städtischen Friedhof überführt werden. Und letztlich die, für die sich keiner mehr interessiert und die einfach dort in Alfacar verbleiben werden.“

Die unehelich geborene Enkelin des Lehrers, Nieves Galindo, ist der gleichen Ansicht, doch die Familie des Stierkämpfers Galadí will dessen Gebeine würdig beisetzen, ebenso die Familie von Fermín Roldán. Die haben in der andalusischen Regierung starke Verbündete für dieses Vorhaben gefunden. So wird das Grab gegen den Willen der Familie des berühmtesten dort verscharrten Opfers der Franco-Anhänger in Kürze zur Exhumierung geöffnet werden.

Die Angehörigen der vermutlich in diesem Massengrab beerdigten Opfer können ihre Genproben zur Abgleichung einreichen. Die Familie von García Lorca hat sich bereits geweigert, dieser Aufforderung nachzukommen. Sie behält sich sämtliche Rechte auf die private Identifizierung der Gebeine des Poeten vor. Dennoch sind die Forensiker zuversichtlich, dass sie Federico García Lorca identifizieren können, weil der Poet an dolicefalia litt, erkennbar an einer unnatürlich langen Kopfform.

Federico García Lorca wurde am 5. Juni 1898 geboren, studierte an der Universität Granada und in Madrid und erwarb sich schnell einen Platz unter der aufstrebenden jungen intellektuellen Elite, der sogenannten Generation 1927. In Madrid tauschte er sich mit Künstlern wie Salvador Dalí, dem Komponisten Manuel de Falla, dem Regisseur Luis Buñuel und vielen anderen Künstlern aus.

1929 ging er nach New York, wo er jedoch recht unglücklich war. Die Stadt war ihm zu groß, er vermisste die Natur. 1930 reiste er weiter nach Kuba, 1933 nach Argentinien, wo er große Erfolge feierte, kehrte dann jedoch in seine spanische Heimat zurück.

García Lorca hat seine andalusische Heimat nie vergessen und ihr – und den andalusischen Zigeunern – in seinen Theaterwerken ein Denkmal gesetzt. Seine unbestrittene Musikalität spiegelt sich auch deutlich in der Sprache seiner Werke wider. Seine gesellschaftskritischen Werke hatten ihn bei den Faschisten unbeliebt gemacht, was vermutlich gekoppelt mit seiner Homosexualität zu seiner Ermordung am 19. August 1936 führte.

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