Bettwanzen-Plage in der Immigranten-Unterkunft


© Moisés Pérez

162 Insassen des CIE Hoya Fría mussten in Zentren in Las Américas und auf dem spanischen Festland untergebracht werden

Die prekäre Lage in dem Einwanderer-Internierungszentrum in Hoya Fría wurde schon wiederholt von verschiedenen Stellen beanstandet.

Nun ist sie endgültig aufgeflogen, als bekannt wurde, dass die 162 dort festgehaltenen Immigranten wegen einer Bettwanzen-Plage in andere Zentren verlegt werden mussten. 79 Personen wurden vorläufig in dem ehemaligen Internierungszentrum von Las Américas untergebracht, das zu diesem Zweck wiedereröffnet wurde. Der andere Teil der illegalen Einwanderer aus dem Zentrum Hoya Fría wurde mit dem Flugzeug auf das spanische Festland gebracht, wo sie in ein Internierungszentrum bei Madrid eingewiesen wurden.

Die Gebäude des Zentrums von Hoya Fría wurden vorläufig geschlossen und ein Schädlingsbekämpfungsunternehmen mit der Reinigung und Desinfektion der Räumlichkeiten beauftragt, um die Parasiten zu entfernen.

Die Ungeziefer-Plage hat unterdessen aber erneut die Frage nach dem Sinn der Einwanderer-Internierungslager und ihrer Funktionsweise aufgeworfen. Es gilt als erwiesen, dass kaum ein Zentrum die im Reglement von 2014 festgelegten Auflagen erfüllt bzw. erfüllen kann. Hinzu kommt, dass in den Internierungszentren Personen, die lediglich durch die illegale Einreise nach Spanien gegen das Gesetz verstoßen haben, mit Straftätern zusammenleben müssen, die aus dem Gefängnis entlassen wurden und auf einen Termin für die Abschiebung in ihre Heimatländer warten. Dies sei untragbar, kritisiert unter anderem Victoria Rosell, Richterin und Abgeordnete von Podemos. Sie hatte seinerzeit als Richterin die Aufsicht über das Internierungszentrum Barranco Seco auf Gran Canaria. Rosell ist der Überzeugung, dass in den Internierungszentren die grundlegenden Menschenrechte verletzt werden, weshalb diese Zentren geschlossen werden müssen. Die ehemalige Richterin plädiert für die Umsetzung alternativer Maßnahmen zur Überwachung illegaler Einwanderer wie betreute Unterkünfte und Pass-Entzug.

Auch der Delegierte des spanischen Polizeiverbands auf den Kanaren, José Luis Gallardo, bedauerte, dass die Unterbringung der Immigranten nicht den Vorschriften entspricht. Dies habe das Innenministerium selbst in einem Schreiben eingeräumt. Personalmangel und fehlende Finanzierung werden als Gründe aufgeführt.

In einem Schreiben des Direktors des Internierungszentrums Hoya Fría an den Polizeiverband habe dieser unter anderem bestätigt, dass die Insassen nicht von Sozialarbeitern betreut werden.

Im Herbst letzten Jahres hatte der Polizeiverband öffentlich moniert, dass in dem Internierungszentrum in Hoy Fría pro Schicht nur drei Polizisten die Aufsicht über mehr als 150 Insassen haben. Die Beamten seien damit oft überfordert. Außerdem müssten sie zum Teil sogar Medikamente ausgeben, da die Krankenstation nur zwischen 9.00 und 13.00 Uhr besetzt sei.

Das spanische Innenministerium hatte 2012 aufgrund der rückläufigen Zahl von Bootsflüchtlingen die Schließung des Internierungszentrums von Hoya Fría erwogen, jedoch nie umgesetzt. Bedingt durch die erneute Zunahme des Flüchtlingsstroms aus Afrika in den letzten Monaten ist die Belegung erneut angestiegen.

In Spanien gibt es insgesamt acht Einrichtungen dieser Art. Die „centros de internamiento de extranjeros“ sind zur Unterbringung von illegal eingereisten Einwanderern aus Drittstaaten vorgesehen, für die ein Ausweisungsverfahren eingeleitet wurde. 

Kritiker dieser gefängnisähnlichen Einrichtungen sprechen von der Verletzung von Menschenrechten. 

Alles halb so schlimm

Der Regierungsdelegierte auf den Kanaren, Enrique Hernández Bento, stattete sowohl dem Immigranten-Internierungslager auf Gran Canaria als auch dem auf Teneriffa einen Besuch ab. Nach der gründlichen Desinfektion sämtlicher Räum­lichkeiten im Zentrum von Hoya Fría besichtigte Hernández Bento die Flüchtlingsunterkunft und befand die Einrichtung für beispielhaft. 

„Dies ist ein vorbildliches Zentrum, das 2003 gebaut wurde, und wir haben einfach Pech gehabt, dass es von Ungeziefer befallen wurde“, erklärte er. An mangelnder Sauberkeit könne dies nicht gelegen haben, denn das Zentrum werde täglich – auch an Wochenenden – von einer externen Firma gereinigt. Die Plage sei ein Einzelfall, denn in all den Jahren, die das Zentrum in Betrieb ist, sei nie etwas Ähnliches vorgekommen.

Mittlerweile sind die 79 Insassen, die vorläufig in Las Américas untergebracht worden waren, nach Hoya Fría zurückgekehrt.

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