Gegen Fernando Blanco wird nun auch wegen sexueller Ausbeutung der Tochter ermittelt
Barcelona – Der Untersuchungsrichter im Fall Nadia, deren Eltern durch Übertreibung der Schwere einer genetischen Erkrankung ihrer Tochter sich in großem Stil Spenden erschlichen haben, ermittelt nun zusätzlich gegen den Vater Fernando Blanco wegen sexueller Ausbeutung. Die Polizei hatte bei der Hausdurchsuchung unter anderem einen USB-Stick beschlagnahmt, der Bilder enthält, von denen die Polizei in ihrem Bericht darlegt, sie könnten den Straftatbestand der „Erstellung und des Besitzes von Kinderpornografie“ sowie der „sexuellen Provokation und des Exhibitionismus“ erfüllen.
Der Richter sieht den Vater als Hauptverdächtigen, untersucht jedoch auch die Rolle der Mutter Marga Garau, die auf einigen der Bilder ebenfalls in Erscheinung tritt. Er will klären, inwieweit Garau zum Schutz der heute 11-jährigen Nadia Nerea beigetragen hat und ob ihr bewusst war, dass sie fotografiert wurde. Bisher gibt es keine Hinweise auf eine Beteiligung Dritter oder auf eine Verbreitung der Bilder außerhalb des familiären Umfeldes.
Der Untersuchungsrichter hat angeordnet, den Inhalt von dreizehn weiteren USB-Sticks, sieben SD-Karten, drei Festplatten und anderen Speichermedien zu analysieren.
Die unerwartete Wende im Spendenbetrugsfall Nadia hat dazu geführt, dass das Interesse der Medien und der Bevölkerung an der Verhandlung deutlich zugenommen hat. Zum neuerlichen Befragungstermin der Eltern bei Gericht sammelten sich zahlreiche Medienvertreter und Schaulustige, um einen Blick auf Fernando Blanco und Marga Garau zu erhaschen.
Nach dem Termin gab der Anwalt des Ehepaares, Alberto Martín, bekannt, er lege die Verteidigung des Vaters nieder und werde nur noch Marga Garau vertreten. Er unterstrich jedoch, dass dies nicht mit der Entdeckung der Fotos zusammenhänge, sondern aus juristisch-strategischen Gründen erforderlich sei. Er könne die Rechte der Mutter, die am ehesten eine Chance habe, das Sorgerecht für Nadia zurückzuerhalten, so am besten vertreten.
Nadia lebt zurzeit bei einer Schwester ihrer Mutter auf Mallorca, nachdem der Richter das Sorgerecht der Eltern gleich zu Beginn der Untersuchung ausgesetzt hatte.
Vermeidung medizinischer Betreuung
Als Nadias Familie vor drei Jahren in die 800-Seelen-Gemeinde Organyà in der Provinz Lleida zog, war Fernando Blanco schon bekannt durch seine Auftritte in den Medien, bei denen er um Spenden bat, um seine Tochter retten zu können, weil sie an der seltenen Krankheit Trichothiodystrophie leidet. Die Ärzte vor Ort nahmen deshalb Kontakt auf, um zu helfen, was die Eltern, nach Angaben des Untersuchungsrichters, um jeden Preis zu vermeiden suchten.
Zwei Ärzte gaben gegenüber der Polizei an, dass die Eltern sich weigerten, das Kind ärztlich betreuen zu lassen und dem zuständigen Hausarzt Einsicht in die Krankenakte zu gewähren. Zudem sperrten sie sich gegen das Vorhaben des örtlichen Kinderarztes, Kontakt zu einer Spezialklinik in Barcelona aufzunehmen.
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