Das Ende eines Leidensweges


Misshandelte Ehefrau akzeptiert Gefängnisstrafe wegen Tötung ihres Mannes

María Pilar Marcos wurde jahrelang von ihrem Mann misshandelt, bis sie ihn vor über zwei Jahren tötete. Nach einem Freispruch legte die Staatsanwaltschaft Berufung ein, doch Marcos kam einem weiteren Verfahren zuvor.

Madrid – María Pilar Marcos wurde während ihrer 40 Jahre andauernden Ehe von ihrem Mann, José Antonio Gil Silva, immer wieder körperlich und seelisch misshandelt. Am 2. November 2009 kam es erneut in ihrer gemeinsamen Wohnung in Tafalla (Navarra) zu einem Streit zwischen der damals 64-Jährigen und dem 77-Jährigen. Als Gil Silva seiner Frau eine Ohrfeige verpasste, verlor diese das Gleichgewicht, stürzte gegen einen Tisch, nahm das dort liegende Küchenmesser und stach es ihrem Mann in die Brust, der kurz darauf an der schweren Verletzung verstarb.

In der ersten Instanz wurde ihr Fall vor einem Geschworenengericht verhandelt. Es galt als bewiesen, dass sie jahrelang von ihrem Ehemann misshandelt wurde und ihn aus Angst nie angezeigt hatte. Ihr Verteidiger beantragte Freispruch, weil sie aus Notwehr gehandelt hatte, die Staatsanwaltschaft forderte elf Jahre Gefängnis wegen Totschlags. Nach einem langwierigen Prozess sprachen die Geschworenen María Pilar Marcos frei, da „kein Tötungsvorsatz“ nachgewiesen werden konnte.

Doch die Staatsanwaltschaft legte Rechtsmittel ein und bezeichnete das Urteil als „unlogisch und widersprüchlich“, denn zum einen werde bestätigt, dass Marcos ihrem Mann den tödlichen Messerstich versetzt habe, zum anderen werde sie aber freigesprochen. Sowohl das Gericht von Navarra als auch der Oberste Gerichtshof Spaniens gaben dem statt, erklärten den ersten Prozess für ungültig und ordneten die Wiederholung des Verfahrens vor einem anderen Geschworenengericht an.

Doch das Misshandlungsopfer, unterstützt von seinen fünf Kindern, wollte nicht mehr vor Gericht kämpfen, sodass ihre Verteidiger und die Staatsanwaltschaft sich auf eine Gefängnisstrafe von drei Jahren einigten. Zweieinhalb Monate hat Maria Pilar Marcos schon in Untersuchungshaft abgesessen. Außerdem wird bei der Regierung ein Gnadengesuch eingereicht, in der Hoffnung, die Strafe um ein weiteres Jahr zu verkürzen. Dieses begründet sich auf einen befürwortenden Bericht der Staatsanwaltschaft, die anführt, die Frau habe sofort den Notruf alarmiert und Erste-Hilfe-Maßnahmen angewendet, um ihren Mann zu retten. Außerdem habe sie die Tat unmittelbar gestanden und zumindest teilweise in Notwehr gehandelt.[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]

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