Die königliche Garde verstärkt die Ordnungskräfte

Die königliche Garde patrouilliert im Stadtpark Casa de Campo in Madrid. Foto: EFE

Die königliche Garde patrouilliert im Stadtpark Casa de Campo in Madrid. Foto: EFE

Die 1.500 Gardisten, die sonst König Felipe VI. eskortieren, desinfizieren nun Gebäude und patrouillieren zu Pferde in den Straßen

Madrid – Die königliche Garde hat sich dem Einsatzkommando für den Kampf gegen die Pandemie, das vom Verteidigungsministerium koordiniert wird, angeschlossen. Bei der sogenannten Guardia Real handelt es sich um eine unabhängige militärische Einheit der spanischen Streitkräfte, die normalerweise für den Schutz des Königs, seiner Familie sowie die Sicherheit ausländischer Staatsoberhäupter sorgt.
Dieser Tage jedoch werden auch sie eingesetzt, um die öffentliche Sicherheit und Ordnung aufrecht zu erhalten. Sie patrouillieren zu Fuß oder zu Pferde in den Straßen von Madrid, um auf diese Weise Präsenz zu zeigen und die Einhaltung der Ausgangssperre durchzusetzen. Darüber hinaus übernehmen Mitglieder dieser Einheit aber auch andere Aufgaben, wie die Desinfizierung von Senioren- und Pflegeheimen.
Zur Guardia Real gehören 1.500 Gardisten, rund 90% sind Männer und 10% Frauen. Im Zuge der Covid-19-Epidemie, in einer der schlimmsten Krisen, die Spanien je erlebt hat, tritt dieses Korps sichtbar inmitten der normalen Bürger auf und übernimmt, wie die anderen Sicherheitskräfte auch, notwendige Aufgaben zur Bewältigung der Situation.
Ausgerechnet zu Beginn der Pandemie war öffentlich geworden, dass der emeritierte König Juan Carlos I. ein Bankkonto in der Schweiz unterhält. Ein Teil der Spanier brachte seinen Unmut darüber von den Balkonen aus durch eine sogenannte „Cacerolada“, eine Protestkundgebung, bei der mit Töpfen und Küchenutensilien Radau gemacht wird, zum Ausdruck, denn die Ausgangssperre war zu diesem Zeitpunkt schon über Spanien verhängt. Dann verkündete Felipe VI., er werde auf das finanzielle Erbe seines Vaters verzichten. Der spanische Generalstabschef für Verteidigung, Miguel Ángel Villarroya, erklärte dazu in einer Pressekonferenz vom 23. März: „Der König zeigt, dass er der erste Soldat Spaniens ist.“ Am 26. März stattete Felipe dem zum Feldkrankenhaus umfunktionierten Messezentrum Ifema in Madrid einen Überraschungsbesuch ab. Dies sowie auch der Einsatz der königlichen Garde in den Straßen sendet die Botschaft, dass die Monarchie in diesen Notzeiten an der Seite der Bürger steht.
Von der Lokalpolizei oder gar der Guardia Civil angehalten zu werden, mag als unangenehm erlebt werden. Von der königlichen Garde angesprochen zu werden, löst dagegen bei vielen eher Assoziationen von festlichen Paraden und Trommelwirbeln aus… Der Hauptmann Antonio Carvajal, der mit zwei weiteren Gardisten im Stadtteil Carabanchel patrouilliert, erklärt: „Es geht darum, Präsenz zu zeigen. Wenn man uns sieht, nehmen die Leute die Ausgangssperre ernster. Sie sind es nicht gewöhnt, diese Uniformen zu sehen.“
Ein ungepflegter, traurig aussehender Mann kommt die Straße entlang. Carvajal hält ihn an und fragt höflich, wohin er geht. Der Herr erklärt, er durchlebe eine schwere Zeit ¬– keine Arbeit, obdachlos. Er sei auf dem Weg zu einem Freund, um etwas zu Essen zu erbitten. Der Hauptmann sagt, er verstehe, doch solle der Mann versuchen, so wenig wie möglich herumzulaufen und wenn doch, dann besser mit einer Schutzmaske. Seit er Streife geht, ist ihm bewusst geworden, wie viele Personen auf der Straße leben.
Im Westpark sind berittene Gardisten unterwegs. Hier gibt es nicht viel zu überwachen. Mitten am Osterwochenende ist kaum eine Menschenseele unterwegs. Nur vereinzelt führt ein Anwohner seinen Hund aus. Einmal treffen sie einen verwirrten älteren Herrn, der zwar seine Adresse kennt, aber nicht mehr weiß, wie er dort hinkommen soll. Sie begleiten ihn zurück zu seiner Wohnung, wo seine Frau schon auf ihn wartet.

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