Diskussion um Algenblüte an der Küste


Foto: EFE

Die Erwärmung der Meeresoberfläche und die Wetterlage mit Calima gelten als Auslöser

Teneriffa – „Microalgas“ ist wohl das Wort des Sommers auf den Kanarischen Inseln. Seit Wochen bereitet eine sogenannte Algenblüte den Behörden und Vertretern der Tourismusbranche Kopfzerbrechen und löste eine Debatte um die Ursachen für dieses Phänomen aus.

Die Mikroalgen des Typs Trichodesmium erythraeum haben sich in Form eines grünlich-braunen öligen Schleiers an zahlreichen Küstenabschnitten und Stränden der Inseln ausgebreitet. Dabei handelt es sich um fädige Cyanobakterien, die sich massenhaft vermehrt haben, was als Algenblüte bezeichnet wird. An den betroffenen Stränden wurde die rote Fahne gehisst und vom Baden abgeraten. Obwohl kein akutes Gesundheitsrisiko besteht, können die Mikroorganismen, die auch als Meeres-Sägemehl bekannt sind, doch bei Hautkontakt Reizungen und juckende Ausschläge bewirken. María Candelaria Gil Rodríguez, emeritierte Professorin der Universität La Laguna und Expertin für Meeresbotanik, erklärte in einem Meinungsartikel in der Zeitung „La Opinión“, die Mikroalgen seien nicht nachweislich toxisch, der direkte Kontakt bzw. das Eintauchen in  das getrübte Wasser sei jedoch zu vermeiden.

Die Algen – hier eine Aufnahme in der Bucht von Valleseco bei Santa Cruz Anfang August – bilden einen grünlich-braunen Schleier an der Wasseroberfläche. Foto: EFE

Die kanarische Regierung sah sich durch die anhaltende Situation der Küstenverschmutzung durch die Mikroalgen und die zahlreichen Mutmaßungen über deren Ursache zu einer offiziellen Erklärung veranlasst. Am 16. August fand in den Räumlichkeiten der Gesundheitsbehörde in Santa Cruz de Tenerife eine Pressekonferenz statt, bei der nicht nur der Generaldirektor für Gesundheitspolitik der Inseln und die Leiterin des Umweltschutzamtes Stellung bezogen, sondern auch Wissenschaftler und Experten auf dem Gebiet der Algenforschung zu Wort kamen. Das einstimmige Fazit lautete, dass die Algenblüte nicht durch die Einleitung von Abwasser ins Meer ausgelöst wurde, sondern ein natürliches klimatisches und ozeanografisches Phänomen sind. Auf den Kanarischen Inseln müsse man sich im Zuge des Klimawandels wohl oder übel an dieses Phänomen gewöhnen, hieß es weiter in der offiziellen Stellungnahme der Regierung.

Juan José Alemán gab zusammen mit Experten auf dem Gebiet der Algenforschung in einer Pressekonferenz Auskunft zu dem Phänomen und seinen Ursachen. Foto: Moisés Pérez

Als Auslöser der Algenblüte dieses Sommers, von der insbesondere die Insel Teneriffa, aber auch die Nachbarinseln La Palma und Gran Canaria betroffen waren, gilt die Erwärmung des Meeres auf der einen und die Calima-Wetterlage mit Dunst aus der Sahara auf der anderen Seite. Die Staubpartikel aus der Wüste brächten  Phosphor und Eisen auf die Inseln, die bei der massenhaften Vermehrung der Cyanobakterien eine Rolle spielten, lautet die Erklärung der Experten. Hinzu komme die ruhige See in den vergangenen Wochen.

Auf die Frage zu einer Studie, die ergab, dass eine Algenblüte derselben Art in Israel durch die Einleitung von Abwasser ins Meer ausgelöst wurde, räumte Dr. Emilio Soler von der Spanischen Algenbank ein, dass dies in den meisten Fällen zutrifft und die Vermehrung von Algen mit einer Meeresverschmutzung durch Abwasser zusammenhängt. Im Falle der Kanarischen Inseln, so Dr. Soler, hätten jedoch jahrelange Forschungen auf diesem Gebiet ergeben, dass dieser Zusammenhang nicht bestehe.

Die Befürchtung hatte der Vizebeauftragte der spanischen Regierung auf den Kanaren, Guillermo Díaz Guerra, geäußert und argumentiert, dass am 18. Juni ein großer Abwasserfleck an der Küste von Santa Cruz aufgetaucht war. „Es könnte Zufall sein, aber ich würde wagen zu behaupten, dass menschliches Handeln mit dem Phänomen an unseren Küsten zusammenhängt“, mutmaßte Díaz Guerra. Tatsächlich befindet sich in Cabo Llanos in Santa Cruz eine Pumpstation, die geklärtes Abwasser ins Meer leitet. Sowohl Wissenschaftler als auch Vertreter der Behörden bestreiten einen Zusammenhang von Abwasser und Algenbildung. Der promovierte Meereswissenschaftler Rogelio Herrera gab in diesem Zusammenhang zu bedenken, dass derzeit eine Algenblüte im offenen Meer südlich der Kanaren herrsche, was belege, dass die Algenbildung nicht nur in Küstengewässern geschehe.

Der Generaldirektor für Gesundheitspolitik der Inseln, Juan José Alemán, versicherte bei der Pressekonferenz abschließend: „Die Wasserqualität der Strände auf den Kanaren ist exzellent.“

Weitere Infos (auf Spanisch) zu der Algenblüte gibt es auf der Website canariassaludable.org

Infos zur Wasserqualität an Stränden in ganz Spanien können über http://nayadeciudadano.msssi.es abgerufen werden.[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]

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