Drastisches Sparprogramm zur Kostensenkung


© Ayto. La Orotava

Gemeinderat von La Orotava stellt „Plan der wirtschaftlichen Maßnahmen 2009-2010-2011“ vor

Während in vielen Gemeinden noch helle Aufregung und Entrüstung über die Rückzahlungsforderungen der Regierung herrschte und zunächst noch auf einen Erfolg der Proteste gehofft wurde, hatten die zuständigen Gemeinderatsmitglieder in La Orotava offensichtlich schon ihr Schicksal akzeptiert.

Schnell wurde ausgerechnet, dass allein die Rückzahlung für dieses Jahr 1.259.000 Euro beträgt. Die Gemeinde teilte mit, dass außerdem mit Einbußen durch sinkende Einnahmen aus Baulizenzen, Zugewinnsteuer (Plusvalía) und andere mit dem Immobiliensektor zusammenhängende Gemeindesteuern gerechnet werden muss. Die laufenden Einnahmen der Gemeinde werden sich dadurch und durch die Rückzahlungen an die Re-  gierung voraussichtlich um 2.325.000 Euro verringern, teilten Bürgermeister Isaac Valencia und zwei seiner Gemeinderäte in einer Pressekonferenz mit.

In Anbetracht dieser Aussichten hat der Gemeinderat ein Sparprogramm angekündigt, das so drastisch ist, dass es gar die von den Bürgern so geschätzten Festlichkeiten direkt betrifft.

Karnevalsgala wurde gestrichen

Das von der CC-PNC-Re­gierung in La Orotavas Rathaus zusammengestellte 13-Punkte-Programm sieht eine Kostensenkung durch verschiedenste Sparmaßnahmen vor. Eine der auffälligsten ist sicherlich die Streichung der Karnevalsgalas 2009, 2010 und 2011 und der Verzicht auf die künstlerische Leitung dieser Galas durch den Choreografen Sergio García. Allein dadurch will die Gemeinde innerhalb der nächsten drei Jahre 1,5 Millionen Euro sparen. Desweiteren soll die Teilnahme von Politikern, Vertrauenspersonen und Beamten an Kursen, Reisen und Kongressen  so weit wie möglich eingeschränkt, die Kosten der Werbung für Gemeindeaktivitäten vermindert und Ausgaben für Mobiltelefone, Benzin, Büromaterial, etc. reduziert werden. La Orotava wird in den nächsten Jahren nicht mehr an der internationalen Tourismusmesse Fitur in Madrid teilnehmen, und Kongresse, die außerhalb der Gemeinde stattfinden, werden nicht finanziell unterstützt. Die Gehälter für das sogenannte Vertrauenspersonal von Coalición Canaria werden bis Ende 2011 eingefroren. Die Gehälter der Stadträte wurden bereits vergangenes Jahr bis zum Ende der Legislatur eingefroren.

Grundsteuer, Kfz-Steuer und andere Gemeindesteuern werden trotz aller Sparbe­mühungen der Stadt auch 2009 keine Erhöhung erfahren, teilte Isaac Valencia mit. In der Pressekonferenz zur Bekanntmachung des Sparprogramms gab er sich keine Mühe, seinen Pessimismus zu verbergen und versicherte: „Wir stehen nicht einer Krise, sondern einer Hekatombe mit unkalkulierbaren Auswirkungen gegenüber.“ Er fügte hinzu, dass La Orotava mit diesem Sparplan anderen Gemeinden vorausgeht obwohl die Stadt in einer besseren finanziellen Lage sei als andere Gemeinden, die bereits Schwierigkeiten bei der Zahlung von Gehältern, Stromrechnungen und anderen Kos­ten haben.

Nach günstigen, vielleicht überschwänglichen Jahren sei nun die Zeit gekommen, um sich auf das Wichtige zu besinnen, und das sei „wenigstens einmal am Tag zu essen“ – so weit ging Valencia mit seiner Warnung angesichts der Krise, deren Auswirkungen ihm unter anderem durch die steigende Zahl der Arbeitssuchenden in seiner Gemeinde vor Augen geführt werden.

Kommentar

Erstaunlicher Wandel

Isaac Valencia muss der Schrecken gewaltig in die Knochen gefahren sein. Gerade der als verschwenderisch bekannte Bürgermeister, der in La Orotava seit 1983 das Zepter schwingt, wird plötzlich bescheiden? Gerade er, der es mit dem Aus- (und An-)geben meist so eilig hat, geht jetzt mit einem Sparpaket als Beispielgeber voran? Wirklich erstaunlich, dieser Wandel.

Im März vor drei Jahren sah es noch ganz anders aus. Damals wurde nach mehrjähriger Renovierung das Rathausgebäude von La Orotava wiedereröffnet. Das Bauwerk aus dem 19. Jahrhundert wurde für 5,7 Millionen Euro innen wie außen restauriert. Die Endkosten waren dreimal so hoch wie veranschlagt. Die prunkvolle Ausstattung des Rathauses wurde von der Opposition damals scharf kritisiert und der „Palastbau“ als verschwenderisch angeprangert. Beispiel: Die Renovierung der fünf Toilettenräume des Rathauses verschlang 43.272 Euro – allein die Klopapierrollenhalter sollen pro Stück 96 Euro und jedes Marmorwaschbecken 600 Euro gekostet haben…

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