Deutsch-kanarische Korrespondenz aus Berlin
In Zeiten, in denen die kanarische Kunst nach Brot geht und die kanarische Kultur, auch als Exportartikel, leider nicht mehr die erforderliche Budgetzuwendung erhält, sind die „Aficionados de Canarias“ in Berlin für jeden kleinen kulturellen Lichtblick dankbar.
Berlin – Und so gelang es kurz vor Jahresende, noch an zwei Tagen, am 1. und 2. Dezember, die diesjährigen nunmehr 12. Kanarischen Kulturtage in Berlin zu veranstalten.
Dank starkem Engagement der Kanarisch-Deutschen Gesellschaft und erfreulicher Unterstützung seitens der Spanischen Botschaft in Berlin, der kanarischen Regionalregierung und des angesagten Berliner Treffpunkts „Salon Dahlmann“, mit Timo Miettinen als Manager, sowie des europäischen Netzwerkes „Europäische Bewegung Deutschland“ kamen zwei überaus abwechslungsreiche Abende zustande.
„Cautivas“
Die bekannte kanarische Regisseurin, Schauspielerin und TV-Moderatorin Mercedes Ortega brachte am ersten Abend ihren preisgekrönten Dokumentarfilm „Cautivas“ (Gefangene) mit nach Berlin. Für den Film erhielt sie auf dem kanarischen Filmfestval in Guía de Isora 2011 den ersten Preis. Im Film befragt Mercedes Ortega sieben inhaftierte Frauen in einem mexikanischen Gefängnis nach ihren Lebensgeschichten und den Gründen ihrer Verurteilung. Beeindruckend (und bedrückend zugleich) kommen dadurch sowohl Justizwillkür als auch eklatante Mängel in der Gewährung der Menschenrechte in Mexiko zum Vorschein. Mercedes Ortega begreift ihren Film nur als Teil eines noch lange währenden Kampfes für die Rechte der Frauen, dem sie sich auch durch ihre Mitarbeit in der „Fundación pro Mujeres Cautivas“ widmet.
„Gotas de Agua“
Der zweite Abend dieses kanarischen Kulturwochenendes dann war der Musik gewidmet. In den klassisch-modern gestalteten Räumen des Salons Dahlmann, zwischen zeitgenössischen großformatigen Kunstwerken, trafen sich an diesem Abend besonders viele Mitglieder und Freunde der Kanaren.
Im Mittelpunkt standen die beiden Solisten Sandra González Medina (Klavier) und Pablo Henríquez Medina (Violoncello) aus Las Palmas de Gran Canaria. Sie haben sich in ihren bisherigen Musikerkarrieren viel Können und Erfahrungen in Spanien und im Ausland erworben. Ehe es zur Premiere von „Gotas de Agua“ kam, zeigten sich die beiden Solisten in Bestform, sowohl einzeln als auch zusammen: Bei Bachs Suite für Violoncello solo BWV 1011, bei Haydns Konzert für Viloncello in D-Dur, Op. 101, und besonders grandios im Zusammenspiel bei Tschaikowskis Rokoko-Variationen Op. 33. Schließlich Odette Machados „Wassertropfen“ – ein Stück, das seine kanarische Uraufführung bereits 2010 im Auditorio Alfredo Kraus erlebte. Machado zählt zu den vielversprechendsten jungen Komponistinnen, die aus dem Conservatorio Superior de Música de Canarias in Las Palmas hervorgegangen sind. Der Beifall des Publikums zeigte, was ein kammermusikalischer Abend mit konzentriert und virtuos spielenden Musikern für Resonanz haben kann.
Es bleibt zu hoffen, dass sich die „kulturellen Dinge“ im nächsten Jahr, trotz und alledem, stärker zum imageträchtigen Export der Inseln entwickeln können und u.a. auch an den dann hoffentlich im Frühjahr 2013 stattfindenden 13. Kulturtagen in Berlin glänzen werden.
Text und Fotos von
León W. Schönau
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