Reisemesse Fitur in Madrid: Kanaren rechnen mit dem Comeback des nationalen Tourismus
Madrid/Kanarische Inseln – Die Tourismusmesse Fitur ist die erste der großen Reisemessen, die im zweiten Jahr der Pandemie zum Präsenzformat zurückkehrt. Vom 19. bis 23. Mai fand Fitur als eine Art Hybrid-Ausgabe teils präsenziell und teils online im Madrider Messezentrum Ifema statt. Die Zahl der Aussteller fiel im Vergleich zu 2020, als die Messe noch kurz vor Ausbruch der Pandemie mit einem neuen Teilnehmerrekord – 11.040 Aussteller aus 165 Ländern bzw. Regionen und 111.000 Besucher – abgeschlossen wurde, um einiges geringer aus; Teilnehmer aus 55 Ländern waren immerhin dabei.
Der diesjährige Messeauftritt der Kanarischen Inseln stand ganz im Zeichen der ersten zaghaften Schritte der Erholung des Tourismus, für die Fitur symbolisch stand. Unternehmer und Vertreter der kanarischen Regierung, der Inselverwaltungen und der touristischen Gemeinden zeigten sich recht optimistisch und kamen überein, die Tatsache, dass Fitur als Präsenz-Event möglich wurde, als Zeichen eines Wendepunktes der Krise zu werten.
„Wir befinden uns hier mit dem Ziel 70-70, was heißt, dass wir bis zum Sommer eine 70%ige Durchimpfung der Bevölkerung sowie die Rückkehr zu 70% des Tourismusvolumens von 2019 erwarten“, erklärte der regionale Regierungspräsident Ángel Víctor Torres bei der Eröffnung des kanarischen Messestandes, der kurz darauf auch vom spanischen Königspaar besucht wurde. Für die Rückkehr des nationalen Tourismus auf die Inseln sei eine gute Fluganbindung unerlässlich, erklärte der Präsident weiter und versicherte, dass diese für den Sommer 2021 garantiert werde. Die Inseln werden wieder zu 100% mit dem spanischen Festland vernetzt sein, erklärte er.
Die Zuversicht wurde von der regionalen Tourismusministerin, Yaiza Castilla, unterstrichen, die bestätigte, dass die Zahl der Flugverbindungen mit Zielen auf dem spanischen Festland im Sommer nahezu Vorkrisenniveau erreichen werde. Ihren Angaben zufolge werden in der laufenden Sommersaison (Mai bis Oktober) 2,7 Millionen Tickets auf die Kanaren angeboten und damit 88% des Ticketvolumens von 2019 erreicht werde. Während der Sommermonate Juli, August und September könnte die Fluganbindung, sofern die Fluggesellschaften ihre Ankündigungen einhalten, tatsächlich zu 100% das Vorkrisenniveau von 2019 erreichen.
Abgesehen von den guten Aussichten für die Erholung des nationalen Tourismus, der für die Kanarischen Inseln eine wichtige Einnahmequelle darstellt, wies Torres auch auf die positiven Signale hin, die von Deutschland, den Niederlanden und Dänemark gesendet wurden, indem sie die Kanarischen Inseln von der Liste der Risikogebiete gestrichen haben. Nun hoffe man, so Torres, dass bald auch Großbritannien diesem Beispiel folgen werde.
Fitur ist alljährlich der erste Termin im internationalen Kalender der Tourismusmessen und der wichtigste Treffpunkt für Angebot und Nachfrage der iberoamerikanischen Länder. Auf der Fitur werden neue Produkte vorgestellt, Marken beworben, Trends gesetzt und vor allem viele Kontakte geknüpft.
Am 19., 20. und 21. Mai blieb der Messebesuch dem Fachpublikum vorbehalten, am Wochenende wurde die Fitur dann auch für das allgemeine Publikum und alle interessierten Besucher geöffnet. Ein strenges Sicherheitskonzept, unter anderem mit einer Testpflicht für die Fachbesucher, Abstands- und Hygieneregeln, war erstellt worden, um die Sicherheit aller Teilnehmer und Besucher zu gewährleisten.
Kanaren prangern „Gleichgültigkeit“ der Regierung gegenüber der Lage des Tourismus in der Pandemie an
Die kanarische Tourismusministerin hat im Rahmen der Fitur harsche Kritik an der Regierung Sánchez geübt, die ihrer Meinung nach keine Sensibilität für die „verzweifelte Lage“ der Tourismusbranche auf dem Archipel gezeigt hat. Castilla sprach von „Gleichgültigkeit“ der Zentralregierung, die den Dominoeffekt der Tourismuskrise auf die Wirtschaft der Inseln und die Lebensverhältnisse ihrer Bewohner unterschätzt habe und dem Tourismus als Wirtschaftssektor – auf den Inseln und im ganzen Land – nicht die gebührende Bedeutung beimesse. Castilla sparte nicht mit Kritik und erinnerte daran, dass der von Tourismusministerin Reyes Maroto vor Monaten versprochene „plan especial“ als Rettungsplan für die Kanaren bisher nicht umgesetzt wurde.
Vertereter der Branche schlossen sich der Kritik Castillas an. So erklärte beispielsweise der Präsident der Tourismusvereinigung von Fuerteventura, Antonio Hormiga, der Staat habe schon viel angekündigt, aber nichts verwirklicht. José María Mañaricua, Vorsitzender der Hotel- und Tourismusföderation von Las Palmas (Feht), hält die Rolle von Tourismusministerin Reyes Maroto im Kabinett von Pedro Sánchez für nicht stark genug. Deshalb, so Mañaricua, sei es ihr nicht gelungen, den Tourismus in Spanien entsprechend seiner Bedeutung während der Pandemie zu unterstützen. Auch er wies darauf hin, dass sechs Monate nach der Ankündigung des „plan especial“ für den Tourismus auf den Kanaren, dieser nicht verwirklicht wurde, ebenso wenig wie die sogenannten sicheren Reisekorridore, von denen die Ministerin immer wieder gesprochen hatte.