Ein sechsjähriges Kind musste den Messerangriff wahrscheinlich mit ansehen
Die Bewohner der Kanaren haben ein weiteres Opfer familiärer Gewalt zu betrauern. Die 24-jährige Kolumbianerin Yessica Paola G. P. verstarb im Inselkrankenhaus von Gran Canaria, nachdem sie wegen der Schwere der Stichverletzungen, welche ihr durch ihren Lebensgefährten Henri G. H. (33) zugefügt wurden, von Fuerteventura dorthin verlegt worden war. Sie ist schon die dritte Frau, die in diesem Jahr im Archipel durch geschlechtsspezifische Gewalt ums Leben kam.
In den frühen Morgenstunden des 9. Dezember kam Henri G. H. in das Kommissariat der Nationalpolizei in Puerto del Rosario auf Fuerteventura und erklärte, seine Freundin umgebracht zu haben. Die Poli- zeibeamten begaben sich sofort zu der nahegelegenen Wohnung des Opfers, wo sie die Frau noch lebend am Boden liegend vorfanden. Ihr waren mit einem großen Messer, welches in der Wohnung sichergestellt wurde, ein Dutzend Stiche in den Brustkorb, den Bauch, den Rücken und die Arme zugefügt worden. Die Polizisten bemühten sich, die Verletzungen zu versorgen, bis der Rettungswagen eintraf und das Opfer ins Krankenhaus brachte. Wenig später wurde die Schwerverletzte nach Gran Canaria verlegt, wo sie am Nachmittag desselben Tages verstarb. In der Wohnung war auch ein sechsjähriges Kind anwesend, welches die Tat wahrscheinlich mit angesehen hat. Laut Aussagen der Nachbarn half es seiner Mutter nach der Attacke, sich ins Erdgeschoss hinunterzuschleppen und lief dann hinaus, um bei Nachbarn zu klingeln und Hilfe zu holen.
Die Tat hat spanienweit Betroffenheit, Trauer und Empörung ausgelöst. An verschiedenen Orten kam es zu Anti-Gewalt-Demonstrationen. In zahlreichen Institutionen wurden Schweigeminuten abgehalten. Die Inselregierung von Fuerteventura stellt den Familienangehörigen des Opfers psychologische Unterstützung zur Seite, insbesondere dem durch die Bluttat zum Waisen gewordenen Kind, und brachte die Hoffnung zum Ausdruck, dass es durch die gemeinsame Anstrengung aller Beteiligten die Auswirkungen der schrecklichen Ereignisse überwinden werde.
Henri G. H., der aus der Dominikanischen Republik stammt, befindet sich in Haft. Er ist geständig und gab zu Protokoll, „völlig blind vor Raserei gewesen zu sein“. Er lebte seit vier Monaten mit Yessica Paola G. P. zusammen und war im Monat zuvor wegen Gewalt gegen seine Freundin verhaftet worden. Yessica hatte zu diesem Zeitpunkt Anzeige erstattet, diese jedoch nach der Verhaftung ihres Lebensgefährten wieder zurückgezogen.
Gewalttat in Sevilla
Am selben Tag wurde auch eine 36-jährige Frau namens María del Castillo in Lebrija, Sevilla, von ihrem Ex-Ehemann getötet. Gegen diesen lag eine Fernhalteverfügung vor. Dennoch drang der 40-Jährige um vier Uhr in der Nacht gewaltsam in die Wohnung seiner ehemaligen Frau ein. Im Zuge des darauffolgenden Streits verletzte er sie durch Faustschläge, Messerstiche und einen Sturz vom Balkon. Danach setzte er sich in sein Auto und überfuhr den Körper der auf dem Gehsteig liegenden Frau. Die Leiche der zweifachen Mutter wurde um 4.40 Uhr durch die Angestellte einer Bäckerei auf der Straße unweit ihrer Wohnung liegend aufgefunden. Das Opfer hinterlässt zwei Kinder von 11 und 7 Jahren, die sich zum Zeitpunkt der Tat nicht in der Wohnung aufhielten. María del Castillo ist die Tochter der regional sehr bekannten Flamenco-Sängerin Juana Vargas, was die Empörung und Anteilnahme der Bevölkerung vor Ort noch verstärkt. Der Täter ist geständig und in Haft. In ganz Spanien sind im laufenden Jahr schon 51 Frauen durch ihre Ex-Partner getötet worden.
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