10 Jahre nach der Ölpest
Es kann jederzeit wieder geschehen! Zum zehnten Jahrestag der durch die Havarie des Öltankers „Prestige“ ausgelösten Ölkatastrophe an der Nordküste Spaniens ziehen die Öko-Aktivisten von Greenpeace eine beunruhigende Bilanz.
Bilbao – Seit dem Unglück hat sich praktisch nichts geändert, weder greift die Gesetzgebung, noch konnte die Abhängigkeit vom Erdöl reduziert werden. Auch wenn ab 2015 nur noch doppelwandige Tanker die Meere befahren dürfen, sind heute immer noch zahlreiche einwandige Frachter, wie die „Prestige“ und die „Exxon Valdez“ im Dienst und stellen „weitgehend unkontrolliert als schwimmende Schrottplätze“ ein schwerwiegendes Risiko dar. Obwohl diese Schiffe europäische Häfen nicht mehr anlaufen dürfen, sind sie nicht von den Meeren verschwunden und gefährden wie eh und je die Küsten Europas und in aller Welt.
Mit einer Protestaktion macht Greenpeace darauf aufmerksam, dass die zehn Jahre seit dem Unglück nicht genutzt wurden, um die Gefahren, die von den veralteten Öltankern für die Umwelt ausgehen, zu reduzieren. Im Hafen von Bilbao hat die Umweltorganisation eines der Schiffe ausgemacht, welches der „Prestige“ in Bauart und vielen anderen Aspekten in beunruhigendem Maße gleicht. Es handelt sich um die „Searacer“, die unter maltesischer Flagge fährt. Also ebenso unter einer sogenannten Billigflagge wie seinerzeit die „Prestige“, die auf den Bahamas ausgeflaggt war. Hier enden die Ähnlichkeiten jedoch nicht, beide Schiffe haben einen griechischen Reeder, registrierte Eigner sind in beiden Fällen liberianische Gesellschaften, und sie haben beide ihre Zulassung vom American Bureau of Shipping (ABS) erhalten, das wegen der Ölpest an der Küste Nordspaniens auf eine Milliarde Euro Schadenersatz verklagt worden ist. Und natürlich haben beide Schiffe keine doppelte Außenwand zum Schutz vor dem Auslaufen der Öltanks. Aktivisten der Umweltorganisation näherten sich dem Tanker mit dem Schlauchboot, um mit Protestplakaten wie „Eine neue „Prestige“ ist möglich“ und „Lasst uns Erdöl vermeiden“ auf die Gefahr aufmerksam zu machen.
Greenpeace prangert weiterhin an, dass es der Justiz offenbar nicht möglich ist, Verantwortliche für die Katastrophe auszumachen und zur Verantwortung zu ziehen. In dem nahezu zehnjährigen Prozess um die Schäden, die von der Staatsanwaltschaft von A Coruña auf fast viereinhalb Milliarden Euro beziffert werden, sitzen nur zwei alte Seeleute von der „Prestige“ und ein Ex-Generaldirektor der Handelsmarine, jedoch keiner seiner Vorgesetzten vor den Richtern. Die Umweltorganisation sieht in diesem Vertuschen der wahren Verantwortlichkeiten einen Hauptgrund, warum es so lange dauert, die Gefahren, die von den unsicheren Tankern ausgehen, in den Griff zu bekommen.
Die letzte Inspektion der „Prestige“ fand 2007 statt
Sieben Jahre sind ins Land gegangen und niemand hat den Zustand der „Prestige“ kontrolliert. Das hat der stellvertretende Generaldirektor für Forschung beim spanischen Ozeanografischen Institut, Demetrio Armas, eingeräumt. 2006 habe man Öl auf der Wasseroberfläche ausgemacht, nachdem die größte Menge des Rohöls aus den Tanks abgepumpt worden war. Nach der letzten Inspektion im Jahr 2007 hätten keine Kontrollen mehr an dem Wrack stattgefunden. „Wenn kein Öl auftaucht, sind derartige Inspektionen überflüssig“, versicherte er.
Am 19. November 2002 brach der Tanker „Prestige“ vor der Küste Galiciens auseinander und verursachte eine schreckliche Ölpest. 2007 hatte die damalige sozialistische Regierung den Ölkonzern Repsol YPF damit beauftragt, das Wrack, das 4.000 Meter tief auf dem Meeresgrund liegt, in Augenschein zu nehmen und eine eingehende Inspektion durchzuführen. Dabei sollte festgestellt werden, ob weiterhin Öl austritt und in welchen Mengen. Danach hat es keine Kontrollen mehr gegeben. Ein entsprechender Auftrag müsste von der Regierung erteilt werden.
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