Gute Ratschläge


Wirtschaftsminister fordert von Banken mehr Ethik und Moral

Mehr als 150.000 spanische Familien mussten schon das Trauma einer Zwangsräumung erleben oder stecken mitten in einem solchen Verfahren.

Madrid – Wiederholt wurde schon gefordert, dass der Gesetzgeber endlich den Familien zu Hilfe kommen müsse. Weit von einer gesetzlichen Regelung entfernt, hat Wirtschaftsminister Luis de Guindos sich jetzt zumindest mit konkreten Vorschlägen an die Sparkassen und Banken gerichtet und an ihre Moral und Ethik appelliert. Ende Februar präsentierte de Guindos im Abgeordnetenhaus verschiedene Punkte, über die er derzeit mit dem Finanzsektor verhandelt. Die Ergebnisse sollen schlussendlich in einem „Codex über korrektes Verhalten“ festgehalten werden.

Mehr Kulanz und Verantwortung

So forderte der Wirtschaftsminister von den Kreditinstituten, Familien ohne Einkommen mehr Verständnis und Kulanz entgegenzubringen und eine Karenzzeit von zwei Jahren vor einer eventuellen Zwangsräumung zuzugestehen. Darüber hinaus legte er nahe, nach Ablauf der zwei Jahre weiterhin auf die Zwangsräumung zu verzichten und stattdessen die Schuldner gegen Mietzahlungen im Objekt wohnen zu lassen. „Der Verlust der Arbeitsstelle ist schon sehr schlimm. Wenn einem dazu auch noch das Zuhause genommen wird, ist das katastrophal“, äußerte der Minister.

In Ausnahmesituationen, beispielsweise. wenn eine einkommenslose Familie über kein weiteres Eigentum als ihr Zuhause verfügt, empfiehlt de Guindos die Leistung an Erfüllungsstatt, d.h. dass mit Rückgabe der Immobilie die Hypothek abgelöst ist, denn „es ist übermäßig, noch mehr von ihnen zu verlangen“.

Eine generelle Einführung dieser Form der Schuldbegleichung lehnte er jedoch ab, denn die Finanzinstitute würden die Höhe der Darlehen senken, die Zinsen erhöhen und insgesamt weniger Hypotheken bewilligen.

Es ist der Wunsch von de Guindos, dass  die Kreditinstitute für ihre Fehler einstehen sollen. Wenn die Banken eine Immobilie zu hoch geschätzt haben und der Wert der Immobilie die Schuld nicht deckt, dann sollten sie zumindest einen Teil des Restes erlassen, so der Wirtschaftsminister.

Reaktion

Mittlerweile haben die Sparkassen und Banken eingesehen, dass Zwangsräumungen sich auch negativ auf sie auswirken, werfen sie doch ein schlechtes Licht auf das betreibende Kreditinstitut und sorgen darüber hinaus noch für zusätzliche Kosten wie Instandhaltung und Ausbesserung der durch illegale Besetzer verursachten Schäden. Insofern erklären sich auch die Finanzinstitute heutzutage eher zu Verhandlungen bereit, um die Schuldner im Objekt wohnen zu lassen.

Einige von Sparkassen in Banken umgewandelte Finanzinstitute prüfen auch, ob sie Gelder aus ihrem Sozialwerk (in Spanien sind die Sparkassen verpflichtet, einen Teil ihres Gewinns sozialen bzw. kulturellen Zwecken zugute kommen zu lassen) abzweigen können, um die Kredite von Familien, die bereits ihr Heim verlassen mussten, auszugleichen.

Auf eine mögliche Leistung an Erfüllungsstatt reagierten die Sparkassen und Banken jedoch mit Ablehnung, insbesondere wenn diese rückwirkend eingeführt werden sollte.

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