Zahlreiche Häuser und Hütten an der kanarischen Küste sind vom Fallbeil des Küstengesetzes bedroht
Nach dem endgültigen Abriss des Fischerortes Cho Vito in Candelaria (siehe Wochenblatt vom 21.11.2012) wächst auch andernorts an der kanarischen Küste die Angst vor dem Fallbeil des spanischen Küstenamtes.
In den Orten Igueste, Tachero und Almáciga im Gebiet von Anaga (Teneriffa) schweben an die 200 Häuser in Gefahr. Sie stehen zu nah am Meer, denn das gültige Küstengesetz von 1988 legt fest, dass ein 100 Meter breiter Streifen landeinwärts freigehalten werden muss. Im Rathaus von Santa Cruz setzt sich die alternative Partei „Sí se puede“ für die Rechte dieser Bürger ein und stellte erst kürzlich in einer Gemeinderatssitzung den Antrag, dass der Stadtrat sich dafür verwenden möge, diese Grenzlinie von 100 auf 20 Meter verringern zu lassen, um die Bewohner dieser Orte zu schützen.
Auch in Fuencaliente auf La Palma machen sich die Eigentümer der kleinen Holzhütten und Häuschen in Punta Larga und Playa del Faro Sorgen. Hier schlug das Küstenamt bereits 2007 zu und riss einen Teil der Orte ab. Nun zeigten sich die zu einer Vereinigung zusammengeschlossenen Bürger Fuencalientes solidarisch mit den Bewohnern Cho Vitos, denen ihr Eigentum genommen wurde. „Wir fühlen uns sehr verbunden mit den Betroffenen von Cho Vito“, sagte Nives Mari, Sprecherin der Bürgerplattform „Salvar las casetas de Fuencaliente“. Man habe gehofft, dass sich die jüngste Abänderung des Küstengesetzes positiv auswirken würde, doch nach dem, was in Cho Vito geschah, seien nun alle Hoffnungen dahin und die Bürger erneut in Hab-achtstellung. Bedauerlicherweise seien mittlerweile sämtliche rechtlichen Mittel ausgeschöpft, sodass die Besitzer der 40 Häuschen nun mit wachsender Beunruhigung der Entscheidung des Küstenamtes entgegensehen.
Cho Vito klopft an die Tür der EU
Unterdessen ließ der Anwalt der Betroffenen von Cho Vito wissen, dass der Kampf noch nicht ausgefochten sei. Am 12. Dezember wird er gemeinsam mit Vertretern der zwangsenteigneten Bewohner des Ortes nach Brüssel reisen, um EU-Kommissarin Viviane Reding zu treffen, die für das Ressort Justiz, Grundrechte und Bürgerschaft zuständig ist. Außerdem seien Gespräche mit Mitgliedern der PP auf EU-Ebene sowie Vertretern kleinerer Parteien und der Grünen vorgesehen. Dabei wollen die Betroffenen die Baupläne des Architekten vorlegen, um auf einem von der Gemeinde zur Verfügung gestellten Grundstück ihr verlorenes Wohneigentum zu ersetzen. In dem Abkommen, das die durch das Küstenamt Enteigneten von Cho Vito mit der Gemeinde unterzeichneten, ist festgelegt, dass sie für die Finanzierung des Baus aufkommen müssen, während die Gemeinde das Grundstück stiftet. Über eine Wohnungsbaugenossenschaft wollen sie die Finanzierung der geplanten elf kleinen Wohnhäuser in kanarischem Stil bei der EU beantragen. Es sollen bescheidene Häuser mit einer Wohnfläche von 60 bis 80 Quadratmetern sein. Die Bauzeit soll zwei bis zweieinhalb Jahre betragen, und auch für die Verhandlungen rund um die Finanzierung bei der EU haben sich die Bürger bereits eine Frist gesetzt: 14 Monate.
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