Paradiesisches Kanaren-Eiland zu verkaufen


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Montaña Clara könnte wieder in Privatbesitz übergehen, wenn der Staat nicht endlich handelt

Alejandro Márquez hat vor etwas über einem Monat einen Auftrag erhalten, von dem jeder Immobilienagent sein Berufsleben lang träumt. Die Familie López Socas von Lanzarote will Montaña Clara, ein paradiesisches Eiland vor La Graciosa, „loswerden“.

Madrid – Die 1,48 Quadratkilometer große, unbewohnte und wegen ihrer Naturschätze geschützte Insel könnte der Traum eines jeden Millionärs sein, der mal eben neun Millionen Euro locker machen kann, um sich einen Luxuswunsch zu erfüllen.

Don Mariano López Socas, ehemals Bürgermeister der Gemeinde Haría auf Lanzarote und Prokurist unter Diktator Franco, hatte das Eiland vor genau 50 Jahren „erstanden“.

Seine Erben wollen das Eigentum nun endlich zu Geld machen und haben der Immobilienfirma Look and Find mit Sitz in Las Palmas de Gran Canaria den Auftrag zur Vermittlung des Verkaufs erteilt.

Auf dem Eiland vulkanischen Ursprungs befindet sich ein Krater, der so im Meer gelegen ist, dass er einen natürlichen Hafen bildet, der Booten das Anlegen selbst ohne große Bauarbeiten möglich macht. Doch die zukünftigen Besitzer könnten nicht viel auf der Insel anstellen, denn Montaña Clara gehört zu dem geschützten  Naturgebiet Archipiélago de Chinijo, das sich aus verschiedenen kleinen Inselchen bei Lanzarote zusammensetzt. Derzeit gibt es nur eine 25 qm große Hütte, die den Eigentümern als Unterschlupf dient. Andere Bauarbeiten dürften nicht durchgeführt werden.

Enteignung forcieren

Kenner der Situation nehmen jedoch an, dass es der Familie López Socas weniger um den Verkauf des Inselchens an eine Privatperson bzw. ein Geldinstitut geht, sondern vielmehr um die Beschleunigung eines möglichen Enteignungsprozesses durch das spanische Umweltministerium. Durch die Ankündigung ihrer Verkaufsbereitschaft festigen die Eigentümer sozusagen ihre Verhandlungsposition auch den Behörden gegenüber.

Tatsächlich fordern Umweltschützer schon seit langem die Enteignung der Insel. Sie sollte zu öffentlichem Boden erklärt  werden und somit beispielsweise Wissenschaftlern für Forschungsarbeiten zur Verfügung stehen.

Bislang hat sich das Umweltministerium noch nicht offiziell zu der Angelegenheit geäußert, bei der Immobilienfirma sind jedoch bereits die ersten Anfragen eingegangen. Angeblich zeigte ein holländisches Ehepaar mit Wohnsitz auf den Kanaren Interesse, die kleine Insel zusammen mit Freunden zu kaufen. Ähnliches hörte man von einem spanischen Geldinstitut, das sich durch den Kauf der Insel und gestützt auf das „Gesetz des Mäzenatentums“ steuerliche Vorteile erhofft.

Die Rechnung der Eigentümer scheint jedenfalls aufzugehen, denn nachdem die Nachricht über die Verkaufsabsichten der Familie López Socas bekannt wurde, scheint auch auf staatlicher Ebene Leben in die Angelegenheit zu kommen. Nach letzten Nachrichten fasse man nämlich schon seit langem eine mögliche Enteignung ins Auge, heißt es nun auf einmal.

Das versteckte Juwel der Kanaren

Chinijo –  der kleine Archipel am nördlichsten Zipfel der Kanaren setzt sich aus den Inseln La Graciosa, Alegranza, Montaña Clara, Roque del Este und Roque del Oeste zusammen. Außerdem wird die Steilküste von Famara im Norden Lanzarotes dazugezählt. 1987 wurde die komplette Inselgruppe zum Naturschutzgebiet erklärt und zählt heute zu den wichtigsten Vogelschutzgebieten der Kanarischen Inseln.

Weitestgehend von menschlichen Einflüssen verschont, blieb die Natur in diesem kleinen Paradies bis heute praktisch intakt. Die einzige bewohnte Insel ist La Graciosa, wo es ein Fischerdorf und auch einige wenige Urlaubsunterkünfte gibt.

Auf den felsigen Eilanden des Chinijo-Archipels nisten zahlreiche unter Schutz stehende Vogelarten, wie der Fischadler, der Berberfalke, der Eleonorenfalke oder der Schmutzgeier.

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