Prozessbeginn im Gescartera-Finanzskandal


© EFE

Sechs Jahre nach Aufdeckung des Betrugs

Am 24. September hat im Nationalen Gerichtshof in Madrid der Prozess in einem der größten Finanzskandale der jüngsten spanischen Börsengeschichte begonnen. Die Rede ist von der inzwischen aufgelösten Fondsgesellschaft Gescartera, die rund 4.000 Anleger um 50,2 Millionen Euro geprellt haben soll.

Madrid – Angeklagt sind Gescartera-Besitzer Antonio Giménez sowie 13 seiner Mitarbeiter, darunter auch die ehemalige Gescartera-Vorsitzende María del Pilar Giménez-Reyna.

Aufgeflogen ist der Skandal bereits vor sechs Jahren, ein Großteil des Geldes ist jedoch bis heute nicht wieder aufgetaucht. Die Staatsanwaltschaft unter der Leitung von Vicente González Mota fordert für Gescartera-Besitzer Camacho sowie zwei weitere Hauptangeklagte je elf Jahre Gefängnis. Ihnen wird neben Betrug und Unterschlagung auch Urkundenfälschung vorgeworfen. Insbesondere Camacho, 41, soll mit dem Geld, das ihm die Anleger anvertrauten, höchst riskante Börsengeschäfte abgewickelt bzw. diese häufig nur vorgetäuscht haben, um das Geld in die eigene Tasche fließen zu lassen. Angelockt wurden die Investoren dabei mit dem Versprechen ungewöhnlich hoher Renditen.

Da es zehn Jahre dauerte, bis der Skandal aufflog, wurde das Geld neuer Anleger nach dem Schneeball-System dafür benutzt, ältere Investoren auszubezahlen und so die immer leerer werdenden Firmenkassen zu vertuschen. Ein Großteil des „verschwundenen“ Geldes wird in Steuerparadiesen im Ausland vermutet.

Besonders pikant ist in diesem Zusammenhang auch die Tatsache, dass drei hohe Mitglieder der damals amtierenden konservativen Regierung tief in die Angelegenheit verwickelt sein sollen: Enrique Giménez-Reyna, ehemaliger Staatssekretär für Finanzen und Bruder der Gescartera-Präsidentin, Pilar Valiende, die damals Vorsitzende der spanischen Wertpapierbörsenkommission CNMV war, und Luis Ramallo, Ex-Vizepräsident der CNMV. Alle drei waren im Rahmen der Aznar-Regierung die obersten Verantwortlichen für die Beaufsichtigung der Aktivitäten von Gescartera und weder stellten sie Unregelmäßigkeiten fest noch bemerkten sie die Verminderung des Fondsvermögens.

Der Prozess soll etwa drei Monate dauern.[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]

Über Wochenblatt

Das Wochenblatt erscheint 14-tägig mit aktuellen Meldungen von den Kanaren und dem spanischen Festland. Das Wochenblatt gilt seit nunmehr 36 Jahren als unbestrittener Marktführer der deutschsprachigen Printmedien auf den Kanarischen Inseln.