Stauproblem spitzt sich zu


© fotosaereasdecanarias.com

Ein Unfall reicht, um einen Kollaps der Nordautobahn herbeizuführen

Seit Beginn des neuen Studienjahres und der Wiederaufnahme der Vorlesungen an der Universität La Laguna stecken die Pendler, die im Inselnorden leben und in La Laguna oder Santa Cruz arbeiten, wieder jeden Morgen auf der Nordautobahn TF-5 im Stau.

Passiert ein Unfall, bilden sich kilometerlange Schlangen, alles steht still,  und die Fahrzeit kann schnell über zwei Stunden betragen. Mit der Folge, dass erneut die Debatte entbrannt ist, wie dieses enorme Verkehrsproblem, das sich negativ auf die Wirtschaft und auf die Gesundheit der Verkehrsteilnehmer auswirkt, gelöst werden könnte. Dabei wurden diverse neue und alte Lösungsvorschläge auf den Tisch gelegt.

Maßnahmen brachten keine Erleichterung

Im Frühjahr hatte die Inselregierung diverse Maßnahmen zur Behebung des Stauproblems angekündigt, die dieser Tage abgeschlossen wurden. Die Direktverbindung zwischen der Vía de Ronda und der Verbindungsautobahn TF-2 wurde vor Kurzem freigegeben, sodass dieser Verkehr erst gar nicht auf die Nordautobahn stößt. Auch die Autobahnauffahrt von Lora y Tamayo ist verlegt worden. Dennoch kommt es seit Vorlesungsbeginn wieder jeden Morgen zum Kollaps. Ein Unfall kann dafür sorgen, dass die Schlange bereits bei La Orotava beginnt. Ansonsten stockt der Verkehr ab Santa Ursula, La Victoria oder spätestens bei La Matanza. Ab Guamasa gibt es nur noch stop and go. 

Vorlesungszeiten verlegen?

Kurz nach Semesterbeginn und der erneuten Zuspitzung der Lage schlug Cabildo-Präsident Carlos Alonso nun vor, den Vorlesungsbeginn nach hinten zu verschieben, damit nicht gleichzeitig die Pendler und die Studenten auf die Autobahn drängten. Rektor Antonio Martinón erklärte einer Tageszeitung seine Gesprächsbereitschaft unter der Voraussetzung, dass den Studenten keine zusätzlichen Kosten aufgebürdet würden. Die Kanarische Studentenvereinigung lehnte die Verlegung der Vorlesungszeiten ab, denn es würden sich alle Veranstaltungen nach hinten verschieben und viele Studenten erst spät am Abend ihren Uni-Tag abschließen. Auch die von anderer Seite vorgeschlagene Erhebung von Parkplatzgebühren wurde abgelehnt. Stattdessen schlugen die Studenten vor, die Bus-Verbindungen zu verbessern und die Studenten-Abonnements zu verbilligen.  

Seit einigen Monaten untersuchen Experten der Universität im Auftrag des Cabildos, woher die Fahrzeuge konkret kommen, die täglich den Campus ansteuern, um gezielt die Nutzung des öffentlichen Transports und von Mitfahrzentralen fördern zu können. Im Rahmen einer weiteren Studie lässt die Inselregierung derzeit prüfen, ob eine dritte Fahrspur ausschließlich für Busse und vollbesetzte Fahrzeuge von den Studenten entsprechend genutzt werden würde.

Um das Verkehrsproblem endgültig in den Griff zu bekommen, setzt das Cabildo jedoch auf die Schließung des Insel-Schnellstraßenrings und langfristig auf den Bau einer Zugverbindung. 

Vizepräsident im Stau

Als Cabildo-Vizepräsident Aurelio Abreu Ende September für seine tägliche Fahrt von Buenavista del Norte zu seinem Arbeitsplatz in Santa Cruz aufgrund eines Auffahrunfalls über zwei Stunden benötigte, platzte dem Politiker der sprichwörtliche Kragen. „Die Situation ist für diejenigen höllisch, die zur Arbeit oder zu einem Meeting fahren und nie wissen, ob sie pünktlich kommen. Es kann nicht angehen, dass aufgrund eines Unfalles der Verkehr auf der Nordautobahn kollabiert.“ Abreu forderte, dass im nächsten Haushalt unbedingt die nötigen finanziellen Mittel zur Umsetzung der von den Experten ausgearbeiteten Lösungen bereitgestellt würden. 

Neue Verbindung im Gespräch

Später kündigte Cabildo-Präsident Carlos Alonso an, die Nordautobahn zwischen Guamasa und Los Rodeos um eine dritte Fahrspur zu erweitern. Obwohl die Regionalregierung die Kompetenz für die Nordautobahn habe, wolle er noch in diesem Mandat das Problem der TF-5 lösen. Das Cabildo würde die nötigen Kosten erst einmal übernehmen. Die Antwort des Kanarischen Ressorts für öffentliche Bauten ließ nicht lange auf sich warten. Das Ressort bezeichnete die Ankündigung Alonsos als Einmischung und lehnte die dritte Fahrspur zwischen Guamasa und Los Rodeos ab. Stattdessen befürworte man den Bau einer neuen Verbindung zwischen Guamasa und Las Chumberas, dem Industriegebiet, in dem sich Alcampo, Ikea, Decathlon etc. befinden, die um den Nordflughafen herumführen würde. Hierfür nötige Gespräche mit dem Flughafenbetreiber AENA seien bereits aufgenommen worden, hieß es aus dem Ressort. 

In einem Interview des Radio-Senders Cadena Ser zu dem Thema ließ Ressortleiter José Luis Delgado wissen, bei dem „Bypass“ zwischen Guamasa und Las Chumberas handele es sich um die einzige Lösung zur Behebung des Stauproblems. Nicht, weil er das sage, sondern weil die Inselregierung im Speziellen Flächennutzungsplan zur Neuordnung des Straßensystems im Jahr 2007 dies so niedergelegt und beschlossen habe. Allerdings handele es sich um ein langfristiges Vorhaben, mit dessen Abschluss nicht vor dem Ablauf von vier Jahren zu rechnen sei. Kurzfristig befürworte er die Einrichtung von Ausweichstraßen parallel zur Autobahn, die Abschaffung von Anschlussstellen und die Förderung von Mitfahrzentralen.  

[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]

About Wochenblatt

Das Wochenblatt erscheint 14-tägig mit aktuellen Meldungen von den Kanaren und dem spanischen Festland. Das Wochenblatt gilt seit nunmehr 36 Jahren als unbestrittener Marktführer der deutschsprachigen Printmedien auf den Kanarischen Inseln.