Teneriffa – immer wieder eine Reise wert


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Vom 23. bis 26. November tagt der DRV auf der Insel

Rund 1000 Reiseexperten werden sich vom 23. bis 26. November zur Jahrestagung des Deutschen Reisebüro- und Reiseveranstalterverbands DRV auf Teneriffa treffen und sich über angesagte Themen der Touristik austauschen. Das Event ist von großer Bedeutung für die Insel, gerade in diesen Zeiten, in denen Teneriffa schwerlich mit neuen Bestmarken einen weiteren Boom ausrufen kann, sondern froh konstatiert wird, dass man sich nicht über sonderliche Rückläufigkeiten Sorgen machen muss.

Kein Wunder also, dass die rege Aktivität im Tourismusamt der Insel deutlich macht, wie sehr man bemüht ist, den Besuchern die Insel von ihrer allerbesten Seite zu präsentieren.

Zum Glück müssen dafür keine potemkinschen Dörfer her. Teneriffa ist schön, auch wenn es da ein paar Ecken beispielsweise in der Nähe der Hauptstadt gibt, die man besser nicht herzeigt. In den Bergen präsentiert sich die Natur von ganz allein in satter Farbvielfalt, die das Herz erfreut. Allein rund die Hälfte der Insel ist als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Je nach Einstufung ist in diesen Gebieten Bebauung nur sehr restriktiv bis gar nicht möglich. Und in den Tourismuszentren wird auf weiter Strecke deutlich, wieviel Wert auf gepflegte Umgebung gelegt wird, in der die Urlaubsgäste sich wohlfühlen können. Auf der Massentourismusinsel Teneriffa ist die Diskussion „Tourismus oder Umwelt“ noch rechtzeitig entbrannt und wurde sehr schnell in „Tourismus und Umwelt“ umgemünzt. Ein Thema, das zweifellos auf dem DRV-Kongress auch zur Sprache kommen wird, denn einer der Redner ist TUI-Umweltdirektor Dr. Wolf-Michael Iwand.

Die Kurve rechtzeitig gekriegt

“Selbstmord in Beton” hieß ein Dokumentarfilm über Teneriffa, der Mitte der 80er Jahre im deutschen Fernsehen ausgestrahlt wurde und auf Teneriffa Wogen der Empörung auslöste. So schlimm, wie in dem Film dargestellt, waren die Zustände auf der Insel doch bei weitem nicht – oder etwa doch? Nach außen vorgetragene heftige Kritik an dem Machwerk löste in den Tourismuskreisen der Insel intern jedoch Selbstkritik aus. Wie weit entfernt waren wir auf Teneriffa denn tatsächlich noch von diesem Horror-Szenarium, das in der Sendung durch überspitzte Kameraführung und geschickte Schnitte durchaus glaubhaft vermittelt wurde? Immerhin wollte keiner den sprichwörtlichen Ast absägen, auf dem man sich doch so behaglich eingerichtet hatte.

Die Je-mehr-Betten-desto-besser-Politik wurde damals erstmals ernsthaft in Frage gestellt. Und die Reiseveranstalter, die einerseits immer mehr Urlauber in beliebte Ferienorte brachten, andererseits aber bukolische, liebliche Natur für ihre Gäste forderten, kamen ins Umwelt-Kreuzfeuer. Auch die Grüne Petra Kelly, die zur damaligen Zeit mit ihrem Lebensgefährten, dem NATO-General Gert Bastian, nach Teneriffa gekommen war, wetterte öffentlich: “Ich schäme mich für meine Landsleute”, wobei sie sich auf die zunehmende Bebauung der Insel durch Hotel- und Ferienanlagen bezog.

TUI war der erste Touroperator, der dem weltweit wachsenden Umweltbewusstsein und der daraus folgenden Tourismus-Kontroverse “Bettenburgen oder heile Natur” öffentlich Rechnung trug. So schickte der niedersächsische Konzern den Wirtschaftswissenschaftler Dr. Wolf-Michael Iwand als Umweltbeauftragten ins Feld. Der sollte fortan für das Umweltbewusstsein der TUI Flagge zeigen. Zunächst von einigen Medien als Alibi bespöttelt, ging Iwand unverdrossen daran, erst einmal in Hannover mit den TUI-internen Umweltsünden aufzuräumen. Das fing bei der Einführung von Stromsparbirnen an, ging weiter mit Feldzügen gegen sinnlose Papierverschwendung (“Wenn Sie Ihren Katalog nicht mehr brauchen, bringen Sie ihn doch bitte ins Reisebüro zurück, jemand anderes wird sich darüber freuen”) und endete noch längst nicht damit, dass Iwand konsequent mit dem Fahrrad ins Büro fuhr.

Eine seiner ersten Dienstreisen für die TUI führte nach Teneriffa. Hier rannte er offene Türen bei Umweltschützern, Politikern und Hoteliers ein. Und wenn heute Alejandro Hidalgo, bei TUI España verantwortlich für den Bereich Umwelt und nachhaltige Entwicklung, in einem Gespräch mit der hiesigen Tageszeitung Diario de Avisos vermelden kann: „Auf Teneriffa findet sich die weltweit größte Zahl an Hotels, die mit dem TUI-Umweltpreis ausgezeichnet sind“, dann ist das ein Zeichen dafür, dass das Team Iwand-Hidalgo gut ist und das Konzept vom Tourismus in intakter Umwelt eindrücklich zu vermitteln versteht. Und dafür, dass Teneriffas Hoteliers die Zeichen der Zeit längst erkannt haben und so umweltbewusst agieren, wie es für das große angepeilte Ziel „nachhaltige Entwicklung“ wünschenswert ist.

Allen voran muss hier das Hotel Tigaiga aus Puerto de la Cruz erwähnt werden, für dessen kürzlich verstorbenen Besitzer Enrique Talg umweltbewusstes Denken eine absolute Selbstverständlichkeit war. Gemeinsam mit seinen drei Kindern führte er das Hotel zu zahlreichen begehrten Preisen, unter denen Auszeichnungen für vorbildliches Umweltmanagement einen breiten Raum einnehmen.

Teneriffa kann die Delegierten der DRV-Tagung guten Mutes begrüßen. Hier muss nichts unter den Teppich gekehrt werden. Die Frage „Tourismus, Umwelt und nachhaltige Entwicklung“ ist auf dem richtigen Weg.

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