Die Zahl der Arbeitsverträge ist explosionsartig gestiegen, doch handelt es sich meist um befristete oder Teilzeitarbeit
Nach sieben Jahren in freiem Fall hat der Arbeitsmarkt in den letzten zwei Jahren wieder langsam Fuß gefasst, auch wenn die Arbeitslosigkeit weiterhin extrem hoch und das Niveau vor der Krise lange nicht erreicht ist. 2007 gab es 20,6 Millionen Arbeitsplätze – davon 17 Millionen im Angestelltenverhältnis, heute sind es 17,9 Millionen – davon 14,8 Millionen im Angestelltenverhältnis. Auf der anderen Seite ist die Zahl der geschlossenen Arbeitsverträge in den letzten beiden Jahren explosionsartig gestiegen und erreichte 2015 Vorkrisenniveau, denn es wurden 18,6 Millionen Verträge unterzeichnet.
Da stellt sich die Frage, wie bei weitaus weniger Angestelltenverhältnissen fast die gleiche Zahl von Arbeitsverträgen zustande kommen kann. Experten geben hierauf eine klare Antwort: Der Grund dafür ist die Rotation. Ein und dieselbe Stelle wird mehrmals besetzt. Von den 18,6 Millionen Arbeitsverträgen waren nur 1,5 Millionen unbefristeter Natur. 17,07 Millionen Arbeitsverträge waren befristet, ein Viertel aller Arbeitsverträge auf maximal sieben Tage geschlossen worden. Auch die Teilzeit-Arbeitsverträge nahmen mit 6,5 Millionen einen neuen Höchststand ein.
Nicht jede befristete Arbeit oder jede Teilzeitarbeit ist prekärer Natur, jedoch bei einem Großteil ist das der Fall. So empfinden es jedenfalls die Arbeitnehmer. Im Rahmen der letzten EPA-Umfrage zur aktiven Bevölkerung gaben 62% der Teilzeitbeschäftigten an, einen Vollzeitvertrag vorzuziehen. Nach Ermittlungen von Eurostat stieg der Anteil derjenigen, die ein befristetes Arbeitsverhältnis eingehen, weil sie keine Festanstellung bekommen, im Jahr 2014 um fast 30 auf 92%.
José Antonio Herce, Direktor des Beratungsunternehmens Analistas Financieros Internacionales und Professor für Fundamente der Wirtschaftsanalyse, vertritt die Meinung, die hohen Zahlen an aufgezwungener befristeter Arbeit und Teilzeitarbeit legen nahe, dass es sich größtenteils um prekäre Arbeitsverhältnisse handelt. Die letzten Arbeitsreformen hätten verpasst, die Kluft zwischen befristeter und unbefristeter, Teilzeit- und Vollzeitarbeit sowie zwischen unter- und überqualifizierten Kräften abzubauen.
José Ignacio Conde-Ruiz, Vizedirektor der Stiftung für Angewandte Wirtschaft (Fedea), fügte hinzu, so sei es unmöglich, eine Familie zu gründen, ein Haus zu kaufen, Sicherheiten zu bieten. „Aber klar, immer noch besser, als arbeitslos zu sein,“ schloss er sarkastisch ab.
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