Von Puerto de la Cruz auf die Philippinen


© Jerry Caguyan

Spenden vor Ort für die Opfer von Taifun Yolanda

Anfang des Jahres zog Claudia Wolf Lezár mit Ehemann Reinhold Wolf und Mutter Helga Kessler von Puerto de la Cruz auf die Philippinen, genauer nach Alcoy auf der Insel Cebu. Nachdem sie wenige Wochen zuvor das Erdbeben mit einem Schrecken und kleineren Glasschäden überstanden hatten, folgte Anfang November der Taifun Hayan (Yolanda, wie er auf den Philippinen heißt).

Cebu – Sie selbst waren nur von den Ausläufern betroffen und haben spontan beschlossen, dass den vielen Opfern und Betroffenen schnellstmöglich und unbürokratisch geholfen werden muss.

So wurde über Facebook und persönliche Freunde, Bekannte und Linedance-Kameraden auf der ganzen Welt eine Spendenaktion gestartet. Innerhalb kürzester Zeit kamen dabei von den Freunden in Deutschland, Japan, Großbritannien, von Teneriffa und aus den USA über 1.500 Euro zusammen. Schon am 19. November konnte die erste Hilfslieferung auf der Leyte vorgelagerten Insel Camotes starten. Dort hat ein Bekannter der Familie ein kleines Möbelbauunternehmen, dessen Mitarbeiter stark betroffen sind.

Noch in Cebu City wurden von Claudia und ihrer Mutter für die Spenden u. a. eine Tonne Reis, Instantnudeln, Konserven, Instantkaffee, Hygieneartikel, Babymilchpulver und einige Bälle für die Kinder eingekauft.

Auf der Insel angekommen, wurden die Lebensmittel von Claudia, ihrer Mutter und fünf Helfern vor Ort in 500 Care-Tüten verpackt. Diese sollten an die Hilfsbedürftigsten ausgefahren werden. In jede Tüte kamen zwei Kilo Reis, zwei Päckchen Instantnudeln, eine Dose Fisch oder Fleisch, ein Päckchen Duschseife, eine Schachtel Streichhölzer, sieben Päckchen Salzkräcker, eine Zahnbürste sowie eine Handvoll (privat gespendeter) Bonbons. Für Mütter mit Babys gab es außerdem noch Milchpulver und Babyreinigungs-Alkohol, sowie Hygienebinden für die Frauen.

Vor Ort sprach sich schnell herum, dass Ausländer mit Lebensmitteln da sind. Die Regierung hatte zwar die Ausgabe von Lebensmitteln versprochen, doch die Wartenden wurden immer auf den nächsten Tag vertröstet. So bildete sich in kurzer Zeit eine Warteschlange von schätzungsweise 200 Menschen vor dem Haus, in dem die Tüten gepackt wurden. Mütter mit Babys, die seit Tagen außer Wasser nichts hatten, Kinder und alte Leute hofften auf Essen.

Schnell wurden die ersten Tüten verteilt und an die Kinder Bälle zum Spielen ausgegeben.

„Dieser ungläubige Gesichtsausdruck der Menschen, dass die Lebensmittel wirklich für sie sind, dann das Begreifen und die Freude, einfach überwältigend! Mehr als einmal hatten wir alle Tränen in den Augen.“

Der Rest der Hilfsgüter wurde per Auto noch am Abend und am nächsten Tag in die höher gelegenen Stadtteile gebracht und von Haus zu Haus verteilt.

Da die letzte Fähre zurück erreicht werden musste, konnten aufgrund des Zeitproblems leider nicht alle zerstörten Siedlungen besucht werden. 

„Wir hatten uns vorgestellt, dass einfach ganze Straßenzüge zerstört sind, aber das war nicht so. Von zehn Häusern in einer Reihe ist z.B. das erste komplett heil, das nächste zerstört, danach wieder nur ein Teil zerstört,  heil – leicht beschädigt – komplett weg… Einfach unglaublich. Der Sturm hat sich am Rand vom Auge nochmals in kleine Wirbel zerteilt und so seine Zerstörung angerichtet“, berichtet Claudia Wolf Lezár.

In dem ersten Spendenaufruf bat sie um 1 Euro von jedem ihrer Freunde und als Sammelaktion auf den kommenden Weihnachtsfesten. „Mit 1 Euro kann man hier 1 Kilo Reis, und 1 Gallone Wasser kaufen!“

Eigentlich wurde anfänglich mit etwa 700 Euro gerechnet, doch die Beteiligung und das Engagement von Freunden und Bekannten war und ist so groß, dass aus einer einmaligen Hilfsaktion nun mit Glück ein längerfristiges Hilfsprojekt geworden ist. Denn mit Nahrung allein für 1 Woche ist es nicht getan.

„Wir haben jetzt mit unserem Freund Edmund von Camotes folgenden Plan ausgearbeitet: Nachdem es nun auf dem vorderen Teil von Camotes einigermaßen mit den Hilfslieferungen auch von einheimischen Spendenorganisationen läuft, werden wir alles weitere Geld auf den hinteren Teil der Insel sowie die Insel Leyte nach Ormog (eine kleinere Stadt im Hinterland) bringen, die bisheriger Bambuslieferant von Edmunds Firma war. Der Bambus dort ist auf Jahre zerstört, ein Verdienst sozusagen unmöglich geworden. Auch gibt es dort eine viel größere Zerstörung, da der Ort direkt im innersten Zentrum des Sturms lag. Wir wollen dort die drei Schulen unterstützen, bzw. arbeiten mit den Schulen zusammen. Die Kinder bekommen alle entsprechende Lebensmittelpakete ähnl. denen, die wir für Camotes gepackt haben. Je nach Familiengröße ein oder mehrere Pakete. Den Schulen selbst helfen wir mit Baumaterial, damit die Kinder so bald wie möglich vom Elend abgelenkt werden. Mit der Verteilung der Lebensmittel an die Schulkinder kommen die Sachen direkt auch zu den Bedürftigen. Wenn die Care-Tüten so verteilt werden, gibt es inzwischen schon Streitereien, da manche einfach zu weit hinten in der Schlange stehen, um etwas abzubekommen.“

Des Weiteren werden Bälle für die Schulkinder verteilt und die Schulen beim Wiederaufbau unterstützt, wo es geht.

Es wurde leider auch schon das Argument vorgebracht, dass die Leute auf den Philippinen sowieso nicht viel zum Leben hatten, sozusagen nur von der Hand in den Mund leben würden und die Häuser zum Teil nur aus Blech und Stroh bestünden. „Das mag zum Teil stimmen“, sagt Claudia Wolf Lezár. „Bei einem Tageslohn von maximal zwei Euro – wenn es denn Arbeit gibt – hat man nicht viel zum Leben. Aber wenn die Lebensgrundlage genommen wurde, hat man noch nicht einmal mehr etwas für von der Hand in den Mund. Und da wollen wir helfen. Auch Blech und Stroh schützen vor den Elementen und geben ein Gefühl von Sicherheit. Auch eine Handvoll Reis und Trockenfisch füllen den knurrenden Magen. Auch ein kleiner Ball lenkt Kinder vom Elend ab und hilft.“

Auch wenn die Kinder wieder lachen können – ein Blick in ihre Augen zeigt, dass die schrecklichen Erinnerungen an das Erlebte noch frisch sind. „Wir freuen uns über jeden Euro, der eingeht. Er wird ohne Abzüge weitergeleitet. Transportkosten, Übernachtung und Verpflegung oder sonstige Kosten (eventuell durch Bankgebühren von ausländischen Konten oder PayPal) werden von uns selbst getragen und gehen nicht von den Spendengeldern weg“, versichert Claudia.

Wer sich an der Spendenaktion beteiligen und helfen möchte, kann über E-Mail claudia@lezar.eu oder Telefon +63 998 601 19 47 (auch gerne als SMS) Kontakt zu Claudia Wolf Lezár aufnehmen.

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