Vorherrschaft der drei „Großen“ in Gefahr


© EFE

Stimmenverlust der großen Parteien könnte ein Drei-Parteien-Bündnis mit einem der Aufsteiger begünstigen

Die Regionalwahlen am 24. Mai könnten den Umbruch bringen. In den vergangenen zwei Jahrzehnten haben sich die kanarisch-nationalistische Coalición Canaria (CC) und die landesweit tätige Partido Popular (PP) sowie Partido Socialista Obrero Español (PSOE) die Stimmenmehrheit – und Macht – stets geteilt. In den besten Zeiten gingen 90% der Stimmen an die drei Parteien.

Doch nun bahnt sich ein Wandel an. Laut den Umfragen werden die alteingesessenen Parteien zwar weiterhin die meisten Stimmen für sich gewinnen, jedoch erhebliche Einbußen erfahren. Das Vorpreschen der Senkrechtstarter Podemos und Ciudadanos und der Stimmengewinn von Nueva Canarias (NC) gefährden die Vorherrschaft der drei Parteien, die in den vergangenen 20 Jahren in verschiedenen Bündniskonstellationen die Regierung gestellt haben. Insbesondere die Coalición Canaria ist es gewohnt, im Bündnis mit der PP oder der PSOE zu regieren, obwohl sich die Nationalisten seit 2003 nicht zum Wahlsieger erklären konnten. 

Zwar weisen die Umfragen nicht auf spektakuläre Gewinne der kleinen Parteien hin, doch könnten zwei der „Großen“ gezwungen sein, eine der „Kleinen“ mit ins Boot zu holen. Laut den Umfragen würden die großen Parteien je auf rund 18% der Sitze kommen, die CC allerdings mit einem kleinen Vorteil, weil sich ihre Unterstützer mehr auf alle Inseln verteilt. Somit käme nur ein Drei-Parteien-Bündnis für eine stabile Regierung infrage. Aufgrund der politischen Ausrichtung ist ein Pakt der drei großen Parteien ausgeschlossen, es müsste also einer der „Aufsteiger“ aufgenommen werden.

Tendenzen

Auf jeden Fall wird frischer Wind in die beiden Regierungssitze einziehen, denn alle Kandidaten der großen Parteien treten zum ersten Mal an: Fernando Clavijo (CC), der zu einem Pakt mit der PP tendiert, Australia Navarro (PP) und Patricia Hernández (PSOE), die jeweils als erste Frau die Kanaren leiten wollen. 

Je kleiner die Insel, umso gewichtiger die Stimme

Aufgrund des Inselcharakters der Region unterscheidet sich das kanarische Wahlsystem von dem anderer spanischer Regionen. Damit die politischen Meinungen und Vertretungen der kleineren Inseln nicht untergehen, ist weniger entscheidend, wie viele Stimmen eine Partei insgesamt auf allen Inseln erhalten hat, sondern vielmehr, woher die Stimmen stammen. Denn ansonsten würden Inselparteien, die auf der kleinen Heimatinsel Mehrheit erlangen, im kanarischen Parlament kaum vertreten sein.

Im Einzelnen sieht das kanarische Wahlsystem folgendermaßen aus: Sowohl in der Provinz Santa Cruz de Tenerife als auch in der Provinz Las Palmas de Gran Canaria werden je 30 Abgeordnete gewählt. Während Teneriffa allein 15 Abgeordnete bestimmt, wählen La Palma, La Gomera und El Hierro zusammen 15 Abgeordnete; während Gran Canaria 15 Abgeordnete bestimmt, wählen Lanzarote und Fuerteventura zusammen 15 Abgeordnete. Dies führt zu einer unterschiedlichen Gewichtung der Stimmen: Auf Teneriffa und Gran Canaria zusammen leben 80% der kanarischen Bevölkerung, die 30 Abgeordnete, d.h. 50% des kanarischen Parlaments, bestimmen. Auf La Palma, La Gomera, El Hierro, Fuerteventura und Lanzarote leben 20% der kanarischen Bevölkerung, die auch 30 Abgeordnete und somit die andere Hälfte des kanarischen Parlaments wählen. Diese Regelung kommt kleinen Inselparteien zugute und ermöglicht deren Teilhabe an der regionalen Politik.  

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