OECD-Bericht „Bildungspanorama 2012“
Dem neuen Bericht „Bildungspanorama 2012“ der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) zufolge ist Spanien das Land in Europa mit den meisten Jugendlichen, die weder eine Berufsausbildung machen noch studieren.
Madrid/Paris – 23,7% aller Spanier zwischen 15 und 29 Jahren gehören nach den Statistiken von 2010 dieser sogenannten „Generación ni-ni“, der Generation weder-noch, an und liegen somit fast 8% über dem europäischen Durchschnitt von 15,8%. Nur zwei Jahre vorher, im Jahr 2008, lag dieser Wert noch um sieben Prozentpunkte niedriger und somit kaum über dem EU-Durchschnitt. In der Gruppe der 25- bis 29-Jährigen liegt der Anteil der jungen Menschen ohne Ausbildung und Arbeit sogar noch viel höher, nämlich bei 29%.
Rund 1,9 Millionen junge Spanier sind von dieser Situation betroffen, die ihre Ursache unter anderem in der hohen Schulabbrecherquote hat, die im letzten Jahrzehnt nahezu ein Drittel ausmachte. Hinzu kommt eine Wirtschaft, die sehr vom Dienstleistungssektor und dem Bauwesen abhängt, mit verhältnismäßig geringer Nachfrage nach Fachkräften und einem hohen Anteil an Arbeitsplätzen für gering Qualifizierte. Die allgemeine Arbeitslosenquote liegt zurzeit bei 25%, die der Jugendlichen mit und ohne Ausbildung bei 50%.
Die OECD-Studie bestätigte auch erneut, dass es sich lohnt, in Ausbildung zu investieren, denn der Arbeitslosenanteil liegt bei höher qualifizierten Erwachsenen weiterhin deutlich niedriger als bei solchen, die nur einen mittleren Schulabschluss haben.
Auch das Gefälle zwischen den Einkommen der Männer und der Frauen reduziert sich bei höherem Ausbildungsabschluss. Frauen mit mittlerem Schulabschluss erreichen nur 66% des Gehalts gleichgebildeter Männer, solche mit Universitätsabschluss immerhin 83%.
Nicht nur für den Einzelnen lohnt es sich, in Bildung zu investieren, sondern auch für die gesamte Gesellschaft. Nach Berechnungen der OECD kommt jeder in Bildung investierte Euro der Gesellschaft vierfach wieder zugute.
Deshalb ruft der Generaldirektor der Organisation alle Länder dazu auf, nicht im Bereich der Bildung zu kürzen, vor allem nicht am Anfang und am Ende der Ausbildungskette, bei der Vorschule und den Universitäten, wo die Studiengebühren niedrig gehalten werden sollten. Genau das Gegenteil davon geschieht zurzeit in Spanien. Die Studiengebühren sind deutlich erhöht worden, und der Zugang zur staatlichen Ausbildungsförderung wird durch erschwerte Zugangsvoraussetzungen erheblich eingeschränkt. Auch das sehr gute Vorschulsystem, in das die Mehrheit der spanischen Kinder schon mit drei Jahren eintritt, ist durch Kürzungspläne bedroht.
Die Stiftung für Angewandte Wirtschaftsforschung, Fedea, hat der Jugendarbeitslosigkeit ebenfalls eine Studie gewidmet und kam zu dem Ergebnis, dass in Spanien, hauptsächlich aufgrund des Platzens der Immobilienblase, rund eine Million Jugendliche ohne Ausbildung arbeitslos sind. Im Jahr 2007 waren dagegen nur 400.000 aus der Gruppe der 16- bis 29-Jährigen ohne Arbeitsplatz. Die Stiftung weist darauf hin, dass der Immobilienboom zu seinen besten Zeiten viele Jugendliche dazu gebracht habe, die Schule aufzugeben, um zu arbeiten und dass nun alles getan werden müsse, um diesen gesellschaftlichen Schaden zu beheben und die Entstehung einer „verlorenen Generation“ zu vermeiden.[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]