Mehr als 87.000 Familien leben in illegal besetzten Wohnungen


Die Kinder der Tagesstätte in La Vera, Puerto de la Cruz, wollten das neue Tischfußballspiel sofort ausprobieren.

87.000 Familien mit rund 270.000 Mitgliedern leben in Spanien in Wohnungen, die sie illegal besetzt haben. Das ist das Ergebnis einer Studie des Instituts Cerdá, die unter dem Titel „Illegale Besetzung – soziale und wirtschaftliche Realität“-  jetzt veröffentlicht wurde. Sie war von der Regionalregierung Kataloniens in Auftrag gegeben worden.

In der Studie wird unter anderem festgestellt, dass Gebäude, in denen sich illegal besetzte Wohnungen befinden, zwischen 40 und 60 % an Wert verlieren.

Die zunehmende Praktik, leer stehende Wohnungen zu besetzen, wird mit der steigenden Verarmung der Menschen, dem Mangel an Sozialwohnungen sowie der Existenz einer großen Zahl leer stehender Wohnungen begründet, aber auch einer wenig effizienten Gesetzgebung und lahmen Bürokratie angelastet. Nach den Daten der Studie schließen sich zwischen 40 und 60 % der Hausbesetzer auch illegal an die staatlichen Versorgungsnetze wie Elektrizität und Wasser an. Da es sich häufig um ältere Gebäude oder Wohnungen handelt, manche seit vielen Jahren nicht fertiggestellt und behördlich nicht abgenommen, ist der Zugang erheblich einfacher als bei Neubauten.

Die Mehrheit der Wohnungsbesetzungen verläuft nicht problematisch, und auch das Zusammenleben mit den „legalen“ Mitbewohnern entwickelt sich in der Regel friedlich. Nur zwischen 10 und 25 Prozent der Besetzung von Wohnungen oder Gebäuden gehen mit einer gewissen „Gewaltanwendung“ einher.

Die Konsequenzen für Familien, die in illegal besetzten Wohnungen leben, sind durchweg negativ. Meist befinden sie sich in ständigem Stress, und die Konditionen der Lebensräume und des Umfelds sind ungesund bis gesundheitsgefährdend. Aber auch für die Nachbarn kommt es häufig zu Problemen, insbesondere, wenn es sich um eine gewaltsame Besetzung handelt, die Unsicherheit und Belästigungen mit sich bringt. Doch auch für die Eigentümer bringt sie nach den Berechnungen der Studie nicht nur einen beträchtlichen Wertverlust, sondern auch bedeutende Verwaltungskosten für Anwälte, Gerichte etc. mit sich.

In einem bestimmten Distrikt der katalanischen Hauptstadt Barcelona sind nach den Untersuchungen mehr als 35% aller „leeren“ Wohnungen illegal besetzt, es folgen weitere Stadtteile mit 15 % und 12% besetzter Häuser oder Wohnungen. Allein in Katalonien fehlen 230.000 Sozialwohnungen. Nur 2,5 % des gesamten Bestandes an Mietwohnungen in Spanien sind Sozialwohnungen, während der Durchschnitt in Europa bei 15 % liegt.

In der Studie des Instituts Cerdá wird erneut darauf hingewiesen, dass sich die Zahl der Haushalte, in denen kein Mitglied mehr über ein Einkommen verfügt, seit 2007 um 75 % erhöht hat. Aktuell leben 630.000 Familien unterhalb der Armutsgrenze. Diese Zahl hatte im Jahr 2013 mit 773.000 ihren Höhepunkt erreicht. Die Zahl der Zwangsräumungen ist weiter angewachsen und hat sich seit 2008 mit 2,25 multipliziert.

Die illegale Besetzung von Wohnraum dürfe gemäß dem Fazit des Berichtes keine Übergangslösung für eine Notsituation sein, Sie sei weder für die Menschen noch für die Gesellschaft akzeptabel. Hier sei der Staat gefragt, der die Verantwortung trage.

Spaß für die Kids

Für die Kindertagesstätte im Ortsteil La Vera von Puerto de la Cruz, wo Kinder nach der Schule z.B. bei den Hausaufgaben und bei Schulproblemen betreut werden, aber auch Harmonie und Freundschaft mit anderen Kindern „lernen“ sollen, haben wir von unserem Spendenkonto ein „Futbolín“, also ein Tischfußballspiel, gestiftet und hoffen, dass es im Sinne unserer Spender war. Die neue Errungenschaft wurde von den Kindern mit großem Jubel begrüßt.

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