149.000 Kinder und Jugendliche sind von Armut bedroht
Offizielle Stellen scheint das offensichtlich nicht besonders zu interessieren, doch UNICEF hat erneut auf die dramatische Situation hingewiesen, in der sich fast die Hälfte der Kinder auf den Kanaren befindet.
Die Hilfsorganisation, die sich speziell für das Wohl von Kindern einsetzt, hat die kanarische Regierung aufgefordert, einen „II. Plan für Kindheit und Familie“ aufzustellen, um eine Antwort auf die alarmierenden Daten zu geben, die das Ergebnis der letzten Studie sind, bei der es um das Risiko der Verarmung und sozialen Ausgrenzung der Kinder hier auf dem Archipiel geht. Danach stehen die Kanaren auf dem ersten Platz aller spanischen Regionen. 149.000 Kinder und Jugendliche sind vom Risiko der Verarmung bedroht.
Amós García, der Präsident von UNICEF auf den Kanarischen Inseln, hat vor einigen Tagen im Rahmen einer Pressekonferenz die Studie veröffentlicht, die in Zusammenarbeit mit den beiden kanarischen Universitäten erstellt worden ist. Er forderte die politischen Gruppen zu besonderen Anstrengungen auf, um Maßnahmen zu ergreifen und diese Situation so schnell wie möglich zu verbessern.
„Die Kinder müssen in einer entscheidenden und rigorosen Weise ein Teil der politischen Agenda sein, um dieser Realität gegenüberzutreten, die 41,6% der kindlichen Bevölkerung der Inseln betrifft“. Das habe der sogenannte Indikator Arope der EU ermittelt, welcher das Armutsrisiko auf regionaler Ebene für das Jahr 2016 berechnet hatte. Im nationalen Vergleich erhöht sich der Prozentsatz der Kinder, die sich in dieser Situation befinden, auf 49,4%. Damit stehen die Kanaren an der Spitze aller spanischen Regionen, 16 Punkte über dem nationalen Durchschnitt, der bei 32,9% liegt und beinahe doppelt so hoch, wie in der Europäischen Union.
Diese Studie ist die zweite Analyse, welche UNICEF auf den Kanaren durchgeführt hat, nachdem 2012/2013 bei der ersten Untersuchung bereits festgestellt wurde, dass auf den Inseln eine besorgniserregende Kinderarmut herrschte. Die kritische Situation der Wirtschaftskrise hatte sich bereits verlängert und war Teil des täglichen Lebens der Familien in zahlreichen Stadtbezirken geworden. Schon damals wurden eine Verbesserung der Sozialpolitik und mehr Investitionen gefordert.
„Der II. Plan für Kindheit und Familie“, den UNICEF vorschlägt, muss konkrete Ziele und genaue Daten sowie feste Beträge im Etat der Region enthalten“, fordert García, der außerdem verlangt, Rücklagen zu bilden, um größere Herausforderungen angehen zu können. Neben dem Kampf gegen die Armut stehe auch das Erziehungs- und Gesundheitswesen auf der Tagesordnung.
Für UNICEF ist es von großer Bedeutung, dass auf den Kanaren über die so genannte „Agenda 2030 für eine sozialverträgliche Entwicklung“ eine Reihe von Zielen angesteuert wird, wie die Senkung der Kinderarmut auf 13% und die Verminderung der Zahl der Schulabbrecher auf 5%. Ebenso die Schaffung eines Gesetzes zum Thema Gewalt gegen Kinder sowie die Erhöhung der öffentlichen Entwicklungshilfe auf mindestens 0,4% des BIP.
Diese Vorschläge müssten nach Ansicht von UNICEF dazu beitragen, die Nachteile, die auf dem Archipel gegenüber den übrigen Regionen bestehen, auszugleichen. Nach den letzten Untersuchungen existiert auf den Inseln auch der höchste Prozentsatz an Kindern, die in Haushalten leben, in denen die grundlegendsten Dinge fehlen, mit einem Prozentsatz von 11,7% gegenüber dem nationalen Durchschnitt vom 7,1% und einer Arbeitslosigkeitsquote von 28%.
Es gebe keine Anzeichen dafür, dass die Regionalregierung, deren Vertreter sich mit einem Überschuss gebrüstet haben, diesen nun für soziale Aufgaben und Entwicklung einsetzen werden, monierte Amós García.
Wir möchten uns an dieser Stelle recht herzlich für die großherzigen Spenden bedanken, die wir von Otto Zöller, Peter Bergmann, Sabine Stenzel, Waltraud Weber, Nora und Norbert und von unserer Patin Christina Heidbrook erhalten haben.
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