Nach der letzten offiziellen Umfrage vor den Wahlen vom 10. November könnte die PSOE bis zu 150 Sitze erreichen sowie 50% der Stimmen für den „linken Block“
Madrid – Die PSOE wird am 10. November deutlich die Wahlen gewinnen, mit 32,2 % der Stimmen, und sie könnte zwischen 133 und 150 Sitze im Parlament erreichen. Das besagt das letzte offizielle Meinungsbarometer vor den Wahlen, welche das CIS – das Zentrum für soziologische Untersuchungen – in den letzten Oktobertagen veröffentlicht hat. In einem für Pedro Sánchez sehr positiven Szenario könnte er gemeinsam mit Unidas Podemos die absolute Mehrheit erreichen. Ebenso mit der Bürgerpartei Ciudadanos.
Die Umfrage, die einen Vorsprung von 13 Punkten für den linken Block gegenüber der rechten Gruppierung ausweist, wurde zwischen dem 21. September und dem 13. Oktober durchgeführt, also noch vor dem Bekanntwerden der Urteile gegen die Unabhängigkeitsführer, die zu schweren Zusammenstößen in Katalonien geführt haben und vor der Exhumierung Francos. Die Umfrageergebnisse des CIS heben sich positiv von den Daten anderer Meinungsforschungsinstitute ab.
Das CIS und seine Ergebnisse waren in den letzten Tagen Hauptgesprächsthema in den politischen Zirkeln Spaniens. Sein Chef, José Felix Tezanos, gehörte nämlich bis zum Misstrauensantrag gegen Mariano Rajoy dem Vorstand der PSOE an. Das erklärt das Misstrauen der übrigen Parteien gegenüber den Hochrechnungen des CIS. Nur zwei Wochen vor den Wahlen wird der linken gegenüber der rechten Parteiengruppe ein Vorsprung von 13 Punkten vorausgesagt, während sie bei den Wahlen vom 28. April praktisch einen Gleichstand hatten. Die aktuellen Voraussagen ergeben dagegen, dass die linken Parteien fast 50 % der Stimmen erreichen können.
Doch, wie eingangs erwähnt, stammen die Daten aus dem vergangenen Monat, noch bevor sich die Situation in Katalonien tagtäglich verschlimmert hat. Im derzeitigen Kontext rechnen realistische Beobachter mit etwa 130 Sitzen für die Sozialisten. Auf jeden Fall sind sie die einzige Partei, nur mit Ausnahme von Melilla, die in sämtlichen Wahlkreisen vertreten ist. Partido Popular dagegen hat keinen Abgeordneten im Baskenland und in Katalonien und muss sich mit dem einzigen Sitz, dem ihrer Parteisprecherin Cayetana Álvarez de Toledo, zufriedengeben. Der PP wird ein leichter Stimmenanstieg gegenüber April vorausgesagt – von 16,7 auf 18,1 % und zwischen 74 und 81 Abgeordneten. Parteichef Casado rechnet dagegen damit, wenigstens 100 Sitze zu erreichen. Bekanntlich war die Partei im April von 137 auf 66 Abgeordnete „abgestürzt“ und hatte 3,6 Millionen Wählerstimmen verloren.
Die Tatsache, dass Unidos Podemos durch falsches Taktieren Pedro Sánchez im letzten Moment die Investitur „verhagelt“ hatte, scheint sich auf die Wahlbereitschaft der Bürger nicht wesentlich auszuwirken. Der Partei werden zwischen 37 und 45 Sitze vorausgesagt. 42 bzw. 14,6 % waren es im April.
Más País, die neue Partei von Iñigo Errejón, die gemeinsam mit Compromis und der „grünen“ Equo antritt, kann wahrscheinlich nicht mehr als vier Sitze erreichen, obwohl die Erwartungen in den letzten Wochen wesentlich höher waren.
Für die Bürgerpartei Ciudadanos und ihren Führer Albert Rivera sieht der Horizont ganz besonders düster aus. Ihr Abstieg am 10. November dürfte ähnlich ausfallen wie ihr ungewöhnlicher Aufstieg am 28. April. Nach wie vor wird sie jedoch die vierte politische Kraft im Lande bleiben – knapp vor der rechtsradikalen VOX, mit 10,6 % der Stimmen und zwischen 27 und 35 Sitzen. Es ist zu befürchten, dass Cs sämtliche Abgeordneten in Kastilien- León, in Kastilien-La Mancha und in Aragonien verlieren wird. In Katalonien, der Wiege des Cs, – dort existierte die Partei zunächst als regionale politische Gruppe – , könnte sie von fünf auf zwei Abgeordnete reduziert werden.
Im Unterschied zu anderen Umfragen verliert die ultrarechte VOX-Partei gemäß der Umfrage des CIS und erreicht nur 7,9 % der Stimmen. Nach den Wahlen vom 28. April war sie mit 28 Abgeordneten ins Parlament eingezogen. Jetzt werden ihr zwischen 14 und 21 Sitze vorausgesagt.
Analysen anderer Meinungsforschungsinstitute ergeben dagegen einen beachtlichen Aufstieg von VOX, ausgelöst durch den Katalonien-Konflikt und die Umbettung der sterblichen Überreste Francos aus dem Valle de los Caídos.
Bei der Bewertung der Beliebtheit der Kandidaten auf einer Skala von eins bis zehn erreicht keiner von ihnen die Note „bestanden“. Pedro Sánchez, PSOE, steht mit der Note 4 an erster Stelle. Es folgt Pablo Casado, PP, mit 3,3 auf Platz 2. Albert Rivera, Cs, erreicht nur die Note 3, ebenso wie Iñigo Errejón. Pablo Iglesias, Unidos Podemos, wird mit 2,9 Punkten bewertet und Santiago Abascal von VOX mit der Note 2,2.
Die Stunde der Wahrheit schlägt am kommenden Sonntag, dem 10. November. Dann wird sich zeigen, ob sich die Voraussagen des CIS zumindest annähernd bestätigen.