Aufregung um hohe Belegung in Flugzeugen

Passagiere des Fluges von Iberia Express am 10. Mai von Madrid nach Gran Canaria posteten Bilder, die zeigten, dass die Maschine fast voll war. Der Fernsehsender TVE sprach von einer Belegung von 86% (155 von 180 Plätzen). Foto: EFE

Passagiere des Fluges von Iberia Express am 10. Mai von Madrid nach Gran Canaria posteten Bilder, die zeigten, dass die Maschine fast voll war. Der Fernsehsender TVE sprach von einer Belegung von 86% (155 von 180 Plätzen). Foto: EFE

Passagiere eines Iberia Express-Fluges von Madrid nach Gran Canaria posteten Fotos in den sozialen Netzwerken und klagten, dass die Maschine fast ausgebucht war und der Sicherheitsabstand nicht eingehalten werden konnte

Gran Canaria – Die Veröffentlichung von Fotos in den sozialen Netzwerken, die entrüstete Passagiere eines Iberia Express-Fluges posteten, haben die Forderung nach einer klaren Regelung des Abstands bei der Sitzbelegung in Flugzeugen in den Fokus gerückt. Die Bilder aus der Flugzeugkabine der Iberia Express Maschine, die am 10. Mai die Strecke von Madrid nach Gran Canaria flog, sorgten für eine Welle der Empörung. Passagiere beschwerten sich, dass der Sicherheitsabstand durch die hohe Belegung nicht eingehalten wurde. Außerdem beklagten sich einige Passagiere, dass auch andere neu eingeführte Sicherheitsmaßnahmen nicht stattfanden. So seien das Temperaturmessen bei Passagieren und die Überprüfung des Reisegrunds — Flugreisen sind weiterhin nur aus unaufschiebbaren Gründen für Geschäftsreisende und medizinisches Personal erlaubt – erst bei der Ankunft am Zielflughafen vorgenommen worden.
Verschiedene Inselpolitiker meldeten sich nach Bekanntwerden zu der Angelegenheit zu Wort. So forderte die Abgeordnete von Coalición Canaria (CC) im Kongress, Ana Oramas, auf Twitter die sofortige Einschaltung des Transportministeriums angesichts dieser inakzeptablen Situation. Auch der Abgeordnete von Nueva Canarias (NC), Pedro Quevedo, äußerte sich besorgt und verlangte von Transportminister José Luis Ábalos eine Stellungnahme zu der „Verantwortungslosigkeit von Iberia“. Und auch der kanarische Transportminister, Sebastián Franquis (PSOE) rief über Twitter die Airlines dazu auf, die Passagierabstandsregeln einzuhalten. Diese sind aber offenbar und solang es keine neue, klare und einheitliche Vorschrift gibt, Auslegungssache.
Der Vorsitzende des spanischen Verbands der Fluggesellschaften (Asociación de Líneas Aéreas, kurz ALA), Javier Gándara, versicherte, dass sowohl auf dem Iberia Express-Flug nach Gran Canaria als auch auf anderen Flügen mit hoher Belegung die gesetzlichen Regelungen vollkommen eingehalten wurden. Gándara erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass das Königliche Dekret vom 14. März (über den Alarmzustand) festlegt, dass auf den wenigen Flügen, die während dieser Zeit stattfinden, die Fluggesellschaften dafür sorgen müssen, dass der größtmögliche Abstand zwischen den Passagieren eingehalten wird. In Artikel 14.2. des Dekrets werde festgelegt: „Bei den Diensten, bei denen das Ticket einen Sitzplatz oder eine Kabine zuweist, werden die Verkehrsunternehmen die erforderlichen Maßnahmen treffen, um einen größtmöglichen Abstand zwischen den Passagieren sicherzustellen.“
Die europäische Flugsicherheitsbehörde EASA empfiehlt für Flüge, auf denen ein Sicherheitsabstand zwischen den Passagieren nicht eingehalten werden kann, das Tragen von Schutzmasken, was in Spanien bereits Pflicht ist. Javier Gándara unterstreicht, dass Flugreisen unter diesen Bedingungen absolut sicher sind und weist darauf hin, dass Einschränkungen der Fluggastzahlen nicht notwendig sind und auch von keinem anderen europäischen Land vorgeschrieben wurden. Der Vorsitzende der Luftfahrtlobby macht parallel aber auch auf die Notwendigkeit einheitlicher Richtlinien aufmerksam, die nach Ansicht von ALA von der Europäischen Union in Zusammenarbeit mit der Luftfahrtbehörde festgelegt werden müssten.

Fluggesellschaften warnen vor Preisanstieg

Die Airlines warnen aber davor, die Belegung der Maschinen dahingehend einzuschränken, dass der Mittelplatz der Sitzreihen freigehalten wird, um mehr Abstand zu gewährleisten. Diese Maßnahme würde viele Airlines, die aktuell in einer kritischen Lage sind, in den Ruin treiben. „Derzeit ist unser größtes Problem das Überleben. Wenn wir mittel- bis langfristig die Flugzeuge nicht füllen können, werden die Fluggesellschaften hohe Verluste verzeichnen, denn 95% davon müssen eine Belegung von über 66% haben“, so Gándara. Wenn ein Limit für den Verkauf von Plätzen in Flugzeugen eingeführt würde, so fürchtet er, müssten die Anbieter die Ticketpreise um 43 bis 54% erhöhen, um keine Verluste zu schreiben.

Flugzeugluft ist so sauber wie im OP

Javier Gándara hält die Debatte um die Freihaltung der Mittelsitze in Passagiermaschinen für fehl am Platz. Selbst bei einer 100%igen Auslastung der Flugzeuge sei das Infektionsrisiko minimal, versichert er. Dies liege an der hohen Luftqualität in den Flugzeugen. Die Luft werde alle zwei bis drei Minuten erneuert und die sogenannten HEPA-Filter (HEPA leitet sich ab von High-Efficiency Particulate Air) in den modernen Flugzeugen seien Schwebstofffilter, die auch im medizinischen Bereich, z.B. in Operationssälen eingesetzt werden. Bei diesem Filterprozess, so Gándara, würden 99,97% der Viren und Bakterien herausgefiltert.

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