Die anhaltende Dürre in der Provinz Gran Canaria ist ein Problem
Gran Canaria – Der Insel Gran Canaria droht eine 90-prozentige Verkarstung des Bodens. Nimmt man die anderen beiden Inseln, Lanzarote und Fuerteventura, hinzu, erhöht sich die Gefahr sogar auf 97%. Die besorgniserregenden Zahlen sind das Ergebnis des „Nationalen Aktionsplans gegen Wüstenbildung“, das vom Ministerium für ökologischen Umbau bekannt gegeben wurde. Dabei ist Versteppung nicht nur ein kanarisches, sondern ein globales Problem, das vor allem durch menschliche Aktivitäten und den Klimawandel verursacht wird. In der Regel zieht es weitere Konsequenzen nach sich. Dazu zählen Armut, politische Instabilität, Abholzung, Überweidung und schlechte Bewässerungsmethoden, die die Produktivität des Bodens negativ beeinflussen.
Ökosysteme in trockenen Regionen sind besonders anfällig. Sie bedecken circa ein Drittel des Erdballs. Dabei leben mehr als 80% der terrestrischen Tierarten, Pflanzen und Insekten in den Wäldern. Weniger als ein Prozent dieser Arten sind bislang in Bezug auf ihre mögliche Nutzung erforscht. Sinkt die Artenvielfalt, bereitet dies den Boden für neue Epidemien und aufkommende Krankheiten, gegen die dann im wahrsten Sinn des Wortes „kein Kraut mehr gewachsen“ ist.
Projekt LIFE The Green Link
Abhilfe und Gegenmaßnahmen soll das Projekt LIFE The Green Link schaffen. Auch auf Gran Canaria wurde einer von sechs Standorten weltweit als Experimentierfläche zur Verfügung gestellt. Aufforsten ist ein großes Thema, um neue Wälder entstehen zu lassen. Aber ein anderes, das damit eng verbunden ist, ist die Vorgehensweise, die gerade auf diesen schwierigen Territorien die besten Erfolgschancen bietet.
Die der Inselverwaltung gehörende Finca Tifaracás, auch unter dem Namen Chofaracá bekannt, bietet die schwierigsten Bedingungen. Verkarstung, wenig Niederschlag, Küstennähe, eine Orientierung nach Süden, ein hoher Erosionsgrad und das Vorkommen verwilderter Weidetiere bieten die perfekten Bedingungen für einen Härtetest. Diesem Test wird der sogenannte „Cocoon” unterzogen. Eine Vorrichtung, die das Aufforsten von Bäumen und Buschwerk zur Schaffung neuer Waldgürtel verbessern soll.
Schon 2009 wurden auf Gran Canaria im Rahmen einer Aufforstungsmaßnahme 4.409 Bäume auf traditionelle Weise gepflanzt, doch nur 15% haben überlebt. Der Cocoon soll Abhilfe schaffen. Anfangs wurde die Vorrichtung, die Wasser speichert und abgibt, nur zum Pflanzen gefüllt, und der Erfolg war mäßig. Wurde der „Cocoon” an jedem Baum nach etwa sechs Monaten noch einmal nachgefüllt, stieg die Überlebenschance beachtlich. Am besten hat sich der wilde Olivenbaum bewährt. Seine Wahrscheinlichkeit,zu überleben, liegt bei einer einmaligen Unterstützung durch den Cocoon, immerhin bei 76% und erhöhte sich durch die zweifache Bewässerung sogar auf 90%.
Und auch die kanarische Kiefer gibt Anlass zur Hoffnung. Ihre Wachstumschancen konnten von 19 auf 85% erhöht werden.
Alle Aufforstungen sind mit festen Kosten verbunden, je weniger Bäume am Ende überleben, umso teurer ist jeder einzelne. Im Fall einer kanarischen Kiefer ist die herkömmliche Pflanzung viermal teurer als das Pflanzen unter Verwendung eines Cocoons, der zweimal mit Wasser befüllt wird. Der Cocoon kann demnach ein wichtiges Hilfsmittel zur Aufforstung neuer Wälder sein.