„Pandemie ist ein harter Belastungstest für das Gesundheitswesen“

Carolina Darias: „Wir müssen ein System schaffen, das mehr Prävention, mehr öffentliche Gesundheit und eine größere Nähe zu den Menschen sicherstellt.“ Foto: efe

Carolina Darias: „Wir müssen ein System schaffen, das mehr Prävention, mehr öffentliche Gesundheit und eine größere Nähe zu den Menschen sicherstellt.“ Foto: efe

Die Gesundheitsministerin will das nationale Gesundheitssystem stärken und ausbauen

Madrid – Ein Jahr Pandemie hat das spanische Gesundheitswesen einem harten Belastungstest ausgesetzt, und die ersten Kollateralschäden kommen nun unweigerlich zum Vorschein. Im Rahmen der unter anderem von der Tageszeitung El País und dem Radiosender Candena SER organisierten virtuellen Veranstaltung „Das Gesundheitswesen jenseits von Covid“, an welcher neben der spanischen Gesundheitsministerin auch zahlreiche Experten teilnahmen, hat Carolina Darias Bilanz gezogen und erste Vorschläge bekannt gegeben, wie das Gesundheitssystem künftig sein soll, damit neben Covid auch alle anderen Gesundheitsthemen, Krankheiten und Präventionsmaßnahmen nicht zu kurz kommen.
„Dem Ministerium, dem ich die Ehre habe vorzusitzen, kommt die historische Aufgabe zuteil, das nationale Gesundheitssystem zu stärken und seine Leistungsfähigkeit zu erweitern“, erklärte sie wörtlich. „Wir sind durch die Pandemie einem harten Belastungstest ausgesetzt, dessen Folgen wir zwar weitestgehend angemessen begegnen, allerdings nicht ohne Schwierigkeiten, die nun die Schwächen des Systems zutage bringen“, gab Darias im Rahmen der Eröffnungsrunde der Veranstaltung zu. Die zwei großen Lehren, die man nach einem Jahr Pandemie ziehen könne, so die Ministerin weiter, sei einerseits der Wert eines öffentlichen Gesundheitswesens und andererseits aber auch die unabdingbare Notwendigkeit, dieses zu stärken. Kurz- bis mittelfristig stehe das Nationale Gesundheitssystem vor mehreren Herausforderungen: Die Stärkung der medizinischen Grundversorgung, die Digitalisierung des Gesundheitswesens, die Chronizität der Krankheitsverläufe und die Überalterung der Bevölkerung. „Wir müssen ein System schaffen, das mehr Prävention, mehr öffentliche Gesundheit und eine größere Nähe zu den Menschen sicherstellt“, so die Ministerin. Ohne eine Vergrößerung der zur Verfügung stehenden Mittel und Gelder sei dies nicht möglich.
Eine der Maßnahmen, die das Gesundheitsministerium nun bereits auf den Weg gebracht hat, um die Kollateralschäden, die ein Jahr Pandemie nach sich gezogen hat, einzudämmen, ist die Aktualisierung des Strategieprogramms zur Bekämpfung von Krebserkrankungen, das seit rund zehn Jahren nicht mehr überarbeitet wurde. Ganz spezifisch soll dabei auch eine Verbesserung der Betreuung von Krebspatienten in Zeiten von Pandemien sein.
Nach Angaben der Spanischen Gesellschaft für Internistische Onkologie ist die Zahl der Neudiagnosen von Krebserkrankungen während der ersten Welle der Pandemie um 21 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen. „Bislang wurde Krebs prioritär behandelt, ist nun aber auf einen zweiten Platz zurückgefallen. Gemäß ersten Schätzungen kann dies zur Folge haben, dass die Überlebenschancen von Krebspatienten, deren Erkrankung zu spät erkannt wurde, um 30% zurückgehen, erklärte in diesem Zusammenhang Eduardo Díaz-Rubio, emeritierter Professor für Onkologie und Vorsitzender der Real Academia Nacional de Medicina.

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