Casa África zeigt die Tradition der Schlammstoff-Herstellung der Frauen von Mali
Gran Canaria – Die Frauen in den Dörfern im Landesinneren von Mali hüten seit unzähligen Generationen die Technik des Bogolanfini, der Schlammtuch-Herstellung. Aus Farbe, Baumwollstoffen und Tonschlämmen kreierten sie Tücher, in deren Muster sie Botschaften verewigten. Wie alle Traditionen sieht sich das Bogolanfini durch den Fortschritt bedrängt, kopiert und in unzähligen Formaten repliziert, die nichts mehr mit ihrer Identität zu tun haben.
In der „Casa África“ in Las Palmas wird bis zum 30. September „Das Erbe des Bogolanfini, ein Legat der Frauen von Mali“ (La herencia del bogolanfini, el legado de las mujeres de Malí) gezeigt, eine Ausstellung, welche den Wert einer Kultur würdigt, die im Aussterben begriffen ist.
Die Ausstellung wird von der spanischen Künstlerin Irene López de Castro betreut. In zwei Sälen werden die gefärbten Stoffe gezeigt, ergänzt durch Fotografien und verschiedene künstlerische Motive.
Eines der Stücke wurde von Fatoumata Tioye Coulibaly geschaffen, die bei der Ausstellungseröffnung zugegen war. Im Muster dieses Stoffes hat sie das Zeugnis einer 106-jährigen Hüterin der Kunst des Bogolanfini verewigt, die erst vor einem halben Jahr verstorben ist.
Wie Irene López de Castro erklärt, wurden die Ausstellungsstücke von einer Gruppe von jungen malinesischen Künstlerinnen und Kunsthandwerkerinnen gefertigt, die sich dafür einsetzen, dass die alten Techniken nicht in Vergessenheit geraten. „Gegenwärtig gibt es im Land nur noch wenige Menschen, die diese Technik beherrschen“, berichtet sie. Man sei weit davon entfernt, die Bedeutung dieser Kunst zu erhalten, die sich in ein reines Geschäft verwandelt habe. Chinesische Hersteller würden viel davon kopieren, doch diese Repliken hätten nichts mehr mit der eigentlichen Bedeutung und Identität zu tun.
Das Wort Bogolanfini stammt aus der Bambara-Sprache, die in Südost-Mali gesprochen wird. Es setzt sich aus drei Worten zusammen: „Bogo“ bedeutet Ton oder Schlamm, „lan“ Resultat und „fini“ Stoff. „Diese Technik wurde von den Frauen entwickelt. Sie war ein Kommunikationsweg, den die Frauen benutzten, um ihren Kindern eine Art therapeutischen Schutz zu vermitteln“, erläutert Coulibaly, die in Bamako geboren wurde. Sie nutzten die Technik, um Botschaften und Lebensweisheiten weiterzugeben. Wenn beispielsweise die Töchter heirateten, wollten ihnen die Mütter eine Nachricht für die Haushaltsführung mit auf den Weg geben. Oder die Töchter nutzten die Bogolanfini-Nachrichten, um zu übermitteln, wenn sie irgendein Problem in ihrer Ehe hatten.
[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]