Wettrennen um das „Erbe“ Francos

Die „Casa Cornide“ im galicischen A Coruña Foto: wikipedia

Die „Casa Cornide“ im galicischen A Coruña Foto: wikipedia

Die Nachkommen bieten ein Stadtpalais in einem Immobilienportal an

A Coruña – Es sind bewegte Zeiten für die Erben Francos. Nachdem im Dezember das herrschaftliche Anwesen „Pazo de Meirás“ nach jahrelangem Rechtsstreit dem spanischen Staat zuerkannt wurde und die Plünderung seitens der Erben im letzten Moment verhindert werden konnte, scheint die Rechnung nun für die Nachfolger des Diktators aufzugehen.

Tagelang fuhren Lieferwagen bei dem Stadtpalais „Casa Cornide“ ein und aus. Während die Behörden erste Schritte zur Rückgabe des Anwesens unternehmen und eine Klage auf Enteignung vorbereiten, hat die Familie Franco größte Eile, den Besitz auszuräumen.

Der Verband „En defensa do Comú“ überprüft die Möglichkeit, einstweilige Maßnahmen vor Gericht zu beantragen, so der Präsident Manuel Monge.
Auch wenn die Kommunalverwaltung im Besitz von Gutachten ist, die das im barocken Stil erbaute Gebäude als allgemeines Kulturgut erklären und den künstlerischen Wert und Originalität als einzigartig in Galicien bezeichnen, ist es keine leichte Aufgabe, die Plünderung seitens der Erben zu unterbinden.

Der Antrag über ein Eilverfahren, die Genehmigung zur Erstellung einer Inventur in der „Casa Cornide“ vor Ort zu erhalten, wurde vom zuständigen galicischen Ministerium abgelehnt.

Der Antrag würde so, wie im Gesetz für Kulturerbe vorgegeben, bearbeitet, erklärt der Sprecher der galicischen PP-Regierung, als er hierzu von der Presse befragt wurde. Ein konkretes Datum zum Abschluss der Akte läge nicht vor, erklärte er.

Aufgrund der vorliegenden Expertenberichte könnte die Regionalregierung das Herrenhaus unbesehen zum Kulturgut erklären und die einstweiligen Maßnahmen verabschieden. „Warum wird das nicht getan“, fragt sich Carlos Aymerich, Professor für Verwaltungsrecht der Universität von À Coruña.

Eine Gruppe von Fachleuten verlangte kürzlich die polizeiliche Überwachung des Guts. Für die Regionalregierung ist der Besitz jedoch weiterhin Eigentum der Erben Francos, ein Grund zur Beobachtung läge demnach nicht vor, heißt es von dieser Stelle.

Wie die Journalistin Carmen Enríquez in ihrem Buch über Francos Ehefrau „Carmen Polo, Herrin von El Pardo“ berichtet, war die „Casa Cornide“ eine Laune der First Lady. Pedro Barrié de la Maza, Industrieller und guter Freund der Francos, erstand das Palais 1962 im Rahmen einer Versteigerung für 305.000 Peseten und übertrug es drei Tage später für 25.000 Peseten an Carmen Polo.

Seit 1949 war das Gebäude im Besitz der Gemeinde, das örtliche Konservatorium hatte dort seinen Sitz. Nach vielen Jahren wurde die Schule ohne jede Erklärung geschlossen. Die „Casa Cornide“ stand dreizehn Jahre lang leer. Zwischen 1962 und 1976 war das Palais für knapp eine Million Peseten aus der Staatskasse instand gesetzt worden.

Für Rechtsexperten ist der „Kauf“ nichtig, da die vor der Übertragung notwendigen Formalitäten, wie der Antrag auf Zweckentfremdung des Gebäudes, nie gestellt wurde. Weiterhin wären die seinerzeit notwendigen Genehmigungen und technischen Berichte nie vorgelegt worden.
Derweil bietet die Familie Franco den Besitz in dem Luxus-Immobilien-Portal Philippot&Lloyd Real Estate für 3,5 Millionen Euro an.

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