Marsch für die Würde


© EFE

Zehntausende fordern „Brot, Arbeit und Wohnung für alle“

Mit einem achtfachen Sternenmarsch aus allen Teilen des Landes und durch Madrid verliehen Zehntausende Spanier ihrem Protest gegen die Sparpolitik und den Abbau der Bürgerrechte Ausdruck. Schon knapp zwei Wochen zuvor waren die Teilnehmer des „Marsches für die Würde“ von verschiedenen Ausgangspunkten in Spanien aufgebrochen, um zu Fuß nach Madrid zu wandern und so ein Zeichen zu setzen. In einem Manifest brachten die Organisatoren des Marsches, eine Vielzahl von Gewerkschaften, sozialen Initiativen und politischen Gruppierungen, die Not und die Empörung der Bevölkerung gegenüber der Regierung auf den Punkt.

Madrid – „Ihr vertretet uns nicht“ ist die bittere Erkenntnis, die sich schon in verschiedenen vorangegangenen Kundgebungen kleineren Maßstabs herauskristallisiert hat. Spanien befinde sich in einer „Grenzsituation sozialen Notstandes“ heißt es da. Während man die Banken mit Milliardensummen rette und alles, was noch rentabel sei, privatisiere, werde das sowieso schon unzureichende Sozialsystem und das Gesundheitswesen massiv abgebaut, die Löhne derer, die noch Arbeit haben, gekürzt und alle Kosten in die Höhe getrieben. Dazu würden die Grundrechte der Bürger massiv beschnitten, weil sie im Kapitalismus der Gewinnmaximierung im Wege stünden.

Die Demonstration vom 22. März erfreute sich großen Zulaufs nicht nur aus dem Heer der sechs Millionen Arbeitslosen und Zehntausenden Zwangsgeräumten, sondern unter anderen auch von Beamten, medizinischem Personal, Lehrern und Juristen, die dem Abbau der Institutionen und Bürgerrechte nicht mehr länger untätig zusehen wollen. Dazu hatte sich ein  Team von 50 Rechtsanwälten zur Verfügung gestellt, um bei der Lösung möglicher juristischer Probleme, die sich im Verlauf der Demonstration ergeben könnten, zu helfen.

Auf Transparenten forderten die Bürger unter dem Motto „Brot, Arbeit und Wohnung für alle“ ein Ende der Sparpolitik: „Nein zur Zahlung der  Schulden“, „Die Banken sollen die Krise zahlen“, „Keine weiteren Kürzungen“ und „Weg mit den Regierungen der Troika (Europäische Kommission, Europäische Zentralbank und Internationaler Währungsfonds)“.

Neben diesen Leitthemen brachte eine Vielzahl von Gruppierungen und Initiativen, die sich in der Folge der Krise als Selbsthilfe gebildet haben, ihre verschiedenen Anliegen zum Ausdruck.

Über die Anzahl der Teilnehmer gehen die Angaben weit auseinander. Während offizielle Quellen von 50.000 sprechen und diese Zahl am nächsten Tag sogar noch auf 36.000 nach unten korrigierten, gehen die Organisatoren von 2,5 Millionen aus. Verschiedene Kommentatoren in den sozialen Netzwerken wiesen in diesem Zusammenhang augenzwinkernd darauf hin, dass ein und derselbe Platz, die Plaza de Colón in Madrid, je nach Anlass und bei ähnlicher Dichte der Besucher mal einer Million Personen Raum biete, wie bei der Fußball-Weltmeisterschaft, oder gar eineinhalb Millionen, wie beim Besuch des Papstes, oder eben nur 36.000, wie bei der Demonstration zum Abschluss des „Marsches für die Würde“.

Die Veranstaltung verlief bis zum Einbruch der Dunkelheit friedlich. Danach kam es zu einer Konfrontation zwischen einer Gruppe Radikaler und der Polizei, die mit 1.700 Beamten vor Ort war. Dabei wurden 101 Personen verletzt, 69 davon waren Polizisten, und 24 Demonstranten wurden festgenommen. Wieder gibt es zwei sehr unterschiedliche Interpretationen des Geschehens. Während die Regierung das Verhalten der Demonstrantengruppe scharf verurteilte, die mit Steinen nach den Polizeikräften geworfen haben, gibt es auch Kritik aus den Reihen der Polizei an der Einsatzleitung. Die Polizeigewerkschaften fordern die Absetzung der Einsatzleiter, weil diese die Polizisten durch fehlerhafte Koordination in Gefahr gebracht hätten. Durch zu schnelles Vorrücken nach Einbruch der Dunkelheit und noch bevor die Kundgebung beendet gewesen sei, habe man Panik unter den Demonstranten ausgelöst.[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]

About Wochenblatt

Das Wochenblatt erscheint 14-tägig mit aktuellen Meldungen von den Kanaren und dem spanischen Festland. Das Wochenblatt gilt seit nunmehr 36 Jahren als unbestrittener Marktführer der deutschsprachigen Printmedien auf den Kanarischen Inseln.