Die trockenen Kiefernnadeln sammeln sich im Wald und an den Straßenrändern zu dicken Haufen und erhöhen das Brandrisiko
Teneriffa – Angesichts des verheerenden Feuers auf La Palma und der erhöhten Waldbrandgefahr aufgrund des heißen, trockenen Wetters hat die Inselregierung von Teneriffa die Konzessionäre und die Gemeinden aufgefordert, ihre Anstrengungen beim Abtransport der Pinocha genannten Nadeln der Kanarischen Kiefern aus den Wäldern zu erhöhen. In der heißesten Zeit des Jahres von Mitte Juni bis Ende August, wenn die Feuergefährdung am größten ist, fallen auch die meisten trockenen Nadeln von den Bäumen und sammeln sich in großen Aufhäufungen im Wald und an den Straßenrändern.
Die Mitarbeiter der Straßenmeistereien würden beständig daran arbeiten, die Pinocha von den Fahrbahnen zu entfernen, wo sie den Verkehr gefährden können und nicht selten Verkehrszeichen verdecken. Sie schichten diese am Straßenrand auf. Doch für den Abtransport müssten die zur Pinocha-Ernte autorisierten Verwerter sorgen.
Die Inselregierung und die einzelnen Gemeindeverwaltungen organisieren die Beseitigung der Kiefernnadeln durch die Versteigerung von Kontingenten, bei denen jeder Interessierte mitbieten kann. Die Berechtigung, ein Kontingent von 10.000 Doppelzentnern (1.000 Tonnen) Pinocha aus den Wäldern zu sammeln, kann je nach Schwierigkeitsgrad des Geländes in der Größenordnung von 1.500 bis 6.000 Euro kosten. Das Zusammentragen der Kiefernnadeln im Wald ist darüber hinaus sehr aufwendig.
Stroh kaufen ist billiger
Traditionell hat die Dorfbevölkerung früher selbst Pinocha gesammelt und als Streu in den Viehställen und zum Abdecken der Gemüsebeete genutzt. Heutzutage ist dies verboten.
Da es immer weniger Klein- und Kleinstbauern gibt, sinkt auch die Nachfrage nach den Kiefernnadeln. Für die verbleibenden Viehwirte ist es nicht selten billiger, Stroh zu kaufen, das teilweise per Schiff auf die Insel gebracht wird. Ein Lastwagen mit 18 Kubikmetern soll nach Angaben eines Halters rund 300 Euro kosten.
So bleiben bei den Versteigerungen etliche Kontingente ohne Bieter, und die entsprechenden Waldgebiete werden nicht geräumt, ebenso wie zahlreiche unzugängliche Waldstücke und Barrancos.
Flexiblere Regulierung und Subventionen gefordert
In Beantwortung des Aufrufs vonseiten der Inselregierung dringt das Ayuntamiento von La Orotava gegenüber dem Cabildo darauf, die Verordnungen bezüglich der Pinocha-Nutzung flexibler zu gestalten, damit interessierte Anwohner für den Eigenbedarf sammeln können, ohne Bußgelder befürchten zu müssen. Auch das Ayuntamiento von Los Realejos hat sich dieser Forderung mittlerweile angeschlossen.
In den Wäldern La Orotavas, mit Ausnahme der Schutzgebiete, ist es erlaubt, Pinocha zu sammeln, jedoch nur bis zu einer Menge von sieben Kubikmetern. Das ist häufig nicht ausreichend. Viele Pinocha-Sammler sind schon mit Bußgeldern von 300 Euro belegt worden, weil sie eine größere Menge auf dem Wagen hatten. Und das, obwohl man ihnen eigentlich danken müsste für ihren Beitrag zum Brandschutz und zu einer nachhaltigen Nutzung der vorhandenen Ressourcen, wie Umweltstadtrat Luis Perera betont.
Die Land- und Viehwirte Teneriffas fordern darüber hinaus Hilfen von der öffentlichen Hand, damit sie weiter ihren Beitrag zur Pflege der Wälder leisten können. Für die Bauern ist es nicht rentabel, die Kiefernnadeln aus dem Waldesinneren zu holen und daraus Dung zu produzieren, wenn ähnliche Produkte zu günstigeren Preisen von außerhalb eingeführt werden können. Die Landwirte bei der Entfernung der Kiefernnadeln zu unterstützen, sei deutlich kostengünstiger, als ein außer Kontrolle geratenes Feuer zu löschen, argumentiert Pedro Molina vom Kanarischen Landwirtschaftsverband Agate.[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]