Ein guter Mensch hat uns verlassen


Josef Fleschhut an der Marien-Orgel in der Basilika Ottobeuren

Ein Nachruf auf Josef Fleschhut

Teneriffa – Mehr als fünfundzwanzig Jahre lang hat er die Kirchen- und Konzertbesucher in Los Cristianos und teilweise auch in El Médano mit seinem virtuosen Orgelspiel begeistert. Kurz vor Weihnachten ist Josef Fleschhut im Alter von 74 Jahren unerwartet verstorben.

Aus gesundheitlichen Gründen war der bekannte Kirchenmusiker, Chorleiter und Musikpädagoge Anfang der Neunzigerjahre als Frührentner nach Teneriffa gekommen und hatte sich im Inselsüden niedergelassen. Die Tatsache, dass nirgendwo eine spielbare Orgel zur Verfügung stand, ließ ihn nicht ruhen. So nahm Josef Fleschhut schließlich Kontakt mit dem Amt für Weltkirche in der Diözese Rottenburg-Stuttgart auf, wo man ihm tatsächlich eine gebrauchte E-Orgel zur Verfügung stellen konnte. Sie wurde 1992 in der Pfarrkirche Nuestra Señora del Carmen in Los Cristianos installiert und vom damaligen Bischof der Diözese Rottenburg offiziell übergeben und eingeweiht. Josef Fleschhut hat sie bis zu seinem plötzlichen Tod bei den Gottesdiensten, feierlichen Anlässen und Konzerten gespielt.

In seiner Eigenschaft als Diözesan-Musikdirektor hatte er seinerzeit eine sehr wertvolle Pfeifenorgel einlagern lassen. Die wollte er unbedingt ebenfalls nach Teneriffa holen, wurde erneut bei dem zuständigen Amt für weltkirchliche Aufgaben vorstellig und hatte wieder Erfolg. Allerdings mussten erhebliche Mittel für Restaurierung und Transport aufgebracht werden, um die Pfeifenorgel wie vorgesehen in die Pfarrkirche von El Médano zu bringen. Josef Fleschhut rief eine Spendenaktion hier auf der Insel, aber vor allem in seinem Freundes- und Bekanntenkreis in Deutschland ins Leben. Er nahm Kredite auf, brachte den Betrag tatsächlich zusammen und die Pfeifenorgel an ihren Bestimmungsort. Die feierliche Einweihung fand in Anwesenheit des damaligen Bischofs von La Laguna, Felipe Fernández und des Generalvikars von Rottenburg-Stuttgart, Eberhard Mühlbacher, im November 1994 statt. Somit hatte Teneriffa dank der Bemühungen von Josef Fleschhut nicht nur zwei erstklassige Orgeln geschenkt bekommen sondern in ihm gleichzeitig einen Organisten gewonnen, der diese all die Jahre ohne jegliches Honorar, also aus reiner Freude an der Orgelmusik, gespielt hat.

In Markt Rettenbach geboren, wuchs der kleine Josef sozusagen im Schatten der bekannten Benediktinerabtei Ottobeuren auf. Schon als Fünfjähriger begeisterte sich der hochmusikalische Junge für die Orgelvespern der Mönche in der Basilika. Soweit es sich seine Eltern erlauben konnten, erhielt er schon als Erstklässler Kavierunterricht. Bereits als Zehnjähriger spielte er die Orgel im Kloster Buxheim, wo er zeitweise den Organisten ersetzte, und später verdiente er sich die Kosten für das Internat, indem er in verschiedenen Kirchengemeinden zu den Gottesdiensten die Orgel spielte.

Um das ersehnte Musikstudium aufnehmen zu können, musste Josef Fleschhut zunächst das notwendige Geld verdienen. Er war als Schriftsetzer bei seiner Heimatzeitung tätig und übernahm zu allen Tageszeiten Orgeldienste, wo sie erforderlich waren. Und er gründete sogar eine Tanzkapelle, bis er endlich das Studium für Kirchenmusik in München beginnen konnte.

Seine erste Anstellung als Organist fand er in Memmingen. Danach begann seine vielseitige Laufbahn mit großen Aufgaben: Kirchendienste, Kirchenchöre, Sekretariat der Jugendchöre Pueri Cantores der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Organisation vieler großer Konzerte. Er betreute zwei Dekanate, gründete das Streichorchester St. Verena und später die Bad Wurzacher Barockkonzerte für Orgel und Trompete. Als er Deutschland 1991 Richtung Kanaren verließ, hatte Josef Fleschhut ein erfülltes Leben als Kirchenmusiker hinter sich.

Nun ist er auf seine stille Art aus dem Leben getreten. Er hat unserer Insel jedoch mit den beiden Orgeln ein wertvolles Erbe hinterlassen, welches das Gedenken an ihn und seinen unermüdlichen Einsatz für die Kirchenmusik wachhalten wird.

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