Alexander von Humboldt – Seine Woche auf Teneriffa 1799


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Neues vom Buchmarkt:

Wenn man eine Liste der international bedeutendsten Deutschen aufstellen würde, so müsste das Jahrhundertgenie Alexander von Humboldt (1769 – 1859) unter den Top Ten erscheinen.

Diese Meinung vertrat bereits Goethe, dessen Lobeshymne auf Humboldt vom Verfasser des vorliegenden Buches  „Alexander von Humboldt – Seine Woche auf Teneriffa 1799“ als Eröffnungszitat gewählt wurde.

Alfred Gebauer (gest. 1997) hatte dieses Werk über die erste Station von Humboldts Weltreise bereits 1985 veröffentlicht, bevor es nun posthum vom Zech-Verlag auf Teneriffa erneut publiziert worden ist. Dies ist sehr erfreulich, denn während Humboldts Forschungsreisen durch die Andenregion (Venezuela, Kolumbien, Ecuador, Peru) und durch Mexiko in deutschen und spanischsprachigen Kommentaren reichlich Nachhall fanden, erfuhr der eigentliche Auftakt dieser Reise ins spanische Amerika vergleichsweise wenig Beachtung und wurde oft genug vergessen.

Humboldt begann seine bahnbrechende Forschungsreise im Juni 1799 nämlich nicht erst in Amerika, in den spanischen Vizekönigreichen Neu-Granada oder Mexiko, sondern auf einer Insel auf dem Weg dorthin inmitten des Atlantiks: Teneriffa.

Gebauer eröffnet das Buch mit einem biographischen Abriss der Jugend Alexander von Humboldts bis zur großen Reise 1799.  Den zweiten und zentralen Teil des Buches nimmt die kommentierte Ausgabe des ersten Teils von Humboldts Reisebericht ein (d.h. die deutsche Übersetzung desselben, das Original schrieb er in Französisch). Der Informationswert von Gebauers Kommentaren ist dabei schwankend. Seine Anmerkung, dass die von Humboldt oft benutzte Bezeichnung „Hafen von Orotava“  sich auf das heutige Puerto de la Cruz bezieht, ist für alle Leser, die weniger mit der Geschichte Teneriffas vertraut sind, fundamental. Auch andere von Gebauer beigesteuerte Informationen, z.B. über Humboldts Gastfamilie und der Hinweis, dass das Haus, in dem der Forscher damals in Puerto de la Cruz wohnte, heute als „Hotel Marquesa“ besucht werden kann, sind sehr interessant. Aber besonders den kurzen Abriss über die im Lauf der Geschichte wechselnden landwirtschaftlichen Prioritäten hätte man sich detaillierter und ausführlicher gewünscht, denn die Frage nach Gründen, warum welche Produkte (Zuckerrohr, Wein, Bananen) angebaut wurden, gehört zu den interessantesten bei der Betrachtung der Geschichte Teneriffas.

Der unbestreitbare Höhepunkt des von Gebauer neu publizierten Originaltextes ist Humboldts sehr detaillierter und lebendiger Bericht über seine Teide-Besteigung, wobei er auch die Vegetationspyramide der Kanareninsel darstellt. Der dritte, etwas zu kurz geratene, Teil des Buchs befasst sich mit der restlichen Biographie Alexander von Humboldts und den Umständen der Edition seines Opus Magnum, der Auswertung der Daten und Objekte, die er während seiner fünfjährigen Reise durch Amerika sammeln konnte. Sehr schön beschreibt Gebauer dabei den ständigen Wechsel zwischen freier Forschung und Diensten im Auftrag des preußischen Königs, die Humboldt annehmen musste.

Ein großer Pluspunkt des Buches von Gebauer ist das rare und wertvolle Bildmaterial: alte Fotos aus dem 19. Jahrhundert (z.B. Ansichten der alten Hauptstadt La Laguna und des damals noch von Bausünden unversehrten Orotava-Tals) und das hervorragende Kartenmaterial, nicht zuletzt die von Humboldt selbst gezeichnete Vegetationspyramide, die auch das schöne Cover ziert.

Komplettiert wird diese Hommage an Humboldt mit einer Fotosammlung der spektakulärsten Drachenbäume in der Umgebung von La Orotava. Von denen leider das größte und ältes­­­te Exemplar nicht mehr existiert. Dieser Gigant, dessen Alter auf mindestens 4000 Jahre geschätzt wurde, konnte 1868 einem heftigen Orkan nicht mehr standhalten. Doch er überlebte in Humboldts Zeichnung, die natürlich auch in Gebauers Buch präsentiert wird. Für alle Humboldt-Fans, die seine aufregende Teide-Besteigung miterleben wollen, ist dieses Buch ein Muss!

Taschenbuch mit Umschlagklappen, 208 Seiten, mit 55 Abbildungen, darunter Karten, Farbfotos und zeitgenössische Darstellungen. Auf den kanarischen Inseln steuerfrei: EUR 12,80, ISBN 978-84-934857-6-4, Zech Verlag, Teneriffa, www.zech-verlag.com, erhältlich im Buchhandel, u.a. bei amazon.de, buchhandel.de, buecher.de oder direkt beim Verlag (kostenloser Postversand auf den Kanaren): Telefon/Fax: +34 922 30 25 96, E-Mail: info@zech-verlag.com[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]

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