Zu viel Bürokratie und zu wenig Mittel
Madrid – Es ist kein leichtes Unterfangen, als Immigrant eine Anstellung in einem Land zu finden, in dem 17% der Bewohner arbeitslos sind. Man könnte denken, dass ein Studium, Berufserfahrung und Sprachkenntnisse die Angelegenheit fördern würden, aber das ist nicht der Fall.
Das musste auch Saleh Abou Saleh, Urologe mit 14-jähriger Tätigkeit, erfahren, als er in der Hoffnung nach Madrid zog, dort in seinem Beruf weiterarbeiten zu können. In den fünf Jahren, die er schon in Spanien lebt, ist ihm nicht einmal die Anerkennung seiner Titel gelungen.
Ein Problem, mit dem allerdings nicht nur Flüchtlinge fertig werden müssen. Die Anerkennung der akademischen Grade ist eine der großen Herausforderungen bei der Integration.
Saleh ist 52 Jahre alt. 2013 reiste er mit einem Touristenvisum in Spanien ein und erhielt auch den Asylantenstatus. Nun lebt er mit seiner Frau und zwei Kindern in Sevilla. Sein jüngstes Kind kam in Spanien zur Welt. Sein ältester Sohn starb in Syrien, seinem Herkunftsland. Der Krieg hatte es ihm unmöglich gemacht, die Medikamente für seinen Sohn zu bekommen. Nach dem Tod des Kindes ließ er alles in seinem Heimatland zurück: Haus, Auto, seine Klinik und Freunde. Alles in allem also ein geordnetes Leben.
Der Weg zur Anerkennung akademischer Titel in Spanien ist lang und dornenreich. Fachkenntnisse und auch die sprachlichen Kompetenzen müssen ausreichend nachgewiesen werden.
Saleh ließ seine Diplome übersetzen, mit den erforderlichen Apostillen versehen und passte sich an den Lauf der Bürokratie an. Bis die Behörden zum x-ten Mal Papiere anforderten. Dieses Mal ging es um die Studienpläne. Saleh hat in der ehemaligen Sowjetunion studiert und hatte große Zweifel daran, die angeforderten Papiere überhaupt zu bekommen. Zu seiner großen Erleichterung war die Sekretärin seiner Studienzeit noch dort tätig, die sich auch tatsächlich an ihn erinnern konnte. Trotzdem dauerte es zwei Jahre, bis er die Studienpläne beim spanischen Erziehungsministerium einreichen konnte. Nun wartet und hofft der ausgebildete Arzt darauf, dass seine Titel anerkennt werden. Wenn das nicht so sein sollte, müsste er noch drei Jahre an einer spanischen Universität verschiedene Fächer absolvieren.
Im Jahr 2016 stellten 3.193 Asylanten Anträge auf Anerkennung ihrer akademischen Grade, im Jahr 2017 stieg die Zahl der Ersuchen auf 4.208. Der größte Teil der Petitionen kommt jedoch von venezolanischen Staatsbürgern.
Anträge auf internationalen Schutz haben 2017 Rekordzahlen erreicht. 31.000 Menschen stellten solch einen Asylantrag an die spanische Regierung.
Nun soll der Behördenweg für Asylanten bei der Anerkennung des Titels verkürzt werden, allerdings gibt es auch ein Finanzierungsproblem. Denn die Flüchtlinge sind im Budget der Universitäten nicht vorgesehen.
Sollte die Anerkennung von Salehs Titel nicht zum Tragen kommen, würde er auch gerne als Krankenpfleger oder anderweitig im medizinischen Bereich tätig sein. Was er aber nicht verstehen kann, ist die Tatsache, weshalb der spanische Staat ihm und seiner Familie den Flüchtlingsstatus zuteilt, aber weitere Hilfen für Menschen in seiner Situation nicht vorgesehen sind.[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]