Die Inselverwaltung erwägt, das Gebäude an der Küste von Tacoronte zu erwerben und zu restaurieren
Teneriffa – An einem sonnigen Sommernachmittag den Blick vom Mirador La Garañona in El Sauzal hinaus auf den Atlantik und hinüber zur Küste von Tacoronte zu genießen, gehört zu den besonderen Eindrücken des Besuchs der Nordküste von Teneriffa. Der Aussichtspunkt liegt ganz vorne an der Kante der steil abfallenden Küste wie ein Adlerhorst Hunderte Meter hoch. In einem kleinen Café gibt es Eis, Erfrischungen und Kaffee.
Wer den Blick nach rechts an der Küste entlang Richtung Mesa del Mar schweifen lässt, entdeckt auf einer Anhöhe in Meeresnähe eine Konstruktion, die an eine Burg erinnert. Nähere Details lassen sich von diesem Punkt aus höchstens mit dem Fernglas erkennen; einen besseren Blick hat man auf das „Castillete de Guayonje“ oder „Castillo de Óscar Domínguez“ von der anderen Seite her, am Ende des Weges hinter dem Strand von Mesa del Mar.
Obwohl das Gebäude heute Eigentum der Gemeinde Tacoronte ist, die zwar mit dem Gedanken einer Restaurierung spielt, diese aber nie umgesetzt hat, und auch das Cabildo Anfang dieses Jahres Interesse signalisierte, das „Castillo“ zu erwerben und herzurichten, verfällt die Ruine immer mehr.
Über das kapriziöse Gebäude an sich ist wenig mehr bekannt, als dass es seinerzeit der Vater des berühmten kanarischen Malers Óscar Domínguez, der wohlhabende Großgrundbesitzer Antonio Domínguez de Mesa, bauen ließ. Ihm gehörte eine weitläufige Bananenfinca in Guayonje, und dort, wo der Barranco mündete, ließ er sich diese erstaunliche Sommerresidenz bauen. Seinen Ruhm verdankt das Sommerhaus mit seinem Turm im Festungsstil und seinen Zinnen letztendlich aber der Berühmtheit seines Sohnes Óscar, der 1906 in La Laguna das Licht der Welt erblickte.
Óscar Domínguez‘ künstlerisches Talent offenbarte sich bereits in jungen Jahren. Das älteste von ihm erhaltene Gemälde ist ein Selbstportrait, das er im Alter von 20 Jahren anfertigte. 1927 schickte sein Vater ihn nach Paris, allerdings nicht, um seine künstlerische Laufbahn fortzusetzen, sondern um den Absatz der landwirtschaftlichen Produkte – vor allem Bananen – aus den väterlichen Ländereien zu fördern. Obwohl er ein Jahr später für den Militärdienst nach Teneriffa zurückkehrte, blieb er nicht lange und verbrachte den überwiegenden Teil seines Lebens in seiner Wahlheimat Frankreich. Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1931 widmete sich Óscar Domínguez komplett seiner künstlerischen Laufbahn. Er gilt heute als einer der bedeutendsten spanischen Künstler des Surrealismus.
In seiner Kindheit und Jugend verbrachte Óscar Domínguez die Sommer an der Küste von Tacoronte. In der kleinen Festung über den Klippen wurden fröhliche Feste mit vielen Gästen gefeiert. Das Haus und die Bananenfinca waren über eine Lastenseilbahn mit Tacoronte verbunden.
Heute steht nur noch die Ruine des einst glanzvollen „Castillo“, in dem der wohl berühmteste kanarische Künstler seine Sommerferien verbrachte. Eine Erklärung zum Kulturgut erfolgte bislang nicht. Dass die Inselverwaltung über den Erwerb und die Restaurierung nachdenkt, gibt Anlass zu der Hoffnung, dass der endgültige Verfall doch noch vermieden wird.
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