Maßnahmen zur Unterbringung beginnen im Januar
Teneriffa – In Santa Cruz sind im Dezember innerhalb einer Woche drei Obdachlose verstorben. Ein älterer Mann wurde von seinen Schicksalsgenossen in seiner notdürftig zusammengezimmerten Hütte in der aus 15 improvisierten Verschlägen bestehenden Ansiedelung Pancho Camuria neben der Nordautobahn tot aufgefunden. Es heißt, er sei krank gewesen und habe viele Tabletten geschluckt. Ein Italiener wohl. An welcher Krankheit er litt, ist unbekannt.
Die beiden anderen waren jünger. Ein Mann, der nachts in der städtischen Obdachlosenherberge schlief, verstarb tagsüber neben dieser Einrichtung, ohne dass der herbeigerufene Rettungsdienst noch etwas für ihn hätte tun können. Der andere starb im Stadtteil Azorín unter der Brücke des Schwimmbades, wo schon seit Jahrzehnten Obdachlose Unterschlupf suchen. Die Nachbarschaftsvereinigung von Azorín fordert eine bessere Betreuung der Obdachlosen, denn es würden, im Gegensatz zu dem, was der Stadtrat behaupte, immer mehr.
Oscar García, der Sozialbeauftragte von Santa Cruz, erklärte zu den Todesfällen: „Es gibt keinen gemeinsamen Grund für diese Fälle. Das sind prekär lebende Personen, die dort versterben, wo sie leben.“
Nach den letzten Daten, die die Stadtverwaltung im vergangenen Jahr veröffentlichte, betreut die Stadt täglich um 350 Obdachlose, von denen 65% nicht aus Santa Cruz stammen, und unter denen zahlreiche Senioren über 60 Jahre sind.
Die Sozialinitiativen „Für die Würde“ (Por la dignidad) und 29-E sehen diesbezüglich nicht nur das Ayuntamiento von Santa Cruz in der Pflicht, sondern auch zahlreiche andere Behörden und die Gesellschaft als Ganzes, die an vielen Punkten versage. Die Ayuntamientos vieler anderer Städte der Insel würden überhaupt keine Unterbringungsmöglichkeiten schaffen, weil diese „den Tourismus stören“, und auch nicht zur Versorgung der Betroffenen in anderen Gemeinden, wie Santa Cruz, beitragen. Auch die Inselregierung versage, weil sie keine ausreichende gesundheitliche und pflegerische Versorgung für ältere, kranke und abhängige Obdachlose zur Verfügung stelle. Die Kanarenregierung sei dagegen verantwortlich dafür, dass Obdachlose in den Krankenhäusern der Inseln wegen Überlastung nicht ausreichend behandelt würden, und man die Menschen wegen Bettenmangels zum Sterben zurück auf die Straße schicke.
„Housing First“
Immerhin läuft ab Januar in Santa Cruz eine Initiative an, die aus den USA und Kanada stammt. Nach dem Prinzip „Housing First“ (Wohnung zuerst) werden zunächst zehn Wohnungen zur Verfügung gestellt. Die Nutznießer dieses Programms sind Menschen, die seit mindestens drei Jahren auf der Straße leben und Probleme durch Behinderung, psychische Erkrankungen oder Drogensucht haben. Viele europäische Städte führen mittlerweile Maßnahmen nach dem Prinzip „Housing First“ durch, das in Spanien „Hábitat“ genannt wird. Auch Barcelona, Madrid, Sevilla und Zaragoza haben schon erste Erfahrungen gesammelt. Auf den Kanaren sind bisher Santa Cruz und Arona Vorreiter dieses Projekts.[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]