Spanien beschuldigt Saudi-Arabien, den Hauptsitz der Weltorganisation für Tourismus von Madrid nach Riad verlegen zu wollen
Madrid – Seit Anfang August verdichten sich immer mehr die Anzeichen dafür, dass Saudi-Arabien alles daransetzen will zu erreichen, dass der derzeitige Hauptsitz der Weltorganisation für Tourismus der Vereinten Nationen (UNWTO) von Madrid nach Riad verlegt werden soll. Zwar hat Saudi-Arabien das Anliegen noch nicht offiziell bestätigt, allerdings wurde die spanische Regierung bereits darüber informiert, dass die Angelegenheit auf Ersuchen des vorderasiatischen Landes auf die Tagesordnung der nächsten Mitgliederversammlung gesetzt werden soll.
Die UNWTO, eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen, verfolgt als internationales Forum für Tourismuspolitik und Schnittstelle für zwischenstaatliche Kommunikation das Ziel der Entwicklung eines verantwortlichen, nachhaltigen und universell zugänglichen Tourismus. Seit dem 1. Januar 1976 hat die UNWTO ihren Hauptsitz in Madrid und beschäftigt dort 152 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.
Spanien hat das Vorhaben Saudi-Arabiens, Riad als neuen Hauptsitz der Organisation ins Gespräch zu bringen, mittlerweile als „wenig freundliche Geste“ bezeichnet und den Generalsekretär der Organisation, Surab Pololikaschwili, zu einem offiziellen Gespräch beordert. Scheinbar befürchtet Madrid, dass der gebürtige Georgier bereits inoffiziell mit Saudi-Arabien zusammenarbeitet, um die 159 Mitgliedsstaaten von den Vorteilen des Umzugs zu überzeugen. Sollte Saudi-Arabien die Kandidatur Riads als neuen UNWTO-Hauptsitz offiziell machen, muss im Rahmen der nächsten Hauptversammlung darüber abgestimmt werden. Das vorderasiatische Land benötigt dabei mindestens zwei Drittel der Stimmen der Mitgliedsstaaten, um den Umzug zu erreichen. Die Versammlung findet alle zwei Jahre statt und soll planmäßig Mitte Oktober dieses Jahres abgehalten werden, allerdings könnte der Termin aufgrund der Pandemie auf Ende dieses Jahres verschoben werden.
Pololikaschwili hält sich bislang bedeckt, was seine Absichten betrifft. „Wir wissen, dass Saudi-Arabien bereits die Werbetrommeln rührt, aber offiziell ist bislang noch nichts bestätigt. Wir sind zufrieden mit Spanien, allerdings unterliegen wir der Entscheidung der Mitgliedsstaaten“, wurde seitens der Organisation mitgeteilt. Inoffiziell wird allerdings befürchtet, dass Saudi-Arabien unter der Hand bereits alle möglichen Fäden zieht und unter Umständen sogar durch finanzielle Anreize versucht, Stimmen für Riad zu kaufen.
Außenminister José Manuel Albares kümmert sich jüngsten Zeitungsberichten zufolge inzwischen persönlich um die Angelegenheit. Man wolle verhindern, dass die Kandidatur Riads überhaupt auf die Tagesordnung gelangt, doch wenn dies nicht gelingen sollte, so werde man alle diplomatisch möglichen Verfahren nutzen, um zu verhindern, dass sich die Mehrheit der Mitgliedsstaaten für die Hauptstadt Saudi-Arabiens als neuen Hauptsitz der UNWTO ausspricht.
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