Die Wirtschaftskrise in Algerien treibt viele junge Menschen zu der gefährlichen Überfahrt
Murcia – Es kommen wieder mehr Immigranten über den Seeweg nach Spanien. Insbesondere Murcia erlebt einen starken Anstieg der Bootsflüchtlinge. Bis Ende November erreichten über 2.000 illegale Einwanderer die Küste dieser Region.
Nach Angaben der Vertretung der Zentralregierung in dieser an der Südostküste Spaniens gelegenen Region hat sich die Zahl der in Booten ankommenden Immigranten im Vergleich zu 2016 vervierfacht, im Vergleich zu 2015 verachtfacht. Juan Guirado, Sprecher der lokalen Hilfsorganisation „Convivir Sin Racismo“ (Zusammenleben ohne Rassismus), erklärte, die Flüchtlinge würden von Algerien aus Murcia erreichen. Es handele sich um keine neue Route, vielmehr existiere diese bereits seit etwa acht Jahren, würde ab September jedoch auffallend häufig benutzt. Allein am letzten Novemberwochenende erreichten mehr als 500 Personen in 49 Flüchtlingsbooten die Küste Murcias.
Guirado führt den plötzlichen Flüchtlingsstrom zwischen Algerien und Murcia auf die Wirtschaftskrise in dem nordafrikanischen Land sowie die teilweise Schließung der Route zwischen Libyen und Italien und zwischen Marokko und Südspanien zurück. Im Falle der Libyen-Italien-Verbindung hat Rom mit einigen libyschen Milizen das Stoppen von Flüchtlingsbooten ausgehandelt, im Fall der zweiten Route hat die Regierung Marokkos den Grenzübertritt bzw. die Einreise in das Land erschwert. Das hat zur Folge, dass die Flüchtlingsströme auf die Verbindung zwischen Algerien und Murcia ausgewichen sind.
Juan Antonio Segura, Direktor der Cepaim-Stiftung, unterstützt die Aussagen von Guirado und führte aus, in Algerien spitze sich die Lage zu. Algerien erlebt nach dem Einbruch des Erdölpreises eine schlimme Wirtschaftskrise. Es gäbe keine Arbeit, insbesondere junge Erwachsene würden förmlich aus den Dörfern fliehen in der Hoffnung auf einen Arbeitsplatz im europäischen Ausland, um das verdiente Geld nach Hause schicken zu können.
Laut Juan Guirado würde sich diese Route von den anderen unterscheiden: Zum einen handele es sich bei auffallend vielen der Flüchtlinge um Minderjährige (2017: 122), zum anderen insbesondere um Algerier, im Gegensatz zur Marokko-Route, die hauptsächlich von Personen aus der Westsahara genutzt werde. Und: „Die meisten sehen Spanien nur als Zwischenstation auf dem Weg zu ihrem Endziel Frankreich an,“ so Guirado.
Insgesamt nimmt die illegale Einwanderung über den Seeweg nach Spanien wieder zu. Nach den Daten des Innenministeriums wurden bis zum 20. November 19.086 Einwanderer registriert, die die spanische Küste erreichten. 2016 waren es 7.547. Die aktuellen Zahlen sind trotzdem noch weit entfernt vom Rekordjahr 2006, als 39.180 illegale Einwanderer in Flüchtlingsbooten nach Spanien kamen. So wies Juan Antonio Segura darauf hin, dass die derzeitige Zahl von Flüchtlingen kein Problem für Spanien sei. Zum Vergleich nannte Segura Italien und Griechenland, wo seit Jahresanfang 114.000 bzw. 26.000 illegale Flüchtlinge angekommen sind.
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