Häftling greift zwei Vollzugsbeamte an


Durch Überfüllung und Personalmangel haben die Vollzugsbeamten in der JVA Tenerife II mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen. Foto: Wochenblatt

Während des Angriffs im Gefängnis Tenerife II versuchte ein Zellengenosse die anderen Insassen aufzuwiegeln

Teneriffa – Am 4. Mai kam es im Gefängnis Tenerife II bei La Esperanza im Gemeindegebiet El Rosario zum Übergriff eines Häftlings auf zwei Justizvollzugsbeamte. Dessen Zellengenosse versuchte zudem, auch die anderen Insassen des Zellenblocks 4 aufzuwiegeln und dazu zu bringen, das Gefängnispersonal anzugreifen.

Zu dem Vorfall kam es, als die beiden Vollzugsbeamten eine Durchsuchung vornehmen wollten, weil der Verdacht bestand, einer der Häftlinge habe verbotene Substanzen oder Gegenstände in seinem Besitz. Der betroffene Strafgefangene reagierte aggressiv, versetzte einem der Beamten mehrere Ellenbogenstöße in den Brustbereich und verdrehte ihm den Arm. Als der Kollege einschreiten wollte, versetzte er diesem ebenfalls einen Schlag und äußerte verschiedene Gewaltandrohungen.

Als man den Aggressor vorläufig isolieren wollte, riss er sich los und versteckte sich in einer großen Gruppe von Insassen. Als die Beamten, die mittlerweile Verstärkung durch ihre Kollegen bekamen, den Angreifer schließlich gefunden hatten, stellte sich dessen Zellengenosse dazwischen und versuchte, die anderen Gefangenen dazu zu bringen, ebenfalls das Gefängnispersonal anzugreifen, was jedoch nicht gelang. Andernfalls hätte der Zwischenfall schlimm ausgehen können.

Ein bis zwei Beamte pro 150 Häftlinge

Die Gewerkschaft und der Verband der Justizvollzugsbeamten (APFP und Acaip) wiesen dieser Tage wieder einmal darauf hin, dass der Personalmangel im Gefängnis Tenerife II höchst besorgniserregend ist. Es fehlen dort um die vierzig Angestellte für die Betreuung und Beaufsichtigung der Häftlinge. Die Regierung hat jedoch als Gegenmaßnahme landesweit nur fünf Stellen ausgeschrieben.

Zurzeit kommen in der Früh- und Spätschicht nur zwei bis drei Beamte auf 120 bis 150 Insassen. Dies führt, vor allem im Sommer, zu gefährlichen Engpässen, die die Sicherheit des Personals wie der Häftlinge gefährden. Im laufenden Jahr hat es, laut Acaip, schon drei Angriffe auf Justizbeamte gegeben. Ein weiteres Problem ist, dass es in Tenerife II, ebenso wie in der JVA Salto del Negro auf Gran Canaria, keine Abteilung gibt, wo besonders aggressive und streitsüchtige Insassen von den anderen getrennt werden können. Nur das modernste kanarische Gefängnis, Las Palmas II, verfügt über diese Möglichkeit.

In der JVA Tenerife II gibt es, nach Informationen von Acaip, rund 15 Insassen, die als besonders streitsüchtig einzustufen sind. Da es keine gesonderte Unterbringung zur besseren Beobachtung dieser Insassen gibt, werden sie zu einem Problem für die anderen Häftlinge. Auch wenn es keine körperlichen Auseinandersetzungen gibt, sind Nötigungen, Beleidigungen und Drohungen an der Tagesordnung. Einige der problematischen Strafgefangenen erpressen ihre Mitinsassen aufgrund physischer Stärke oder ihrer langjährigen Gefängniserfahrung dazu, ihnen mit dem Geld, das sie von ihren Familien erhalten, Kaffee, Zigaretten oder offene Schulden zu bezahlen. Für die Vollzugsbeamten ist es schwer, zu erkennen, wann eine solche Erpressung vorliegt.

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