Die Sahrauis treten für ihre Unabhängigkeit ein, zuletzt mit einem Freiheitsmarsch im Juni auf Teneriffa
Teneriffa – Westsahara, an der westafrikanischen Küste südlich von Marokko gelegen, war einst eine spanische Kolonie und wird seit dem Abzug der Spanier im Jahr 1975 von Marokko verwaltet und beansprucht. Die Unabhängigkeitsbewegung „Frente Polisario“ lehnt diesen Machtanspruch Marokkos ab, hält einen Teil Westsaharas besetzt und hat eine Exilregierung in Algerien gebildet, die von einigen Staaten anerkannt wird. Der Status von Westsahara befindet sich seit Jahrzehnten in der Schwebe, ohne dass eine endgültige Klärung in Sicht wäre. Unter diesen Bedingungen lebt die Bevölkerung des dünn besiedelten Landes – etwa 550.000 Einwohner –, von denen ein großer Anteil aus zugewanderten Arabern besteht.
Von dem Volk der Sahrauis, welches das umstrittene Gebiet ursprünglich bewohnte und als Nomaden durchstreifte, lebt ein Teil, heute etwa 180.000, schon seit 45 Jahren in Flüchtlingslagern in Tindouf, im benachbarten Algerien.
In Spanien und insbesondere auf den Kanaren, die nur rund Hundert Kilometer von El Aaiun im Norden Westsaharas entfernt liegen, gibt es eine sehr aktive Solidaritätsbewegung mit den Sahrauis. Seit 1979 wurden in jedem Sommer im Rahmen der Initiative „Vacaciones en Paz“ (Ferien in Frieden) eine große Zahl der 9.000 Kinder und Jugendlichen, die in den sahrauischen Flüchtlingslagern leben, eingeladen, die Sommerferien auf den Kanaren oder dem spanischen Festland zu verbringen. Sie werden in diesen Wochen in spanischen Familien untergebracht, und es werden gemeinsame Aktivitäten organisiert.
Für die Kinder in den Wüstencamps sind die Sommerferien in Spanien jedes Jahr ein Highlight. Bis sie 12 Jahre alt sind, können sie an dem Ferienprogramm teilnehmen und so für einige Wochen der extremen Hitze unter der sengenden Sonne im algerischen Sommer entfliehen.
Im Sommer 2020 musste die Initiative, die schon eine Tradition geworden ist, wegen der Corona-Krise ausfallen, und auch in diesem Jahr war es nicht möglich, die Kinder aus Algerien zu ihren Gastfamilien zu bringen. Als kleiner Trost finden in den Flüchtlingslagern von NGOs organisierte und unter anderem durch die Spenden der Gastfamilien finanzierte Aktivitäten für Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre statt, die für etwas Abwechslung sorgen.
Andere Solidaritätsveranstaltungen wurden jedoch trotz aller Widrigkeiten umgesetzt. Zuletzt der Freiheitsmarsch „Marcha por la libertad del Pueblo Saharaui“, den der Verein für die Freundschaft zum sahrauischen Volk (Asociación Canaria de Amistad con el Pueblo Saharaui) als Reaktion auf den Bruch des seit 1991 geltenden Waffenstillstandes mit Marokko organisiert hat. Die Teilnehmer des Marsches durchquerten neunzehn der einunddreißig Gemeindegebiete Teneriffas und legten dabei 200 Kilometer zurück. Auch in anderen Teilen Spaniens wurden in diesem Sommer Märsche für die Freiheit des Sahrauivolkes unternommen.
[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]