Behutsame Zusammenführung neuer Tierarten im Loro Parque
Um den Gehegeteil der Humboldt Pinguine zu beleben, wurde jetzt im Loro Parque der Versuch unternommen, Große Felsensittiche (Cyanoliseus patagonus bloxami) hineinzusetzen. Zwei ein- bzw. zweijährige im Loro Parque geschlüpfte Jungtiere wurden zunächst für den Vergesellschaftungsversuch ausgewählt.
Große Felsensittiche leben ursprünglich in den Küstengebieten Zentral-Chiles und sind stark gefährdet.
Die Bestandsgröße wird auf unter 4.000 Tiere geschätzt. Wie der Name der Papageien schon ausdrückt, halten sich die Felsensittiche vorwiegend in felsigem Gebiet auf und waren deshalb auch von ihrem Lebensraumanspruch für den Vergesellschaftungsversuch in der Pinguinanlage besonders geeignet.
Eine Zusammenführung neuer Tierarten muss immer sehr behutsam vorgenommen werden, da sie sich untereinander ja nicht kennen. So wurde den beiden Großen Felsensittichen in den ersten Tagen immer nur stundenweise und unter Aufsicht, Ausflug in das Pinguingehege gewährt. Dabei war es sehr interessant, wie die Pinguine auf die neuen Mitbewohner reagierten. Sie standen in der Gruppe, den Blick immer auf die fliegenden Vögel gerichtet. Die Köpfe der ganzen Gruppe bewegten sich synchron, den bis dahin „unbekannten Flugobjekten“ hinterher.
Die Felsensittiche mussten zunächst lernen, den großen Flugraum zu nutzen und zu erkunden. Gerade die Tatsache, dass nun plötzlich Felsen als Sitzgelegenheiten dienten, war für sie gewöhnungsbedürftig. So kam es vor, dass sie zunächst auch mitten unter den Pinguinen landeten. Die verdutzten Pinguine näherten sich interessiert, aber da flogen die Vögel auch schon wieder ab; es wurde ihnen doch zu gefährlich. Auch Landeversuche auf dem Wasser wurden gerade noch rechtzeitig – beim ersten Kontakt mit dem Wasser – abgebrochen. Recht schnell lernten die Tiere Gefahren zu erkennen und Futterstellen zu finden. Inzwischen werden die Sittiche abends nicht mehr in den Käfig zurückgesetzt, sondern bleiben auch über Nacht in der Anlage.
Die Besucher des Loro Parque reagieren verwundert, aber sehr erfreut, Papageien zusammen mit Pinguinen beobachten zu können. Die Gruppe der Felsensittiche soll nun weiter ausgebaut werden. Weltweit werden damit erstmals in einem Zoo Papageien und Pinguine gemeinsam in einem Gehege gezeigt.
Dipl.-Biologe
Matthias Reinschmidt
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