Pfingsten – die Lebendigkeit Gottes


Gedanken für mich – Augenblicke für Gott

Wir nehmen ihn ja in der Kirche recht oft in den Mund: den Heiligen Geist oder auch den Geist Gottes. Doch: wer er ist und was er tut, das ist auch für uns nur äußerst schwer zu beschreiben und erst recht kaum in genaueren Details zu definieren.

Ja, dieser Heilige Geist ist eben nicht auf diese oder jene göttliche Ressort-Zuständigkeit festzulegen. Der Heilige Geist ist vielmehr der unverfügbare Gott, und genau den feiern wir Christen an Pfingsten. 

So gesehen ist es aber auch nicht groß verwunderlich, dass die Bibel immer nur von seinen Wirkungen redet und weniger von seinem Wesen. Berichtet wird von seiner Kraft und seinem Elan, durch den z.B. die verängstigte Gruppe der Jüngerinnen und Jünger, die sich damals hinter dicksten Mauern eingeschlossen hatten, auf einmal den Mut findet, herauszutreten. Ja, dieses verängstigte Häuflein ehemals so faszinierter Jesus-Anhänger, das sich über Wochen hinweg zurückgezogen hatte, das tritt auf einmal wieder in den Blick der andersartigen und ihnen gegenüber so kritischen Öffentlichkeit. Und weshalb? Weil dieser Geist Gottes sie mit „Power“ erfüllt; weil er in ihnen die Worte Jesu lebendig hält und sie antreibt, an alle Menschen dieses Wort Jesu weiterzugeben; ja, sie fühlen sich von diesem Geist so angetrieben, dass sie in jeder Lebenssituation das rechte Wort finden oder auch durch kritische Einwürfe so manchen Mächtigen das Fürchten lehren. Auf einmal wird aus diesem kleinen verängstigten Kreis eine Bewegung, die nicht mehr „hinter dem Berg hält“, sondern die sich einmischt, die aufmischt und die fortführt, was Jesus damals begonnen hat.

Und ein Zweites fällt auf: Auch die Bibel liefert uns in keinster Weise eine Definition dieses „unbekannten Gottes“, aber eine Fülle von Bildern für dessen Wirksamkeit. Schauen wir einfach mal auf den Anfang des Pfingstberichts aus der Apostelgeschichte. Da tauchen Bilder auf wie: ein heftiger Sturm, der über die Landschaft fegt, der an allem rüttelt, was sich ihm in den Weg stellt und der das Morsche bricht und das Baufällige zum Einsturz bringt. Könnten wir da aber heutzutage nicht auch sagen: Wartet diesbezüglich nicht auch bei uns noch Vieles auf ihn, weil es nur noch baufällige Fassade ist, ein morsches Relikt vergangener Jahrhunderte? Oder da ist die Rede von einem mächtigen Feuer, das um sich greift, wenn nur der Funke erst einmal gezündet hat. Ja muss nicht auch hier – bei uns – noch Vieles brennen und verbrennen, damit unser bürgerlich unterkühltes Christentum wieder neu Feuer und Flamme wird? Viele verschiedene Zungen und Sprachen tragen die eine Botschaft weiter, damals wie heute. Die Kirche ist die multikulturelle Gesellschaft Gottes, in der es keine Ausländer und Außenseiter gibt. Und während die Kirche im alten Europa vielerorts lahm und kraftlos wirkt, da blüht sie in anderen Teilen der Welt in einer ganz neuen Lebendigkeit auf.

Dazu passt dann aber auch gut das Bild von den „Strömen des lebendigen Wassers“. Wir erleben es doch auch hier auf dieser wunderschönen Insel immer wieder: Wenn mal ein kräftiger Regenguss niedergeht, dann explodiert förmlich die Natur. Gutes, reines – und kein abgestandenes – Wasser bringt alles zum Blühen und Wachsen. Unsere Welt mit ihren Beton- und Geldwüsten, mit so viel Totem und Lebensfeindlichem wartet doch nur darauf, dass das Leben Gottes auch in unseren Tagen wieder neu auf- und ausbricht.

Wir feiern in diesen Tagen Pfingsten, das Fest des Heiligen Geistes. Ich denke, gerade er bringt uns die Unfassbarkeit Gottes wieder neu nahe: Er ist nicht der Gefangene der Räume, die wir ihm zuweisen oder in die wir ihn einsperren wollen. Er ist auch nicht der Gefangene der Räume, die wir ihm am Schluss noch lassen wollen. Nein – die Bibel spricht vom „Atem Gottes“. Atem aber ist doch immer das Erkennungszeichen dafür, dass ein Organismus lebt. So also feiern wir an Pfingsten das Fest der Lebendigkeit Gottes in unserer Mitte. Und da frage ich mich dann aber schon, ob dieses Fest nicht weitaus mehr verdient hätte, als nur noch Namensgeber für ein paar schulfreie Tage zu sein oder Anlass für einen Ausflug???

In diesem Sinne – Ihnen allen ein lebendiges Pfingstfest!!

Bertram Bolz, Diakon

Kath. Touristen- und

Residentenseelsorger

Diesen und frühere Artikel können Sie nachlesen unter: www.katholische-gemeinde-teneriffa.de oder www.wochenblatt.es

[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]

About Wochenblatt

Das Wochenblatt erscheint 14-tägig mit aktuellen Meldungen von den Kanaren und dem spanischen Festland. Das Wochenblatt gilt seit nunmehr 36 Jahren als unbestrittener Marktführer der deutschsprachigen Printmedien auf den Kanarischen Inseln.