Eine Milliarde Euro würde der Bau des Observatoriums auf La Palma kosten
Anlässlich der Unterzeichnung eines Abkommens zur wissenschaftlichen Zusammenarbeit durch Kanarenpräsident Paulino Rivero und den Präsidenten der Universität Moskau, Victor Sadovnicheva, gab Letzterer die Absicht Russlands bekannt, das bisher größte Teleskop der Welt zu bauen. Als möglicher Standort ist angeblich der Roque de los Muchachos auf La Palma ausersehen.
Der Hauptspiegel des Teleskops wird 60 Meter Durchmesser haben, mehr als doppelt so groß, wie das derzeit größte noch im Bau befindliche Teleskop von Magallanes in Chile mit einem Durchmesser von 24,5 Metern und fast sechsmal so groß wie das größte Teleskop des Archipels, das Gran Telescopio de Canarias (GTC) mit einem Spiegeldurchmesser von 10,4 Metern.
Paulino Rivero begrüßte die Nachricht und nannte das Projekt eine einzigartige Chance für die Kanaren. Der Bau des Teleskops wird voraussichtlich eine Milliarde Euro kosten. Damit wäre dieses Projekt ebenso kostspielig, wie seinerzeit das von der Europäischen Südsternwarte ESO geplante Overwhelmingly Large Telescope (OWL), dessen Pläne aus Kostengründen auf Eis gelegt wurden.
Sollte der Standort La Palma tatsächlich den Zuschlag bekommen, könnte etwa ein Viertel dieser enormen Summe in Form von Aufträgen an spanische Firmen gehen.
Für den Standort La Palma ist die Aussicht auf dieses Megaprojekt nach der Enttäuschung im Jahr 2010, als bekannt gegeben wurde, dass das E-ELT nicht auf der Insel, sondern in Chile gebaut wird, eine besonders gute Nachricht. Der Roque de los Muchachos auf La Palma hatte es zusammen mit dem Cerro Armazores in Chile in die Endrunde geschafft. Doch schließlich fiel die Standortwahl der ESO im Mai 2010 auf Chile. Das neue Teleskop, dessen Bau im März 2014 begann, wird einen Spiegeldurchmesser von 42 Metern haben und damit weltweit einzigartig sein. 2022 soll es in Betrieb genommen werden.
Rafael Rebolo, der Direktor des Kanarischen Astrophysikalischen Instituts IAC, freute sich über die öffentliche Ankündigung des Projekts durch den Direktor der Universität Moskau und verriet, dass man schon seit Monaten darüber in Verhandlungen stehe. Noch sei das Vorhaben jedoch nicht durch die russische Regierung verabschiedet.
Russland besaß schon einmal in der Wissenschaftsgeschichte für einige Zeit das größte Teleskop der Welt. Es steht im Kaukasus, und sein Spiegel hat einen Durchmesser von sechs Metern. Aufgrund der dort herrschenden ungünstigen Wetterbedingungen konnten die russischen Wissenschaftler seinerzeit die Möglichkeiten des Instruments für ihre Arbeit nicht voll nutzen. Vor diesem Hintergrund konnte das IAC in den Verhandlungen mit Russland anhand der Daten, die dank der langjährigen Arbeit mit verschiedenen Teleskopen an verschiedenen Standorten im Archipel vorliegen, davon überzeugen, dass die Kanaren ein idealer Standort für das geplante Rekord-Teleskop sind.
Die Insel Teneriffa bewirbt sich außerdem als Standort für Gammastrahlen-Teleskope des Cherenkov Telescope Array (CTA), das sind rund um den Erdball verteilte Observatorien zur Beobachtung von Tscherenkow-Blitzen in der Erdatmosphäre, die Rückschlüsse auf astronomische Gammastrahlenquellen wie Galaxien und Supernovae erlauben.
Teleskope der
Sternwarte auf dem
Roque de los Muchachos
Sonnenteleskope
• Swedish Solar Telescope (SST)
• Dutch Open Telescope (DOT)
Teleskope zur Erforschung des Nachthimmels
• Carlsberg Meridian Telescope (CMT)
• Isaac Newton Group of Telescopes: William Herschel Telescope (WHT); Jacobus Kapteyn Telescope (JKT); Isaac Newton Telescope (INT)
• Nordic Optical Telescope (NOT)
• Telescopio Nazionale Galileo (TNG)
• Optical Telescope
• Mercator Telescope
• Liverpool Telescope
• Gran Telescopio de Canarias (GTC)
Andere Teleskope
• Major Atmospheric Gamma Imaging Cherenkov Telescope (MAGIC)
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