Die Gebühr wird in Katalonien, auf den Balearen und in großen Teilen Europas erhoben
Santiago de Compostela – Von der Ausgangssperre bis zur Reiselust – Das Ende der Beschränkungen durch die Pandemie beschert Spaniens Städten wieder volle Straßen und belagerte Monumente und auch eine Spur von Besorgnis. Der Menschenstrom, der im Juli und August die Zentren von Santiago de Compostela, Granada, Sevilla oder Málaga bevölkerte, erinnerte die Bürgermeister und auch die Bewohner daran, dass der touristische Erfolg auch seine Schattenseiten hat. Um die gestiegenen Kosten für den Service in den Gemeinden, wie Reinigung, Transport oder Sicherheit aufbringen zu können, reklamieren die Stadtväter, dass man ihnen erlaubt, die sogenannte „tasa turística“ einzuführen, wie sie bereits seit Jahren in zahlreichen autonomen Regionen Spaniens existiert. Die Regionalregierung von Valencia hat die Touristensteuer bereits beantragt, allerdings soll sie dort lediglich in Hotelanlagen erhoben werden. Die autonomen Regierungen von Galicien und Andalusien, beide in den Händen der Partido Popular, haben entsprechende Anträge wiederholt abgelehnt.
Vor lediglich drei Jahren hatte einer der Veteranen der sozalistischen Partei, Xosè Sànchez Bugallo, die tasa turística strikt abgelehnt. Heute müsse er eingestehen, dass Santiago de Compostela, die Stadt, die er seit fünfzehn Jahren regiert, diese Steuer dringend benötigt, um nicht „am Erfolg zu sterben“. „Wir beantragen diese Abgabe für die Erhaltung des historischen Teils unserer Stadt und die gestiegenen Servicekosten“.
Um den Tausenden Pilgern und Touristen gerecht zu werden, die sich während der Hochsaison versechsfachen und den historischen Stadtteil rund um die Kathedrale des Apostels Jakobus bevölkern, funktioniert der Reinigungsdienst 24 Stunden täglich. Der Müll wird zweimal täglich eingesammelt, während er in der übrigen Stadt sechsmal wöchentlich entsorgt wird. „Ich habe nichts gegen Touristen, sie sind ein Teil der Wirtschaft unserer Gemeinde und die Pilger gehören zu einer Stadt wie der unseren. Aber das hat einen hohen Kostenfaktor, der sich auf alle Bewohner von Santiago verteilt, ob sie nun vom Tourismus leben oder nicht,“ erklärte Bürgermeister Bugallo den Medien.
Sein Vorgänger hatte bereits Maßnahmen für die Einführung der Touristensteuer eingeleitet, die ja Kompetenz der Regionalregierung ist. Doch 2019 wischte Bugallo die Diskussionen um eine Einführung vom Tisch, weil es zu große Schwierigkeiten bei der Kassierung von den unzähligen Besuchern geben werde, die nicht in der Stadt übernachten. Auch fürchtete er, die Pilger und sonstigen Tagestouristen damit zu verprellen. Doch jetzt hat der Stadtvater seine Meinung geändert.
Angesichts des unglaublichen Anstiegs der Besucherzahlen, insbesondere während des diesjährigen Jubiläumsjahres Año Xacobeo, das nur alle vier Jahre stattfindet, sei alles vorschriftsmäßig geplant und kalkuliert, versicherte der Bürgermeister.
Die Xunta de Galicia, die Regionalregierung der PP, lehnt die Einführung der Steuer ab. Ihr Präsident Alfonso Rueda bestreitet sogar, dass die Region Massentourismus verzeichne. „Ich behaupte nicht, dass dieses Risiko auf lange Sicht nicht bestehen könnte, doch augenblicklich sind wir noch sehr weit davon entfernt“.
Auch in Andalusien will die Regionalregierung unter der PP nichts von diesem Thema hören. „Wir reden nicht über Dinge, die zurzeit nicht anstehen“, erklärte der neue Ressortleiter für Tourismus Arturo Bernal und beendet damit das Thema, welches der Bürgermeister von Sevilla, Antonio Muñoz (PSOE), angestoßen hatte, unterstützt von seinen Amtskollegen aus Málaga, Francisco de la Torre (PP), und von Granada, Francisco Cuenca (PSOE).
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