Wanderer beschäftigen die Rettungsdienste


© EFE

Deutsche Touristen sind besonders aktiv und verursachen die meisten Einsätze

Deutsche Wanderer verursachten Ende März in nur drei Tagen sechs Bergrettungseinsätze. Es klingt rekordverdächtig, ist jedoch nahezu Alltag für die Einsatzkräfte, die Woche für Woche Einheimische und Touristen aus den Bergen und Schluchten retten müssen, welche die Naturlandschaften der Kanarischen Inseln so reizvoll machen. In jeder zweiten bis dritten Meldung über eine Rettungsaktion handelt es sich um Deutsche, die in eine Notlage geraten sind.

In den vergangenen Monaten häuften sich wieder einmal die Nachrichten über Touristen, die sich auf ihren Wanderungen in den kanarischen Bergen verlaufen haben oder im unwegsamen Gelände in Schwierigkeiten geraten sind und von den Rettungsdiensten, nicht selten aus der Luft, gerettet werden müssen. 

Auf Teneriffa und La Palma gab es im März innerhalb von drei Tagen sechs Fälle dieser Art. Am ersten Tag kam es zunächst zu einem Rettungsflug am Leuchtturm auf der Punta de Rasca in Arona (Teneriffa). Dort hatte sich ein 69-jähriger Deutscher einen Beckenbruch zugezogen. Er wurde zunächst von der Feuerwehr auf dem Landweg erreicht, doch die Art der Verletzung erforderte einen Hubschrauber für die Evakuierung hinzuzuziehen. Der nächste Einsatz wurde im Teide-Nationalpark nötig, wo ein 56-jähriger Deutscher mit einem Beinbruch aus dem schwer zugänglichen Gelände nahe den Roques de García gerettet werden musste. Und zuletzt wurde eine deutsche Frau von 56 Jahren auf La Palma vom Aussichtspunkt La Cumbrecita in El Paso wegen schwerer gesundheitlicher Probleme in ein Krankenhaus ausgeflogen.

Am darauffolgenden Tag kam es in dem beliebten Wandergebiet der Masca-Schlucht (Teneriffa) zu einem Einsatz, weil sich zwei 70-jährige deutsche Wanderer verlaufen hatten. Die ganze Nacht über lief eine großangelegte Suchaktion, bis die Touristen schließlich gegen Morgen von einer Bergrettungsgruppe der Guardia Civil gefunden wurden. Die beiden sollten zunächst durch einen Hubschrauber abgeholt werden, doch die Wetterverhältnisse ließen dies nicht zu. So wurde die Rettung schließlich auf dem Seeweg mit einem Schiff der Feuerwehr bewerkstelligt. Am selben Tag hatte eine ausländische Touristin auf La Palma nicht so viel Glück. Beim Wandern an der Playa Jurado in Tijarafe erlitt sie einen Herzstillstand und verstarb. Die Bergung gestaltete sich in dem unwegsamen Gelände äußerst schwierig und musste ebenfalls aus der Luft erfolgen. 

Einen weiteren Tag später wurde ein deutscher Wanderer von 80 Jahren, der sich in der Nähe von Punta del Hidalgo (Teneriffa) verirrt hatte und schon seit dem Vortag vermisst wurde, durch einen glücklichen Zufall von einem anderen Wanderer im Barranco del Tomadero gefunden. Der Mann hatte sich Schädel- und Rückenverletzungen zugezogen. Auch in diesem Fall war eine Rettung nur aus der Luft zu bewerkstelligen. 

Das Wandern auf den Kanarischen Inseln gehört zu den schönsten Urlaubserlebnissen, die man sich gönnen kann und auch sollte. Naturfreunde brauchen wegen der beschriebenen Gefahren keinesfalls darauf zu verzichten, doch können sie selbst einiges tun, um zu vermeiden, in Notsituationen zu geraten. Wichtig ist es, die in der Luftlinie scheinbar kurzen Entfernungen auf den Inseln nicht zu unterschätzen. Durch die zahllosen Schluchten (Barrancos), Senken, Täler und Bergrücken sind nahezu alle Wanderrouten um ein Vielfaches länger und mühsamer als es auf der Landkarte erscheint. Auch scheinbar gut ausgeschilderte Wanderwege weisen, vor allem fernab der Ortschaften, immer auch Abzweigungen auf, die nicht oder schlecht gekennzeichnet sind. So läuft man sehr leicht in die Irre und bemerkt dies erst, nachdem man schon mehrere Barrancos durchklettert hat und erschöpft ist. Damit muss man bei der Planung der Wanderung rechnen und bereit sein, notfalls frühzeitig abzubrechen und den schon bekannten Weg zurückzugehen. 

Ansonsten sollte mit kurzen Wanderungen in überschaubarem Gelände begonnen werden. Größere Wanderungen sollten erst mit zunehmender Erfahrung oder mit einem Führer angegangen werden. 

Auch sollte man bis zu drei Tage nach schweren Regenfällen nicht neben Steilwänden entlanglaufen, weil die Wahrscheinlichkeit, dass Felsbrocken herunterkommen, dann deutlich erhöht ist. 

Ebenso ist auf allen Wanderungen damit zu rechnen, dass im Gefälle kleine Steinchen plötzlich wie Rollsplitt wirken und heftige Stürze verursachen. Erhöhte Aufmerksamkeit und eventuell ein Wanderstock schaffen hier mehr Sicherheit. Ganz wichtig ist es, genügend Wasser mitzuführen, da es im kanarischen Klima auch ohne Sonnenschein schnell zur Dehydrierung kommt, was zu einer möglichen Desorientierung erheblich und oft zunächst unmerklich beiträgt.

Vor jeder Wanderung sollte unbedingt den Daheimgebliebenen oder dem Hotelportier mitgeteilt werden, in welchem Gebiet man zu wandern gedenkt.

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