15 Tage auf See – 4 Tote


Die Rettungskräfte brachten am 28. Oktober 2019 am Anleger von Arguineguín im Südwesten Gran Canarias 37 Migranten aus Subsahara-Afrika und dem Maghreb an Land, die in zwei Booten nahe der Insel entdeckt worden waren. Unter ihnen befanden sich fünf Babys und zwei schwangere Frauen. Fotos: EFE

Ein Frachter beendete die tödliche Irrfahrt von 33 Migranten – Das Auffangzentrum Hoya Fría ist überfüllt – Vier Babys und zwei Schwangere erreichten unversehrt die Inseln

Gran Canaria – In den letzten Oktobertagen kamen insgesamt 274 Migranten aus Afrika in zehn offenen Booten an den Küsten von Gran Canaria, Fuerteventura und Lanzarote an. Unter ihnen mehrere Babys und schwangere Frauen. Die meisten dieser Ankömmlinge erreichten die Inseln dank der ruhigen See und zahlreicher Rettungsaktionen in gutem Gesundheitszustand.


Die Überfahrt von 33 jungen Männern endete jedoch in einer Tragödie. Sie kamen vom Kurs ab und trieben fünfzehn Tage lang auf See, bis sie schließlich von einem Frachter rund 600 Kilometer südlich von Gran Canaria gesichtet wurden, und dieser die Seerettung verständigte. Der Öltanker „Bluebird“, der unter der Flagge von Singapur fährt, folgte einem Aufruf zur Hilfeleistung und nahm die Menschen auf. Zwei von ihnen waren zu diesem Zeitpunkt bereits tot, zwei weitere starben an Bord, noch bevor der Tanker tags darauf den Hafen von Gran Canaria erreichte. Dort gingen die 29 Überlebenden an Land und wurden medizinisch versorgt. Alle waren nach vielen Tagen ohne Nahrung und Wasser geschwächt und desorientiert. Vier von ihnen mussten in ein Krankenhaus eingewiesen werden. Die schreckliche Bilanz der Irrfahrt sind vier tote junge Männer und ein weiterer Insasse, der nach Angaben der Geretteten vermisst wird.

131 Personen an Bord

Einen Tag zuvor verhinderte das Rettungsschiff Guardamar Thalia vermutlich eine ähnliche Tragödie, als es am 28. Oktober auf hoher See, 240 Kilometer südlich von Maspalomas einem offenen Boot zuhilfe kam, in welchem sich 125 Männer und fünf Frauen befanden. Es war, den Angaben der Insassen zufolge, von Gambia aus in See gestochen. Die Besatzung eines Seglers hatte sie entdeckt und die Seerettung verständigt. Diese wiederum bat ein Handelsschiff, das in diesen Gewässern unterwegs war, in der Nähe des Migrantenbootes auszuharren, bis die Guardamar Thalia eintraf. Die Geretteten berichteten, schon seit mehreren Tagen unterwegs gewesen zu ein.

5 Babys, 2 Schwangere

Erstaunt waren die Seeretter und die Helfer des Roten Kreuzes, als sie in einem von zwei Booten, die nahe der Küste Gran Canarias gesichtet und abgeschleppt wurden, unter den dreißig Immigranten an Bord fünf Babys und Kleinkinder im Alter von fünf Monaten bis zwei Jahren vorfanden. Selten hatten die Helfer so kleine Kinder in einer Patera gesehen. Zwei schwangere Frau­en, die ebenfalls mit diesem Boot ankamen, wurden sofort in ein Krankenhaus in Las Palmas gebracht.

Auf der Straße

Der erhebliche Anstieg der Immigrantenzahlen übersteigt die Kapazitäten der Behörden. So kam es, dass 28 männliche und sieben weibliche Migranten kurz nach ihrer Ankunft buchstäblich auf der Straße standen.
Die normale Vorgehensweise bei illegal eingereisten Personen ist, dass diese zunächst in Polizeigewahrsam kommen und die Rückführung in die Ursprungsländer eingeleitet wird. Danach bleiben sie bis zu ihrer Rückführung, höchstens aber für zwei Monate, in einem Ausländerinternierungszentrum (CIE). Da das Zentrum auf Gran Canaria zurzeit wegen Renovierung geschlossen ist, müssen sie nach 72 Stunden bei der Polizei freigelassen werden. Und so geschah es. Die genannten 35 Personen verbrachten eine Nacht auf der Straße, einige hinter dem Caritas-Gebäude, andere im Park Santa Catalina in Las Palmas. Da die zuständige Regierungsdelegation keine Lösung fand, verhinderte die Stadtverwaltung, dass die Leute eine zweite Nacht auf der Stra­ße verbringen mussten und stellte eine Turnhalle für die Unterbringung zur Verfügung.

Hoya Fría überfüllt

Das einzige Migrantenzentrum der Kanaren, das zur Verfügung steht, in Hoya Fría auf Teneriffa, ist nach dem Ansturm der letzten Wochen an die Grenzen seiner Aufnahmekapazität gelangt. Deshalb wurden 51 Personen vorübergehend in ein Gebäude des Roten Kreuzes in La Montañeta in Garachico verlegt – eine Überbrückungsmaßnahme bis voraussichtlich zum Ende des Jahres das CIE auf Gran Canaria wieder geöffnet wird.
Nach Angaben des Innenministeriums sind bis zum 30. September 975 Migranten in 69 Booten illegal auf die Kanaren gekommen, 48% mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum. Seitdem kamen im Oktober nochmals mindestens 200 Immigranten hinzu.

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