Experten schließen sich zusammen, um das Rätsel der Walstrandungen an den Küsten der Kapverden zu lösen
Boa Vista/Kanarische Inseln – Am 22. Januar kam es an der Küste des Tartaruga-Naturreservats an der Südostküste der Kapverdischen Insel Boa Vista erneut zu einem massiven Walstranden. Wie die Nachrichtenagentur EFE unter Berufung auf einen Bericht der Kapverdischen Umweltschutzorganisation Bios.CV berichtete, fand eine Gruppe von Kitesurfern 16 gestrandete Kurzflossen-Grindwale (Globicephala macrorhynchus) am Strand João Barrosa vor.
Die meisten Tiere waren bereits tot und zum Teil im Sand eingesunken, nur wenige bewegten sich noch leicht, sodass die Surfer versuchten, sie zurück ins Meer zu bugsieren. Doch ihre Bemühungen blieben bedauerlicherweise erfolglos. Es herrschte Ebbe, und die Wale waren teilweise im Sand eingesunken; hinzu kam starker Wind.
Wie Bios.CV weiter berichtete, waren fünf Wale noch am Leben, als die Mitarbeiter der Organisation an dem Strand eintrafen. Ein Weibchen, das noch lebte, hatte ein totes Embryo neben sich liegen. Vier Versuche, die Walkuh zurück ins Wasser zu schieben, schlugen fehl.
Die traurige Bilanz des Tages lautete: 16 tote Grindwale. Die Mitarbeiter von Bios.CV machten Fotos und sammelten biometrische Daten und Gewebeproben zu Forschungszwecken, denn Experten von den Kanarischen Inseln, den Kapverdischen Inseln und Madeira arbeiten gemeinsam an einem Projekt, um die Ursachen für die Strandungen zu ermitteln und eine Vorgehensweise zu bestimmen, nach der auf Walstrandungen effizient reagiert werden kann.
Teil des Expertenrats, der an dieser Studie arbeitet, ist auch Javier Almunia, Leiter der Loro Parque Fundación auf Teneriffa, der von dem erschütternden Schicksal der gestrandeten Wale ausgerechnet während einer Tagung des Projekts MARCET auf Madeira erfuhr. MARCET ist das gemeinsame Projekt der Makaronesischen Inseln, in dessen Rahmen Walstrandungen analysiert werden, um neue Erkenntnisse für die Vorbeugung zu gewinnen. Beide kanarische Universitäten sowie die Loro Parque Fundación sind daran beteiligt.
Erst im September 2018 waren 22 Grindwale gestrandet
Die Strandung vom 22. Januar 2019 ist das zweite Ereignis dieser Art innerhalb eines relativ kurzen Zeitraums. Erst am 6. September letzten Jahres waren auf Boa Vista 22 Grindwale gestrandet, damals am Strand Farrapa. Dreizehn Wale konnten gerettet werden.
Nach dem Vorfall reisten zwei Experten der Universität Las Palmas de Gran Canaria nach Boa Vista, um die Nekropsien vorzunehmen und die dortigen Kollegen mit ihrem Wissen zu unterstützen.
Auch die Gewebeproben und sonstige Daten der Strandung vom 22. Januar werden der Universität Las Palmas zur Auswertung geschickt.
Javier Almunia von der Loro Parque Fundación unterstreicht, dass die Strandung im Januar erneut gezeigt hat, wie gering die Mittel und Möglichkeiten sind, um auf solche Ereignisse zu reagieren. Deshalb sei es dringend notwendig, eine Vorgehensweise festzulegen, damit jede Stelle weiß, was in einem solchen Fall ihre Aufgabe ist, und entsprechend schnell gehandelt werden kann.
Strandungen von Meeressäugern – oft sind es Grindwale – sind an den Küsten der Makaronesischen Inseln recht häufig. Die Ursachen sind unklar, aber es wird vermutet, dass Lärmverschmutzung im Ozean, Fischereischiffe und Meeresverschmutzung damit im Zusammenhang stehen. Dadurch, dass bislang keine eindeutige Ursache festgestellt werden konnte, ist eine Vorbeugung unmöglich. Deshalb, so Almunia, ist jede neu gewonnene Information, die in internationaler Zusammenarbeit ausgewertet wird, wichtig, um die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu erweitern und die Meeressäuger besser schützen zu können.[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]